Aggression,wenn Türen knallen 1 - iStock © SDI ProductionsIrgendetwas hat im Leben dieses Kindes gerade nicht so funktioniert, wie das Kind das gerne gehabt hätte. Das können die Legos sein oder die Prüfungsfragen oder auch die Mama, die etwas nicht erlaubt … Aggression ist in den meisten Fällen laut und für jeden in der Umgebung gut sichtbar. Das Kind, welches sich schreiend auf den Boden schmeißt, die Schultasche, die mit Getöse in der Ecke landet, oder die Tür, die krachend ins Schloss fällt, wir alle kennen solche Situationen von unseren Kindern und ja, bestimmt auch von uns selbst.

Es gibt aber auch Formen der Aggression, die auf den ersten Blick nicht unbedingt als solche zu erkennen sind: eine zynische Bemerkung, Sarkasmus und schwarzer Humor. Sich auf Kosten von jemand anderem lustig machen oder das Ausnutzen der Schwäche oder Machtlosigkeit zum Beispiel eines Schülers von der Lehrperson, um nur einige Beispiele zu nennen.

Hinter jedem aggressiven Kind steckt ein frustriertes Kind

Aggressives Verhalten ist eindeutig nicht das, was wir uns wünschen; was dazu führt, dass wir oft dazu bewegt sind, dieses Verhalten zu bestrafen. Wir brummen dem Kind eine Strafe oder schöner ausgedrückt, eine Konsequenz auf oder wir entziehen ihm Privilegien wie Medienzeit oder die Gute-Nacht-Geschichte.

Wenn wir davon ausgehen, dass hinter jeder Aggression Frustration steckt, können wir also daraus schließen, dass wir mit der Bestrafung dem ohnehin schon frustrierten Kind noch mehr Frust hinzufügen. Macht nicht wirklich Sinn, oder?

Was aber tun, mit einem Kind, dessen Aggressionsenergie sich gerade in wenig konstruktiver Weise entlädt?

Die Aggression bewältigen – von „Sauer zu Trauer“

Wenn wir die Frustration hinter dem aggressiven Verhalten kennen, können wir das in Worte fassen:

Oh, das war heute Morgen wirklich frustrierend und auch etwas traurig?

Wenn wir den Grund nicht kennen, können wir danach fragen, müssen aber davon ausgehen, dass es das Kind gerade selbst nicht weiß oder nicht in Worte fassen kann. Vielleicht weil es noch zu klein dafür ist oder weil das, was dem Kind da im Weg steht, einfach zu groß ist, um es wirklich zu sehen und zu fühlen.

In jedem Fall ist es das Ziel, das Kind zu seinen Tränen über die Vergeblichkeit zu führen. Weil dies aber auch eine sehr verletzliche Sache ist, braucht es einen sicheren Ort, um trauern zu können. Dieser sichere Ort ist für unsere Kinder in erster Linie eine tiefe Bindung an eine fürsorgliche erwachsene Person. Sie brauchen jemanden, der ein JA hat, auch für die schwierigen Emotionen und für Tränen. Sie brauchen Geborgenheit.

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In unserer Kolumne geht die zert. Neufeld-Kursleiterin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?