Bei Stella und Tom fliegen die Fetzen

Streiten will gelernt sein

Niemand streitet gerne. Streit hat einen schlechten Ruf. Und wenn Kinder sich streiten, möchten wir Erwachsenen dies meist schnell beenden. Dennoch gehört Streit zum Leben dazu. Kinder haben hier auch Möglichkeiten des Ausprobierens und Lernens. Streit kann also auch seine guten Seiten haben und uns weiterbringen.

Davon handelt das neue Buch von Dr. Christian Lüdke und Kerstin Lüdke. Das Autorenteam beschreibt die Welt des Streitens und Vertragens aus Kindersicht. In 14 Kapiteln werden unterschiedliche Streitthemen bearbeitet. Warum fliegen eigentlich die Fetzen? Wie kann man um Entschuldigung bitten? Und kann man richtig Streiten eigentlich auch lernen?

Dr. Christian Lüdke ist approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut sowie Klinischer Hypnotherapeut und Geschäftsführer. Er ist erfahren in der Behandlung von Ängsten und Traumata und als Experte bekannt aus Funk und Fernsehen. Auch Kerstin Lüdke als Kriminaldirektorin kennt sich mit den Themen Konflikte und Traumata sowie deren psychologischer Begleitung aus. Beide haben bereits gemeinsam Bücher veröffentlicht.

Alte Bekannte und neue Gesichter

Stella und Tom sind alte Bekannte. Als beste Freunde gehen sie gemeinsam durch dick und dünn. In ihrem ersten Band „Wer hat Stella & Tom die Angst gemopst?“ beschäftigten die beiden sich mit Ängsten, ihren Ursprüngen und den Chancen, daran zu wachsen. Dieses Mal gibt es ordentlich Streitpotential. Sowohl zwischen Stella und Tom, als auch innerhalb der Klasse oder mit Mama und Papa. Alltagsgeschichten, die jedes Kind kennt und berührt. Denn wer hat noch nie mit den Eltern oder Freunden gestritten?

Auch das sensible Thema Mobbing und dessen Anfangsformen finden im Buch Platz. In Form der Lehrerin Rosa Kiki, die als Kind regelmäßig von einem Mitschüler geärgert wurde und noch als erwachsene Frau damit zu kämpfen hat. Hier bietet sich die Gelegenheit ins Gespräch zu kommen.

Gefühle rund ums Streiten gehören dazu

Alle Gefühle wie Ärger, Wut oder Trauer finden ihren Platz. Begleitet werden Stella und Tom von Mops Mampfred, der schon im ersten Band mit von der Partie war. Als treuer Freund von ängstlichen Kindern, steht der Mops auch dieses Mal Stella und Tom zur Seite. Zusätzlich sorgt noch ein kleiner Floh für mächtig Ärger. Fuzzi wächst bei jeder Streitigkeit auf bedenkliche Größe an. Wo er in Erscheinung tritt, liegt Ärger in der Luft. Und das passiert nicht nur einmal.

Zum Streiten gehört auch Vertragen

Wir können aber nicht nur nachlesen, warum gestritten wird, sondern auch Ideen für Lösungen finden, z.B. wie man sich entschuldigen kann oder warum Beleidigen nicht gleich Streiten ist. Gut gefallen hat mir die Aussage, dass wir nicht gegeneinander streiten sollten, sondern miteinander. Diese Sichtweise ermöglicht neue Blickwinkel. Streitschlichtung und gemeinsame Regeln können gemeinsam gestaltet und erarbeitet werden.

Gemeinsame Lesezeit ist wertvoll

Nach jedem Kapitel stellen die beiden Autoren nachdenkliche Fragen, deren Beantwortung gar nicht immer so leicht ist. Gemeinsam mit seinem Kind darüber nachzudenken und zu sprechen lohnt sich. Hilfreich für mich empfand ich besonders das Abschlusskapitel mit Tipps für Eltern. Es ist als Elternteil gar nicht so einfach Streit auszuhalten oder auch Streit unter Geschwistern entspannter anzugehen. Tatsächlich können Kinder im Streit neue Rollen finden und ausprobieren und für sich Lösungen erarbeiten. Wichtig ist dabei, sich an Regeln zu halten und fair zu bleiben.

Die Geschichten rund um Stella und Tom bieten auch in diesem Buch viele Gelegenheiten mit seinen Kindern ins Gespräch zu kommen, den bisherigen Blickwinkel auf Streit vielleicht neu einzustellen und Lesezeit gemeinsam zu genießen. Dafür sorgt schon die Phantasie unserer Kleinen und ihre Lust am Vorlesen. Viel Spaß bei Stella und Toms neuen Abenteuern!

von Vanessa Welker