Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Störfaktor Betrieb - Foto Carlos Murphys © photocaeDie Debatte um die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ wird derzeit in Deutschland unzulässig verkürzt auf die Verfügbarkeit von Krippenplätzen.

Angst um den Arbeitsplatz

Ein Beispiel für dieses Missverständnis wird jetzt in einer US-Studie ausführlich dargestellt (in Deutschland gibt es dazu im Zeichen der Krippen-Euphorie keine Untersuchung):

Ein Drittel der ganztags beschäftigten Mütter von kleinen Kindern fürchtet um ihren Arbeitsplatz und ihren Lohn, wenn sie durch die Krankheit des Kindes gezwungen sind über mehrere Tage zuhause zu bleiben und ihr Kind zu pflegen. Die Krippen und andere Tagesbetreuungseinrichtungen weigern sich – aus guten Gründen – kranke Kinder aufzunehmen und zu betreuen. Eine alternative Lösung finden weniger als die Hälfte der Frauen in dieser Studie.

Abgesehen davon, dass sich die wachsende Zahl von Müttern und Vätern kleiner Kinder in Niedriglohn-Jobs einen Krippenplatz garnicht leisten können, könnte selbst eine „flächendeckende“ Versorgung mit erschwinglichen Krippenplätzen die Arbeitsplatz-Probleme der Familien mit Kindern nicht annähernd lösen.

Grafik - USA Kindergesundheit

In einer repräsentativen Studie der University of Michigan hatten die Wissenschaftler Mütter und Väter nach ihren Erfahrungen mit der Krankheit ihrer Kinder gefragt, die normalerweise in Krippen oder Kindergärten betreut wurden.

75 Prozent der Eltern gaben an, dass ihre Kinder im vergangenen Jahr krankheitsbedingt nicht in die Krippe oder den Kindergarten gebracht werden konnten.

Etwa in einem Viertel der Fälle kam es zu drei solchen Krankheitsausfällen oder mehr im Jahr.

Ein Drittel vor allem der Mütter gaben an, sie hätten Angst, als Folge dieser Ausfälle wegen der Betreuung ihrer kranken Kinder ihre Arbeit zu verlieren. Ebenso viele Eltern verfügten nicht über genügend materielle Reserven, um den Verdienstausfall zu kompensieren.

Obwohl die Verhältnisse in Deutschland mit den löchrigen Sozialsystemen der USA nicht direkt vergleichbar sind, zeigt die Studie  eindringlich, warum eine „Vollversorgung“ mit Krippen- und Kindergarten-Plätzen bei weitem nicht alle Probleme der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ lösen kann. Ganz abgesehen davon, dass die ständig wachsende Zahl der Eltern und vor allem Alleinerziehende mit Niedriglohn-Jobs oder in „prekären“ Arbeitsverhältnissen sich ohnehin die Krippe für ihre Kinder nicht leisten können und folglich ausgerechnet die Kinder, die laut veröffentlichter Meinung am meisten oder ausschließlich von den Förderangeboten in Krippen profitieren könnten, von diesen Maßnahmen garnicht erreicht werden.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

„C.S. Mott Children’s Hospital National Poll on Children’s Health“

Quelle: Science Daily