Große Gefühle - Foto Adobe Stock © Tasha„Ich merkte, es ist besser, wenn ich mich jetzt verziehe, sonst eskaliert es nur.“ Als ich diesen Satz von einem meiner Kinder hörte, wusste ich, da sind gemischte Gefühle!

Es ging um eine immer wiederkehrende Situation, die regelmäßig für Ärger sorgte. Ganz normale Geschwister-Konflikte halt. Man ist sich uneinig, die Diskussion wird hitziger, Worte und Vorwürfe fliegen, Frust entsteht und schwappt über in Aggression. In so einem Moment zu sagen „Ich geh jetzt besser“ und dies auch zu tun, ist eine ziemlich reife Leistung, die wir nicht zu früh von unseren Kindern erwarten dürfen. Hier geht es auch nicht um ein wütendes „Ihr könnt mich alle mal, ich geh jetzt“, sondern darum, sich aus der Situation zu nehmen, bis die Gefühle bei allen etwas abgekühlt sind und man wieder konstruktiv miteinander umgehen kann.

Wenn der Stress steigt …

Während bei einem Kleinkind (Kinder unter 7 Jahre) alle Gefühle einzeln und ungefiltert sichtbar werden, wird es im Alter zwischen dem fünften und siebten Geburtstag möglich, Gefühle zu mischen. Neben der Wut auf die Schwester kann das Kind nun immer mehr auch z. B. die Fürsorglichkeit fühlen. Und damit wird die Aggressionsenergie abgemildert. Es fliegen statt der Fäuste vielleicht nur noch Worte.

und die Frustration in Aggression umschlägt …

Wenn wir nun Kinder haben, die sehr temperamentvoll sind und deren Frustration schnell in Aggression umschlägt, liegt die Lösung in der Reife bzw. in der Fähigkeit, Gefühle mischen zu können. Solche Kinder brauchen statt „Aggressionstraining“, viel mehr einen Ort, an dem sie reifen können. Sie brauchen eine sichere und tiefe Bindung, weiche Herzen und viel, viel Spiel.

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?