„Das was Kinder wirklich brauchen ist umsonst zu geben, was nicht heißt, dass es uns nicht hin und wieder etwas kostet.“
Dieser Satz steht am Ende meines Beitrags BeziehungsWeise und die Frage, was Kinder denn wirklich brauchen, wurde dort bereits beantwortet. Einen Ausdruck möchte ich aber nochmals aufgreifen:
Kinder brauchen das Gefühl, willkommen an unserer Seite, in unserem Leben zu sein.
Vor ziemlich genau 20 Jahren durfte ich mein erstes, winzig kleines Baby im Arm halten. Hätte mich damals jemand gefragt, ob mein Töchterchen in meinem Leben willkommen sei, hätte ich keine Sekunde gezögert. Selbstverständlich ist sie uns mehr als willkommen, sie ist ja ein absolutes Wunschkind, hätte ich geantwortet.
Eigen, geliebt und wertgeschätzt
Als sich aus dem süßen Baby ein Kleinkind und später auch ein Schulkind mit einer ganz eigenen Persönlichkeit entwickelte, gab es aber durchaus Momente, wo mir die eine oder andere Eigenheit nicht sehr willkommen war. Und ich denke, so geht es uns mit jedem Kind. Sie entwickeln sich zu eigenen Persönlichkeiten und entwickeln so manche Eigenschaften, die uns nicht immer so „in den Kram passen“. Und dann stellt sich die Frage, ob uns das Kind, in seiner Individualität immer noch willkommen ist und ob wir dieses „welcome“ auch vermitteln können?
Wenn ein Kind tief in sich spürt, dass es von seinen Eltern auch geliebt und wertgeschätzt wird, auch wenn es sich für einen anderen Kleiderstil entscheidet, auch wenn es ein Hobby oder gar einen Beruf wählt, dass den Eltern nicht so entspricht, usw. dann entsteht Raum für Individualität und für Entfaltung!
Ja, manchmal hat es mich echt etwas gekostet, meine Kinder in ihrer ganzen Individualität willkommen zu heißen. Als unser Sohn ausgerechnet Schlangen als Haustiere und Kraftsport als Hobby wählte, habe ich ein paarmal leer geschluckt.
In wenigen Monate werden die Großen beiden in die „weite Welt aufbrechen“ und ich bin glücklich darüber, dass sie sich zu Persönlichkeiten entwickelt haben, die ihren Beitrag in unserer Gesellschaft leisten werden.
Es hat sich definitiv gelohnt, ihnen das zu geben, was es umsonst gibt, aber uns manchmal viel kostet!
Ihre Angela Indermaur
Ein Beitrag aus unserer Kolumne:
Menschen(s)kinder
Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?
