Eifersüchteleien unter Geschwistern - AdobeStock © MNStudio„Mein 2,5-jähriges Kind ist so eifersüchtig auf das Baby. Ich kann die beiden oft nicht aus den Augen lassen. Was soll ich bloß machen?“ Nicht selten werde ich in Beratungsgesprächen mit dieser Frage konfrontiert. Eltern sind frustriert, es könnte doch alles so schön idyllisch sein, wenn da diese Krisenmomente nicht wären …

Da das Kleinkind sich über die Bindungswurzeln „Zugehörigkeit und Besitz“ bindet, können wir diese Wurzel gezielt nähren, indem wir

  • das WIR stärken: „Wir als Familie machen das so …“
  • Dinge gemeinsam machen: „Komm, du und ich, wir wickeln das Baby.“
  • uns dem Kind bewusst zuwenden: „Die nächste halbe Stunde gehört uns beiden, was möchtest du spielen?“
  • das Familiengefühl stärken: „Das ist unsere Familie, du bist ein wichtiger Teil davon …“

Außerdem gibt es ja noch die beiden vorangegangenen Bindungswurzeln „Sinne und Gleichheit“. Nicht selten werden diese in dieser Phase wieder präsenter und wichtiger. Auch diese können wir nähren, indem wir

  • kuscheln, in den Arm nehmen, zusammen baden, in einem Bett schlafen, zusammen raufen …

Gleichheit: Viele Kleinkinder spielen gerne mit Puppen das nach, was Mama mit dem Baby macht. Das bedeutet übersetzt: „Ich bin wie Mama und kümmere mich ums Baby.“ Gleichheit können wir auch in anderen Bereichen betonen, zum Beispiel: „Schau du sitzt schon am Tisch und isst mit Messer und Gabel wie Mama und Papa.“ oder „Du hast schon Zähne wie Mama und Papa und die dürfen jeden Abend geputzt werden.“ usw.

All diese Dinge, die die Bindung stärken sind umso nährender, wenn wir sie von uns aus anbieten und nicht darauf warten, bis das Kind sie einfordert.

Und hier noch ein paar weitere Eifersuchts-Hacks:

Strukturen und Rituale: In Ausnahmesituationen geben gleichbleibende Strukturen und Rituale viel Halt und Sicherheit. Besonders wichtig sind Rituale, die vor dem Baby schon da waren und die beibehalten werden können.

Exklusiv-Zeit: Das muss nicht ein ganzer Nachmittag sein und auch kein krasser Ausflug. Aber regelmäßig Zeit mit Mama und/oder Papa allein kann Wunder bewirken. Und wenn es nur 10 Minuten am Abend sind …

Unterstützung: Wie toll ist es, wenn die Oma da ist und einfach Zeit zum Spielen hat. Oder wenn die Oma mit dem Baby eine Runde macht und die Mama Zeit zum Spielen hat.

Notfallplan: Es gibt diese Tage, da läuft gefühlt einfach nichts rund. Für solche Tage ist es hilfreich, wenn man einen Notfallplan hat. Manchmal hilft es, raus aus den eigenen vier Wänden zu kommen, Oma oder einen Indoorspielplatz zu besuchen, einen Regenspaziergang zu machen oder das Baby ins Tragetuch zu nehmen und einen Spielplatz aufzusuchen, obwohl zuhause noch so viel zu erledigen wäre …

Bei uns war die Badewanne immer sehr beliebt und hat mich vor manchen Krisen bewahrt oder auch die Popcorn-Maschine, Fingerfarben, ein Eimer Wasser mit ein paar Bechern … Und wenn gar nichts hilft, ist doch auch der Bildschirm mal ok.

Und last but not least: Selbstfürsorge! Wir alle können viel besser auf die Bedürfnisse unserer Kinder eingehen, wenn wir einigermaßen ausgeglichen sind und unsere Bedürfnisse mehr oder weniger wahrgenommen und gestillt sind. Vergessen wir uns selbst nicht im Strudel des Familienalltags!

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In unserer Kolumne geht die zert. Neufeld-Kursleiterin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?