„Die Qualität pädagogischer Prozesse in den Einrichtungen ist unbefriedigend…“ So eine der Schlussfolgerungen einer deutschen Studie unter Beteiligung verschiedener Forschungsinstitute zur Erarbeitung eines „empirischen Grundlagenwissens zum Einfluss der verschiedenen Bildungs- und Betreuungsformen und den moderierenden Faktoren für eine gelingende kindliche Entwicklung und Bildung“.
Groß angelegte empirische Langzeitstudien zu diesem Thema gibt es im deutschsprachigen Raum nur wenige (Hinweise und links hier). Vor allem bei der Erforschung und Beurteilung der Qualität unterschiedlicher Betreuungsformen für Kleinkinder soll das NUBBEK-Projekt die Lücke schließen.
Neben der Frage, wer sein Kind, ab wann, in welcher Form und unter welchen Bedingungen betreut oder institutionell betreuen lässt, widmet sich die Studie ausführlich der Motivation der Eltern, die ihr Kind in eine Krippe oder zu einer Tagesmutter geben. Häufiger als die „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ und die Notwendigkeit des Arbeitslebens wird dabei von den Eltern die Erwartung ausgedrückt, dass ihr Kind in diesen Institutionen besser in seinen Fähigkeiten und im sozialen Verhalten gefördert werde.
Wie immer bei solchen Umfragestudien bleibt offen, ob diese Antworten nicht auch oder gar überwiegend der Unterdrückung eigener Zweifel dienen.
Die Studie geht aber auch der Frage nach, ob die familiäre oder die institutionelle Betreuung der Kleinen zu „besseren“ Entwicklungsergebnissen führt. Hier ähneln die Resultate den Ergebnissen der weit umfassenderen und langfristiger angelegten amerikanischen NICHD-Studie: Sowohl für die kognitive als auch die soziale Entwicklung spielen andere Faktoren eine bedeutendere Rolle. Ob Krippen und Kitas überhaupt zu einer positiven Entwicklung beitragen, hängt entscheidend von deren Qualität ab.
In Sachen Krippen- und Kita-Qualität aber kommt die Studie – trotz ihrer ganz offensichtlichen Neigung zu einer positiven Sicht außerfamiliärer Betreuungsformen – zu einem beinahe vernichtenden Urteil: Nur 10 Prozent der Einrichtungen genügten höchsten Qualitätsstandards! Allerdings seien auch nur „deutlich mehr als“ 10 Prozent wirklich schlecht. Das breite „Mittelfeld“ lasse reichlich Raum für Verbesserungen, zu denen die Autoren eine Reihe von Vorschlägen machen.
Auch die Betonung der positiven Wirkungen außerfamiliärer Betreuung von Kindern mit „problematischem“ sozialen oder Migrations-Hintergrund sind weder neu noch begründen sie die eher pauschale Befürwortung frühkindlicher Betreuungseinrichtungen als „Grundton“ in den Texten der Broschüre.
Im Herbst 2012 sollen die endgültigen Ergebnisse der Studie vorgelegt werden.
von Redaktion fürKinder
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