Ralph Herforth im Gespräch mit Jumana Mattukat

„Meine Frau und meine 4 Kinder – das ist mein Segelboot!“

Ralph Herforth 1696 ®JGern

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Bei der Kindererziehung ist es ihm besonders wichtig, dass Eltern ihren Kindern mit Respekt begegnen. Eltern sollten aufmerksam sein: welches Bedürfnis hat mein Baby jetzt? Sie sollten sich informieren über das, was Babys wirklich brauchen. Wenn die Kinder dann älter sind, rät er dazu, möglichst freundlich und ruhig zu bleiben. Kinder seien wahnsinnig verstört, wenn Erwachsene ausrasten oder sie womöglich schlagen.

Was ist für Sie die größte Veränderung von vor und nach dem Vater-Sein?

Ich bin ja schon so lange Vater, da muss ich erst mal nachdenken (überlegt). Früher dachte ich – wie jeder Mann wahrscheinlich – mit 50, da werde ich alleine auf einem Segelboot irgendwo vor Madagaskar vor mich hin schippern und spätestens mittags sturzbetrunken sein (lacht). Und heute hat mich das Leben eines Besseren belehrt: meine Frau und meine 4 Kinder – das ist mein Segelboot!

Was lieben Sie an Ihren Kindern?

(denkt nach) Nicht alles, aber immer mehr. Ich bin mal mehr, mal weniger genervt von ihnen, was aber der Liebe keinen Abbruch tut. Liebe ist ja keine rosa Wolke – Liebe geht durch dick und dünn!

Was haben Sie richtig gut hinbekommen als Vater?

Dass sie gute Jungs sind. Im Detail: sie lieben Sport, sind clever, sind smart in der Schule – nicht die Besten, aber smart. Was mir aber das Wichtigste ist: sie haben das Herz am rechten Fleck. Sie sind nicht gierig oder kalt. Sie sind rücksichtsvoll und kriegen mit, wenn ihre Freunde schlecht drauf sind oder Probleme haben. Dann haken sie nach mit „Hey, kann ich dir helfen?“.

Wo sagen Sie, da war ich nicht so brillant, das ist verbesserungswürdig?

Früher war ich schon recht egozentrisch. Wenn ich zum Beispiel drachenfliegen oder kitesurfen wollte, dann hab’ ich das eben auch gemacht. Da war ich nicht so ein Vater wie ich es jetzt bin. Eher habe ich meine Frau und die Kinder einfach zu Hause „sitzen lassen“. Ich hätte nicht anders gekonnt. Heute bin ich ruhiger geworden.

Woran liegt das?

Der Testosteronspiegel ist ein Stück weit runter (lacht). Im Ernst: wenn ich heute mit meiner Familie zusammen bin, dann empfinde ich jetzt viel mehr Glück darin als früher.

Welche Werte möchten Sie weitergeben?

Alles was human ist – im positivsten Sinne! Ich möchte meinen Kindern vor allem Freude mit auf ihren Weg geben und ein Gefühl von „Die Eltern sind da!“.

Welche Frage fürchten Sie später von Ihren Kindern?

Warum hast du das getan?
Warum hast du mir nicht zugehört?
Warum hast du den anderen geglaubt und nicht mir?
Warum hast du telefoniert, während ich dir etwas zeigen wollte, das mir in dem Moment so wichtig war?
Warum hast du soviel Zeit am Computer verbracht?
Ich sage viel zu oft „Warte mal“.

Woran sollen sich Ihre Kinder erinnern?

Dass es zu Hause Spaß gemacht hat. Dass wir Fahrrad zusammen gefahren sind, dass wir soviel miteinander unternommen haben, dass wir füreinander da waren, dass sich unser Zuhause wie ein großes weiches Sofa angefühlt hat. Das sollen ihre Erinnerungen sein!

Hinterher ist man immer schlauer – was raten Sie Eltern mit Baby?

Eltern sollten aufmerksam sein: welches Bedürfnis hat mein Baby jetzt? Sie sollten sich informieren über das, was Babys wirklich brauchen.

Ich selbst bin da nicht wirklich gut, meine Frau ist darin wirklich toll, sich kundig zu machen.

Und eine große Bitte habe ich an Eltern: zieht Eure Kinder bloß nicht immer so warm an. Warum müssen Babys eingepackt sein wie im dicksten Winter, während wir im T-Shirt rumlaufen? Wenn die Kinder dann älter sind, kann ich nur raten, möglichst freundlich zu bleiben und ruhig. Kinder sind wahnsinnig verstört, wenn wir ausrasten oder sie womöglich schlagen.

Wie schätzen Sie eine Fremdbetreuung durch Kitas ein?

Das Thema hatten wir gerade mit unserem 19 Monate alten Sohn. Erst hatten wir ihn in einer Kita angemeldet, damit er dort mit einem Jahr einen Platz bekommt. Dann haben wir uns das noch mal anders überlegt. Wir dachten „Mensch, das ist so ein ruhiges liebes Kerlchen – wie wird er sich verändern mit so vielen Kindern, die vielleicht wesentlich rüpelhafter sind?“ Wir wollten nicht, dass er in diesem zarten Alter schon bestimmte Verhaltensweisen, Respektlosigkeit oder Übergriffigkeit vorgelebt bekommt. Wir fanden es ganz einfach zu früh!

Wann wuchs Ihre Bedeutung als Vater; ab welchem Alter der Kinder?

Die war von Anfang an da. Ich bin zwar nicht so ein Papi, der mit zur Atemgruppe geht; und klar beginnt das bei Frauen früher. Es ist schön, die Hand auf den Bauch zu legen, aber natürlich empfinden Väter nicht dasselbe wie Mütter, in denen das Kind heranwächst. Nach der Geburt aber war ich gleich präsent.

Haben Sie sich zurückgesetzt gefühlt, als ihre Frau gestillt hat?

Nein! Das ist mir absolut fremd.

Es gibt den Spruch „Das Wichtigste, das ein Vater für seine Kinder tun kann, ist, ihre Mutter zu lieben.“ Ihre Meinung dazu?

Das Größte, das Wichtigste, ist, wenn meine Frau und ich miteinander harmonisch sind, das ist für die Kinder das Allerschönste. Manchmal fordert Levin das richtiggehend ein: er sitzt neben seiner Mama auf dem Sofa und klopft auffordernd neben sich: Papa! Mit Mama und Papa auf der Couch, was gibt es größeres für so einen Kleinen? Er badet dann in diesem „Alles ist gut“-Gefühl und ist in diesen Momenten so unglaublich „da“.

Gibt es Situationen mit ihren Kindern, wo Sie Ihre eigene Kindheit einholt?

Ständig. Ich mache die ganze Zeit Sachen, die man nicht machen sollte. Ich habe irre Fehler gemacht, war zu oft nicht da. Schmerzhaft habe ich aus meiner Kindheit in Erinnerung, dass vor einer Bestrafung nie gefragt wurde: „War das wirklich so, wie der Lehrer gesagt hat?“. Wir Kinder wurden oft so respektlos und wie Unmündige behandelt.

Ich wünsche mir, dass wir aus unseren Fehlern lernen und wir Kindern mit Respekt begegnen.

Vielen Dank für das Gespräch.