Stillen fördern und unterstützen - Foto © Kerstin PukallWenn Kinder anfangen ihre Umwelt zu erforschen, geraten sie in unbekannte Situationen. Sie bekommen Angst vor neuen Dingen, übernehmen sich, um neue Fähigkeiten zu beherrschen. Das Großwerden ist eine ernste Angelegenheit. Manche Kinder kommen gut zurecht, legen das richtige Tempo vor. Andere sind schnell entmutigt, verwirrt oder tun sich weh, schlafen schlecht.

Kleine Kinder auf dem Weg in die Selbständigkeit

Vertraut entspannen können sich Stillkinder an der mütterlichen Brust in der Gewissheit eine umhüllende Geborgenheit zu finden. Nicht nur das Neugeborene findet beim Stillen tiefe Befriedigung, sondern auch größere Kinder profitieren von einer längeren Stillbeziehung. Alle Aufregung scheint nach dem Stillen im Nu verflogen zu sein.

Studien belegen, dass ältere Stillkinder bei gleicher Nahrungsmenge 17% bis 25% mehr Energie erhalten als nicht gestillte (UNICEF). Demnach ist es nicht verwunderlich, dass Mütter von größeren Kindern berichten, ihr Sprößling geht sichtbar nach einem Schluck Muttermilch gestärkt hervor, als wenn er einen Energiedrink zu sich genommen hat.

Das damit verbundene Mehr an Nähe hilft dem Kind sich zu entwöhnen und den Weg in die Selbständigkeit allmählich, wellenartig zu finden. Gestillt zu werden bedeutet in diesen Momenten für das Kind eine Art Rückversicherung: „Obwohl ich mich aufmache die Welt zu erkunden, nimmt meine Mutter mich nach wie vor an und liebt mich noch genauso“.

Mut, Zuversicht und Unterstützung

„Beim ersten Kind fiel es mir schwer auf meine innere Stimme zu hören, gelassen und abwartend zu sein, wenn es hieß: `Was, du stillst immer noch?`“, erzählt Julia. Inzwischen stillt sie ihr zweites Kind und sie will wissen, wie andere Mamas ihren Alltag mit Kleinkind und Stillkind gestalten. Wibke Dihrberg, Stillberaterin und Trageberaterin, hat selbst vier Kinder und verfügt somit über einen großen Erfahrungsschatz. Bei der Elternarbeit wie mit Julia helfen ihr die verschiedenen Aus- und Fortbildungen. So ist es ihr möglich, Mütter ganz individuell fachlich kompetent und ganzheitlich zu beraten und zu unterstützen.

Das Gewusel der Kleinen stört beim Austausch der beiden Frauen überhaupt nicht. „Im Gegenteil“, sagt Wibke. „Selbständig wird ein Kind durch genug Nähe und die Erlaubnis, abhängig und klein zu sein. Die Fülle an Wärme und Bindung gibt dem Kind eine Sättigung, aus der heraus es dann losgehen und die Welt entdecken kann.“ Aktuell befindet sich Wibke in der Ausbildung zur Neufeld-Kursleiterin und sie stellt fest, dass alles so wunderbar zusammenpasst.

Gordon Neufeld beschreibt: Selbständigwerden ist keine „Ablösung“, sondern die sich ungestört entwickelnde Bindung verwurzelt das Kind so tief, dass es körperliche Abwesenheit und Eigenständigkeit nicht als so bedrohlich empfindet. Diese Art der Bindung wird im Herzen überall mit hingetragen.

Stillberaterin - Foto © Wibke DihrbergAuch bei den monatlich stattfindenden Gruppentreffen der La Leche Liga und der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen geht es bunt zu. Da kommen Mütter mit Neugeborenen, Säuglingen und älteren Stillkindern. Sie tauschen sich aus und finden emotionale Unterstützung sowie fachliche Hilfe auf Grundlage der Selbsthilfe. Die Treffen werden von ehrenamtlichen Stillberaterinnen geleitet, die über eigene Stillerfahrung verfügen und speziell dafür von den jeweiligen Organisationen ausgebildet wurden.

Allen gemein ist die Stillförderung

Seit der ersten Ökowelle in den 80er Jahren gibt es deutschlandweit immer mehr fachkundige Stillberatung. La Leche Liga-Stillberaterinnen haben den Stein ins Rollen gebracht. Aus ihr entstand die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen und dazu gesellten sich examinierte Still- und Laktationsberaterinnen mit dem Titel IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant). Letztere arbeiten gegen Entgelt und sind in Krankenhäusern oder freien Praxen zu finden. Alle IBCLC’s haben einen medizinischen Grundberuf.

Das gemeinsame Anliegen der bunten Palette an Stillberaterinnen ist die Stillförderung an sich und eine fachlich fundierte kompetente Unterstützung stillinteressierter Mütter und Väter. Dabei haben sie einen ganzheitlichen Ansatz, in dem sie die individuelle Situation von Mutter und Kind sowie ihr Lebensumfeld betrachten.

Neu hinzu kommen Stillfachberaterinnen und Stillbegleiterinnen bzw. Stillbegleiter. Diese haben berufliche Berührungspunkte, betreuen oder begleiten junge Familien, Schwangere, Mütter mit Säuglingen und Kleinkindern und sind etwa  ErzieherInnen, Pflegepersonen oder Tagesmütter, -väter. Bei ihnen kommen alltäglich Fragen zur Ernährung eines Babys oder Kleinkindes auf. Um darauf kompetent zu reagieren und gemeinsam mit der Mutter, dem Vater nach ersten naheliegenden Lösungsmöglichkeiten zu suchen, wurden diese Fortbildungen ins Leben gerufen.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

Dr. phil. Zsuzsa Bauer gibt einen Überblick der verschiedenen Stillorganisationen auf ihrer Website

Quellen: Buch: „Mothering your nursing toddler“ von Norma J. Baumgarner
Website von Prof. Dr. Gordon Neufeld