Angst vor der Angst - Fotolia © inna-astakhovaKürzlich erzählte ein Redner auf einer Veranstaltung folgendes: „Mein dreijähriges Kind hat sich absolut daneben benommen. Da hab ich es ins Zimmer gestellt und gesagt, es könne wieder kommen, wenn es sich entschuldigt für sein Verhalten.“ Vielleicht haben sie auch schon ähnliches gesagt und Ultimaten gestellt wie

„Geh auf dein Zimmer, bis du weißt, wie man sich hier benimmt.“

Wahrscheinlich haben sie dabei festgestellt, dass es sogar funktioniert.

Und es ist so, solche und andere Ultimaten, bei denen wir Trennung androhen oder sogar umsetzen, funktionieren ganz oft. Für den Moment zumindest. Wenn das gleiche Kind dann abends nicht alleine im Zimmer schlafen möchte, weil es einen Drachen unter dem Bett vermutet, kommen wir nur kaum auf die Idee, dass dieser vermutete Drache einen Zusammenhang mit der Situation des Ultimatums bzw. der Trennung haben könnte. Und doch ist es so:

Mit solchen Sätzen und der Konfrontation mit Trennung alarmieren wir unser Kind.

Wir senden ihm die Botschaft mit „Ich lasse dich alleine.“ oder „Ich schicke dich von mir weg.“ Unterschwellig sagen wir damit auch, dass das Kind nur in meiner Nähe willkommen ist, wenn es sich entsprechend benimmt. Natürlich tut das Kind in dem Moment alles, um die angedrohte Trennung zu verhindern und um die Nähe wieder herzustellen. Deshalb funktioniert es ja auch und das Kind ist plötzlich ganz brav. Der (Trennungs-)Alarm aber bleibt … Meistens ist das Kind gar nicht in der Lage, sich dessen bewusst zu sein oder gar darüber zu sprechen. Das Gehirn sucht sich dann einen anderen Grund für den Alarm, einen, über den man sprechen kann, und schon sind wir beim Monster unter dem Bett …

Wenn wir unserem Kind diesen Stress ersparen wollen, tun wir gut daran, es und seine Bedürfnisse zu verstehen, in Beziehung zu gehen und es mit klarer Kommunikation zu führen, statt mit Ultimaten unter Druck zu setzen. Und auch das funktioniert, wenn auch nicht immer so unmittelbar, dafür aber weitgehend ohne abendliche Monster unter dem Bett und ähnliche Katastrophen.

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?