Ich war überzeugt, dass ich meinen großen Bruder heiraten werde! Ganze 5 Jahre war ich alt, er 15 Jahre älter und ich hatte ihn so lieb, dass ich ihn einmal heiraten wollte. Dass er sich gerade zu diesem Zeitpunkt mit meiner lieben Schwägerin verlobte, und ich echt garstig zu ihr war, ist eine andere Geschichte. 😉
Im Alter von 4 bis 5 Jahren entwickelt sich
in Sachen Bindung eine besondere Wurzel:
jene der Liebe!
Viele Kinder drücken dies mit gemalten Herzchen oder mit Aussagen wie »Ich liebe dich« aus. Wenn sie entdecken, dass Menschen, die sich ganz fest liebhaben, heiraten, wollen sie eben jene, die sie lieben auch heiraten!
Seit es jenen süßen Hasen gibt, dessen Mama ihn liebt bis zum Mond und wieder zurück ist dies für Kinder ein beliebtes Maß geworden, um die Liebe zu beschreiben. Zumindest bei unseren Kindern war dies oft der letzte Satz, den wir einander abends vor dem Einschlafen sagten.
Die Bindungswurzel der Liebe entwickelt sich ungefähr zu dem Zeitpunkt, wenn die meisten Kinder in den Kindergarten kommen (zumindest hier in der Schweiz). Und das macht auch total Sinn! Liebe ist verbunden mit Emotionen, und dadurch sind unsere Kinder jetzt in der Lage, eine gewisse Zeit innerlich an uns festzuhalten, auch wenn sie physisch von uns getrennt sind.
Bei unseren Teenagern müssen wir das mit der Liebe manchmal etwas verpacken. Der kleine Hase und der Mond sind ja nicht mehr so cool. Liebe kann dann auch ZEIT bedeuten, oder etwas zu LIEBE tun, vielleicht die verspannten Muskeln massieren oder den Rücken eincremen. Manchmal geht Liebe auch durch den Magen … okay, bei Teenies sogar meistens …
Ihre Angela Indermaur
Ein Beitrag aus unserer Kolumne:
Menschen(s)kinder
Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?