Langeweile - Foto iStock © Juanmonino„Mama, mir ist soo langweilig!“ Hören Sie das gerade jetzt in der letzten Zeit öfters? Nervt es Sie oder fühlen Sie sich verantwortlich, Ihr Kind zu beschäftigen oder zu unterhalten? Dann möchte ich Ihnen eine andere Möglichkeit aufzeigen, Langeweile zu begegnen und mit Langeweile umzugehen.

Kürzlich habe ich zu meinem gelangweilten Kind gesagt: „Och, ich wünschte, mir wäre mal langweilig ….“ Der Satz klang in mir nach, eigentlich wollte ich damit sagen, dass ich sehr beschäftigt bin. Und etwas im Hintergrund auch, dass ich gerne einfach mal nichts zu tun hätte.

Ideen, Kreativität und Emergenz brauchen Raum

Und darum geht es genau, dieses einfach mal nichts zu tun zu haben. Was sich auf den ersten Blick blöd oder manchmal sogar alarmierend anfühlt, ist auf den zweiten Blick eine wunderbare Chance. In diesem Moment der Leere entsteht der Boden, wo Neues wachsen kann. Wenn wir diese Leere oder dieses Vakuum zulassen, bereiten wir neuen Ideen, Kreativität, Neugierde oder einfach der Emergenz eine Bühne. Wir bieten unseren Kindern damit die Chance in die Blase des echten Spiels abtauchen zu können. Ich liebe es, Kindern zuzuschauen, die so richtig ins Spiel vertieft sind. Und ich bin überzeugt davon, dass dies ein wunderbarer, heilsamer Ort ist. Ein Ort, wo Lernen pur stattfindet, aber eben auch Heilung und ganz viel Entwicklung.

Deshalb möchte ich Sie einladen, der Versuchung zu widerstehen, Ihr gelangweiltes Kind zu beschäftigen und zu unterhalten. Vertrauen wir unseren Kindern, dass sie selbst Ideen entwickeln und kreativ werden, dass sie ins Spiel finden. Vielleicht denken Sie jetzt: „Gut und recht, aber mein Kind fängt dann an den kleinen Bruder zu nerven, Blödsinn zu machen oder zu quengeln.“ Nun einige Voraussetzungen sollten erfüllt sein, damit Kinder ins echte Spiel finden können:

Kinder sollten sich sicher, geliebt und willkommen in unserer Gegenwart fühlen. Sie sollten frei sein, frei von Terminen und frei von Ablenkung, z.B. von Bildschirmen. Und sie sollten »fit« sein, also nicht hungrig, übermüdet oder auch alarmiert oder ängstlich usw.

Probieren Sie es mal aus. 😉

Ihre Angela Indermaur

weitere Informationen

Das selbstorganisierte Kind – Gerald Huether,Hirnforscher
Langeweile ist hirntechnisch das Beste was einem Kind passieren kann, sagt der Neurobiologe Gerald Hüther. Kinder besitzen von Natur aus eine unglaubliche Entdeckerfreude und Neugierde, die es ihnen ermöglicht, sich alles anzueignen. Doch wie kommt es, dass so viele Kinder spätestens zum Schuleintritt diese Begeisterung für das Lernen verloren haben? YouTube – Vera Videoblog

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?