Pädagogische Kinder-Sendungen im Fernsehen oder DVDs mit Kinderfilmen „erzählen“ den Kleinkindern unter Umständen eine völlig andere Geschichte als den Erwachsenen. Vor allem die „Lehren“, die „Moral“, von Sendungen in pädagogischer Absicht kommen oft beim Kind völlig anders an als bei den Eltern, die diese Sendung sorgfältig für ihr Kind ausgewählt haben. Nicht immer bemerken Eltern diesen Unterschied.
„Ich sehe was, was Du nicht siehst!“
Eine US-Studie untersuchte jetzt diese Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung von Kindern und Erwachsenen und stellte fest, dass Kinder, die viel Zeit mit pädagogisch angelegten Kindersendungen verbrachten – anders als die Eltern beabsichtigt hatten – aggressiver auf andere Kinder reagierten als vorher üblich. „Diese Studie zeigt, dass Kinder oft mehr als eine, die beabsichtigte Lektion aus einer bestimmten Sendung lernen,“ so der Leiter der Sudiengruppe an der Universität von Iowa, der Psychologe Prof. Douglas Gentile.
Vor allem bei der Betrachtung von Konfliktsituationen, die eigentlich gedacht waren, den Kindern Konfliktlösungsmöglichkeiten und -muster nahezubringen, verbinden die Kinder – in dieser Untersuchung Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren – den Konflikt nicht (immer) mit der pädagogisch intendierten Auflösung und Moral am Ende.
In vielen Fernsehsendungen werden, sagt Gentile, zunächst Elemente von schlechtem Benehmen und aggresivem Verhalten gezeigt, um dann am Schluss daraus die „Lehre zu ziehen“. Dieser Zusammenhang aber ist vor allem für die Jüngsten oft nicht zu durchschauen. Das „schlechte Beispiel“ wird zum „Vorbild“.
„Man braucht schon ziemlich komplexe kognitive Fähigkeiten, die verschiedenen Bestandteile einer solchen Show zusammenzubringen. Und diese Fähigkeiten entwickeln sich erst bei Kindern in diesem Alter.“
Die Forscher hatten die Kinder und ihren Umgang mit anderen Kindern über einen längeren Zeitraum im Kindergarten beobachtet. Bei Kindern, die zuhause häufig von ihren Eltern ausgesuchte „pädagogische“ TV-Programme und Filme anschauten, entwickelten im Kindergarten überdurchsschnittlich oft eine Art aggressive Ablehnung gegenüber den mitspielenden Kindern. In der Regel handelte es sich nicht um physische Aggressionen, sondern um Zurückweisung und verbale Beleidigungen der anderen Kinder.
Man solle, so die Autoren, nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und die Kinder von solchen Sendungen und Filmen fernhalten, sondern diese Sendungen gemeinsam mit den Kindern anschauen und ihnen dabei in spontanen Kommentaren und Gesprächen „Hilfestellung“ geben.
von Redaktion fürKinder
Quelle: Science Daily