Geschwistergeflüster - Foto © Thierry MariusBeziehungen unter Geschwistern sind besondere Beziehungen. Man kann sie sich nicht aussuchen und trotzdem bleibt man irgendwie ein Leben lang miteinander verbunden, mehr oder weniger nahe halt.

In jeder Phase der Kindheit gibt es wieder neue und überraschende Facetten

Meist macht man sich Gedanken zum Thema, bevor das zweite Kind auf der Welt ist.

Wie kann ich mein Kind auf das „große Schwester sein“ oder „großer Bruder sein“ vorbereiten?

Nebst vielen kreativen Ansätzen ist es wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass die Geburt eines jüngeren Geschwisters für das ältere Kind immer auch eine Trennungssituation bedeutet. Die Familie verändert sich, und das Kind stellt sich, mehr oder weniger bewusst, die Frage, ob noch genügend Liebe, Annahme, Raum für es da ist. Dies immer wieder zu bestätigen, ist unsere Hauptaufgabe. Gut möglich, dass ein Kind in dieser Zeit eine Bindungsstufe zurückgeht, dass es wieder mehr Körperkontakt und Kuscheln braucht, oder dass es wieder stärker das Bedürfnis hat «wie Mama» zu sein. Wenn wir dem Bedürfnis nachgeben, und den emotionalen Tank des Kindes füllen, wird es über kurz oder lang wieder durchstarten. Das Füllen des emotionalen Tanks ist die beste Vorbeugung gegen Eifersucht.

Als ich mit dem 3. Kind schwanger war, musste ich wegen einer Placenta praevia viel liegen. Während das erste Kind im Kindergarten war, hatte ich viel Zeit, die ich mit dem mittleren Kind verbringen konnte. Es baute sozusagen auf dem Sofa beim Bücher erzählen eine Beziehung zum Baby auf, eine Beziehung, die bis heute eine besondere ist.

Natürlich ist das nicht immer möglich, und das viele Liegen müssen hatte auch seine mühsamen Seiten. Aber wie so oft im Leben gibt es positive Nebeneffekte, und diese Geschwister-Beziehung ist definitiv so einer. Und auch wenn Sie nicht liegen müssen, werden Sie kreativ und suchen Sie Momente, wo Sie den emotionalen Tank Ihres werdenden großen Geschwisters auffüllen können. Es lohnt sich!

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?