Qualität der Kita fragwürdig - Foto COLOURBOX © Tomasz Zajda Virrage Images IncVor der Tür und vor den laufenden Kameras war die Welt noch in Ordnung, wurden Erfolge gefeiert und Zuversicht verbreitet. Als sich die Türen für die Öffentlichkeit schlossen, änderte sich das Bild.

In der nicht-öffentlichen Anhörung der Kinderkommission in Berlin am vergangenen Donnerstag, 16. Mai 2013, waren die kritischen Töne und sorgenvollen Mahnung nicht zu überhören.

Professor Dr. Wolfgang Tietze, Erziehungswissenschaftler an der Freien Universität Berlin im Arbeitsbereich Kleinkindpädagogik: „Wir haben keine Informationen über die tatsächliche Qualität in Kindertageseinrichtungen“. Als einer der Autoren der NUBBEK-Studie zitierte er erste, vorläufige Ergebnisse, nach denen nur 10 Prozent der schon vorhandenen Krippen den Qualitätskriterien völlig genügten und weitere 10 Prozent qualitätiv völlig unzuzreichend seinen. Sein Vorschlag: Finanzierungshilfen für die Einrichtungen abhängig zu machen von Qualitätsnachweisen. Besondere Förderung müssten Kitas mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund erhalten.

Das zentrale Problem der personellen Ausstattung vor allem in den Krippen und der Mangel an gut ausgebildeten Erzieherinnen wurde vor allem vom Sprecher der GEW, Norbert Hocke, thematisiert. Stärker als bisher müssten Mindestanforderungen definiert und durchgesetzt werden.

Ein großes Problem in den Kindertagesstätten sei, so Hocke, der Anstieg der Beschäftigungen mit Teilzeitverträgen und befristeten Verträgen. Ein Drittel der Beschäftigten steige spätestens nach anderthalb Jahren wieder aus dem Beruf des Erziehers aus. Auch darunter leide die Qualität der Kitas.

Eine bemerkenswerte Anmerkung steuerte, laut Mitteilung des Pressedienstes „Heute im Bundestag“, die Leiterin des Programms „Wirksame Bildungsinvestitionen“ der Bertelsmann Stiftung,  Anette Stein, bei: „Es sei wichtig nicht nur aus Eltern-Perspektive eine Einrichtung zu betrachten, sondern auch aus den Augen des Kindes. Generelle Regelungen gingen an der komplexen Situation jeder einzelnen Einrichtung vorbei.“ Über ein Fazit der Anhörung wurde nichts berichtet.

Dazu ein Beitrag vom 30. Oktober 2012 in Welt-online:

Im „Krippen-Sprint“ das Wohl der Kinder aus den Augen verloren

Es grenzt an Verzweiflung, wenn Vertreter der Kommunen und ihr Verband, der Städte- und Gemeindebund, zur Lösung der „Krippen-Krise“ eine Vergrößerung der Krippen-Gruppen fordern – wenn auch nur für eine Übergangszeit.

„Ausgemachter Blödsinn“, so die Antwort der ErzieherInnen vor Ort.

„Natürlich kann man mehr Kinder in die Kita-Räume pferchen und zwängen, von Kindeswohl und pädagogischer Qualität kann man dann aber nicht mehr sprechen“, sagte der Pressesprecher des deutschen Bundeserzieherverbands, Axel R. Langner.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

„Erzieher wollen keine größere Kita-Gruppen“, Welt-online

Quelle: Bundestag, 16.05.2013