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Christian Lüdke
Wer hat Stella und Tom die Angst gemopst?
Geschichten, die Kinder stark machen
Medhochzwei Verlag, Heidelberg
ISBN 978-3-86216-385-4
111 Seiten
24,99 Euro

Diese Rezension des Buchs „Wer hat Stella und Tom die Angst gemopst?“ fällt ein wenig aus dem Rahmen: Kein Ratgeber-Buch und auch keine wissenschaftlich gestützte Information zu einem Thema/Problem kindlichen Aufwachsens, sondern ein Versuch, verbreitete Ängste von Kindern (und Erwachsenen) „aufzulösen“ über das Erzählen, hier: Vorlesen, von Geschichten und die Anregung zum Eltern-Kind-Gespräch.

Was beschäftigt eigentlich unsere Kinder? Was bereitet ihnen Sorgen und Ängste und wie können mein Kind und ich damit umgehen? Natürlich gibt es die Angst vor einem Monster unterm Bett oder schlechten Träumen. Damit kennen wir Eltern uns aus und wir können meist damit umgehen. Es gibt aber auch Ängste und Probleme, welche die ganze Familie betreffen. Trennung und Scheidung, Umzüge, Jobverlust, Demenz, Eifersucht oder Scham um nur einige der Buchthemen zu nehmen. Und wo wir Eltern selber beeinträchtigt sind, wird es schon schwieriger auch die Kinder wahrzunehmen.

Ein schweres Thema für ein Kinderbuch könnte man denken. Aber schließlich spüren auch die Kleinsten ganz genau wenn die Erwachsenen Probleme haben. Und ein Jobverlust macht auch den Kindern als Familienmitgliedern Sorgen. Da hilft eben am besten: Darüber reden. Ernst nehmen. Und dann versuchen damit umzugehen und Erleichterung zu finden.

Mops Mampfred hilft

Im Buch geschieht dies spielerisch mithilfe der beiden Freunde Stella und Tom. Die beiden erleben gemeinsam jede Menge Abenteuer, aber eben auch Ängste. Hilfreich zur Seite steht ihnen der kleine Mops Mampfred, der zwar sehr gerne isst, aber noch viel lieber die Kinder dabei unterstützt, mit ihren Krisen umzugehen. Es ist unterteilt in 17 unterschiedliche Geschichten, die verschiedene Ängste thematisieren.

Geschrieben wurde dieses Buch von Dr. Christian Lüdke, der sich als Kinder- und Jugendlichentherapeut, Klinischer Hypnotherapeut sowie Traumaexperte von Berufs wegen mit den Ängsten unserer Kinder beschäftigt. Als Experte für die Behandlung der Ängste von Kindern und Jugendlichen ist er gefragter Interviewpartner in Funk und Fernsehen.
Wie soll ich mit meiner dementen Oma umgehen?

Daher gibt das Buch durch seine Geschichten konkrete Tipps zum Umgang mit Fragen z.B. „Wie sollen wir mit kranken Omas und Opas umgehen?“ oder „Warum müssen Geschwister immer nur so streiten?“ Die Antworten sind liebevoll und leicht verständlich geschrieben, meist durch Mops Mampfred  beantwortet. Themen wie Bettnässen, Pflegefamilien oder sogar Terroranschläge finden ihren Platz und sind kindgerecht aufgearbeitet.

Geschichten rund um die Angst

Den kleinen Mops können nur Kinder sehen, die schon einmal Angst hatten. Und da gibt es einige Überraschungen für Stella und Tom. Auch das nette Hausmeisterehepaar und eine freundliche Lehrerin sind Teil des Buches. Jede Geschichte ist für sich erzählt und beschäftigt sich mit den unterschiedlichsten Themen. Gleichzeitig erleben die beiden Freunde mit ihrer Suche nach dem passenden Schloss für einen geheimnisvollen Schlüssel ein Abenteuer, dass ich sich als roter Faden durch das Buch zieht.

Zum Abschluss beschreibt Christian Lüdke noch die Gefühlswelt von unseren Kindern und welche große Rolle die Fantasie und das magische Denken spielen. Er beschreibt die entspannende Wirkung von Geschichten. Angst spielt bei jedem Kind eine Rolle und wir sollten sie ernst nehmen und begleiten. Bei Kindern können neue Entwicklungsschritte beängstigend wirken. Mit Geschichten können sie in neue Welten eintauchen und Lösungsstrategien finden.
Warum Wiederholungen für Kinder so wichtig sind

Lesen und ins Gespräch kommen

Das Buch bietet eine schöne Gelegenheit gemeinsam zu lesen und dann ins Gespräch zu kommen. Am Ende jedes Kapitels stellt der Autor eine Frage die zum Nachdenken einlädt und passend zum Thema Gesprächsstoff bietet z.B. „Warst Du schon einmal so richtig sauer auf Mama und Papa?“

Es finden sich gute Tipps zum Vorlesen, darunter auch die Wichtigkeit von Wiederholungen. Ja, wir Erwachsenen verdrehen manchmal innerlich die Augen wenn wir ein Buch zum gefühlt 100sten Mal vorlesen. Aber für die Kinder bedeutet dies, Teil einer Geschichte zu werden, die sie in- und auswendig kennen.

Was es mit dem geheimnisvollen Schlüssel und den magischen Murmeln auf sich hat, die Stella und Tom finden, kann man also am besten beim gemeinsamen Lesen dieses Buches herausfinden. Auch gerne in einigen Wiederholungen.

von Vanessa Welker

Buchautor Dr. Christian Lüdke

Über den Buchautor: Dr. Christian Lüdke

ist approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und Geschäftsführer der TERAPON Consulting GmbH. Jahrgang 1960. Verheiratet, zwei Töchter
War viele Jahre lang psychologischer Ausbilder von Spezialeinheiten der Polizei in NRW und Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität zu Köln, Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie. Seit 1997 Experte für die Betreuung von Gewalt- und Kriminalitätsopfern.