Liebe – So tief wie das Meer

Als ich diesem Buch unverhofft begegnete, berührte es etwas in mir, das bis heute nachklingt. Als Kind hatte ich eine Kassette mit den Gesängen der Wale – über dreißig Minuten lange Lieder, mit denen sie über hunderte Kilometer hinweg in Kontakt blieben. In kindgerechten Worten wurde erklärt, wie unterschiedlich diese Gesänge zu Paarung, Jagd oder Reisen klingen. Schon mit acht Jahren war ich davon tief beeindruckt. Kein Wunder also, dass mich auch diese Geschichte noch heute anspricht.

Das Bilderbuch erzählt die innige Beziehung zwischen einer Walmutter und ihrem Kind, die gemeinsam durchs Leben schwimmen. Die gemeinsame Reise verläuft nicht ohne Herausforderungen wie Stürme, Ängste und Abschiede. Doch gerade in diesen Momenten lernt das Walkind, Ruhe in der Tiefe zu finden, Schönheit im Verborgenen zu entdecken und Ängsten möglichst gelassen zu begegnen. Es hilft ihm Zuversicht, Neugier und Vertrauen in den Schutz und die Liebe der Mutter zu gewinnen. Und es erfährt: Nicht die Geschwindigkeit zählt, sondern die Verbundenheit des Lebens – das „Mit wem."

Als der Moment des Abschieds kommt, schließt es sich der Schule der Wale an und schwimmt mutig hinaus in die Welt. Das Lied seiner Mutter begleitet es auf all seinen Wegen:

Du bist mein geliebtes Kind, du bist ganz besonders, wie es alle Kinder sind.

Dieses Bilderbuch ist eine poetische Metapher für Elternschaft: für die tiefe, beständige Liebe zwischen Eltern und Kind, für das Begleiten, Befähigen, Wachsenlassen und Loslassen – und doch verbunden zu bleiben.

Die stimmungsvollen Illustrationen von Stephen Hogtun, die die Weite und Tiefe des Ozeans einfangen, verstärken die Botschaft auf eindrückliche Weise. Ein Buch voller Herz und Poesie, das ich allen Eltern wärmstens empfehle, für innige, ruhige Vorlesemomente, die noch lange nachhallen.

von Miriam Bruderer

Über den Buchautor: Stephen Hogtun

Schriftsteller und Künstler, lebt an der Westküste Norwegens. Sein Haus liegt am Rande eines wunderschönen Fjords, und seine Kunst ist inspiriert von den Landschaften, die er von seinem Fenster aus sieht.