Mütter als stille Reserve - Fotolia © photophonieMenschen, die in wirtschaftlichen Boomzeiten geboren und während der ersten Lebensjahre aufgewachsen sind, sind häufig im Alter leistungsfähiger und flexibler als Menschen, die in Krisenzeiten geboren wurden.

Die Bedeutung der Weichenstellungen in früher Kindheit für alle Aspekte das Erwachsenenlebens bis in hohe Alter ist zu einem der wichtigsten wissenschaftlichen, aber auch gesellschaftspolitischen Themen geworden. Dass frühkindliche Prägungen auch durch die allgemeinen wirtschaftlichen und politischen Situationen und Ereignisse ihre Spuren selbst in den Gehirnen der Alten hinterlassen, war bisher noch nicht wissenschaftlich erforscht worden, scheint aber durchaus plausible.

Frühe Kindheit ohne materielle Not hilft der geistigen Fitness im Alter

Eine Studie des Max-Planck-Instituts und der Universität Rostock untersuchte jetzt den Zusammenhang der geistigen Fitness von rund 17.000 Mitglieder der Generation jenseits von 60 Jahren in 10 europäischen Ländern mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen jeweils in den ersten Lebensjahren.

Überraschend deutliches Ergebnis: Die „Kinder der Krise“ haben im Alter gegenüber den „Boom-Kindern“ ein geringeres Zahlen- und Sprachverständnis, ein schwächeres Gedächtnis und schneiden bei verschiedenen kognitiven Test schlechter ab. Das Ergebnis blieb auch bestehen, nachdem eine Reihe von Lebenssituationen und Ereignissen berücksichtigt wurden, die diese geistigen Fähigkeiten beeinflusst haben könnten.

Über die Gründe dahinter können die Forscher nur spekulieren:

Unzureichende Ernährung, Stress und die gesundheitlichen Langzeitfolgen beeinträchtigen die Hirnleistung im Alter

Zweifellos liegt einer der Günde in der schlechteren Ernährung der Mütter während der Schwangerschaft und der Neugeborenen in Krisenzeiten. Der Zusammenhang von Mangelernährung/falscher Ernährung und geistiger Leistungsfähigkeit ist inzwischen gut erforscht.

Auch die Unterschiede in der Wohnsituation könnten eine Rolle spielen, etwa durch die höhere Ansteckungsgefahr bei beeingten Wohnverhältnissen. Auch die schlechtere medizinische Versorgung in Krisenzeiten wirken sich langfristig auf die physische und psychische Konstitution aus.

Entscheidender aber sicher die Existenzängste und der Stress der Eltern in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, die sich unmittelbar dem Kind mitteilen und nachweislich erhebliche gesundheitliche und psychische Folgen haben können. Spannungen und Stress in der Familie ist in verschiedenen Studien bereits als Ursachen für Schädigungen des Nervensystems ausgemacht worden.

Das alle diese „Auslöser“ sich noch im Alter in verminderten kognitiven Fähigkeiten niederschlagen kann, scheint plausibel.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

G. Doblhammer , G.J. van den Berg , T.Fritze, Economic Conditions at the Time of Birth and Cognitive Abilities Late in Life: Evidence from Ten European Countries. PLoS ONE 8(9): e74915

Quelle: Pressemitteilung Max-Planck-Institut Rostock