SpielRaum lassen - Foto iStock © fundamental rightsWas könnten wir in unseren Familien tun, damit es gar nicht erst zur Krise kommt?“ Diese Frage haben wir uns bereits im letzten Artikel gestellt. Neben den tiefen und sicheren Bindungswurzeln, möchte ich heute ein wahres „Zaubermittel“ für Familien vorstellen.

Unsere Kinder werden im Moment zwangsläufig mit Nachrichten und Themen konfrontiert, die nicht wirklich kindertauglich sind. Dies kann eine Menge auslösen: Unsicherheit, Zukunftsangst, Fragen, aber auch Frustration oder Resignation, usw.

Zusammenfassend könnten wir auch sagen, unsere Kinder werden alarmiert, weil ihre Welt zunehmend unsicher erscheint. Dieser Alarm zeigt sich ganz unterschiedlich: „Hippeligkeit“, Unruhe, Zerstreutheit, Ängstlichkeit, Frustration, Aggression, bis hin zu Zwängen und Neurosen.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, können oder sollten wir unseren Kindern die Möglichkeit geben, den Alarm und die damit verbundenen Emotionen ausdrücken zu können. Und dies geschieht am einfachsten und besten im SPIEL. Deshalb heißt mein Zaubermittel (nicht nur) für Kinder SPIEL.

Wie wir unseren Kindern freien SpielRaum schaffen

Spiel ist nicht echt und deshalb können im Spiel auch die ganz schwierigen Themen angegangen werden. Kennen Sie das Spiel „Unsere Eltern wären tot und wir sind nun allein“ oder Ähnliches? Dieses Thema wäre in echt viel zu schwer, aber im Spiel kann man sich dieser Angst stellen und einen Umgang damit finden. Vielleicht entdecken wir unsere Kinder plötzlich beim Spiel „Wir hätten keinen Strom und müssten mit Feuer kochen“. Dann wissen wir, da geschieht gerade ganz viel Verarbeitung!

Das Spiel macht seine Arbeit selbst. Wir müssen unsere Kinder nicht zu den Themen hinführen oder sie gar vorgeben. Aber wir müssen ihnen SpielRaum schaffen. Kinder brauchen dringend freien Raum, um ins Spiel abtauchen zu können. Mit „frei“ meine ich:

Frei von Terminen: Vielleicht wäre ein freier Nachmittag gerade wichtiger als der 3. Schwimmkurs oder das Frühe Englisch lernen?

Frei von Ablenkungen: Ablenkung Nummer 1 sind Bildschirme. Manchmal müssen wir unsere Kinder davon befreien, um Raum für echtes Spiel zu schaffen. Aber auch Spielkameraden können manchmal eine Ablenkung sein. Als Eltern haben wir ein Gespür dafür, wenn unser Kind einfach Zeit für das Alleinspiel braucht. Seien wir mutig und schaffen diesen Raum!

Frei von (Bindungs-)Arbeit: Kinder müssen sich geborgen und verbunden fühlen, um ins Spiel zu finden. Fühlen sie sich unsicher in der Beziehung, sind sie dazu bewegt, zuerst die Beziehung sicher zu stellen.

Schaffen wir unseren Kindern diesen SpielRaum, leisten wir einen weiteren großen Beitrag zur späteren Krisen-Resistenz!

Ihre Angela Indermaur

PS: Übrigens, Spiel ist auch für uns Erwachsene eine wunderbare Möglichkeit, Schweres zu verarbeiten. Spielen sie schon?

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?