Planvolles Handeln erlernen Kinder vor allem im Vorschulalter zwischen drei und fünf Jahren. So die Schlussfolgerung einer Forschergruppe von Entwicklungspsychologinnen der Saar-Universität um Prof. Gisa Aschersleben gemeinsam mit Sportpsychologen der Universität Paderborn. Je vertrauter den Kindern die Gegenstände sind, mit denen sie „arbeiten“, desto früher gelingt ihnen die vorausschauende Planung ihrer Handlungen.
Die Forscher hatten einer Gruppe von 100 Kindern im Alter zwischen drei und acht Jahren die Aufgabe gestellt, ein umgedrehtes Glas richtig herum so hinzustellen, so dass man daraus trinken konnte. Erwachsene verdrehen bei dieser Tätigkeit normalerweise zunächst die Hand, ergreifen das Glas und drehen dann Hand und Glas so, dass der erreichte Endzustand „komfortabel“ ist, Hand und Glas sich also in der optimalen Position für`s Trinken befinden – dem „end-state Comfort Effect“, wie die Wissenschaft das nennt. Das „unbequeme“ Verdrehen der Hand vor der Tätigkeit des Umdrehens verweist auf eine vorausschauende Planung. Um einen „komfortablen“ Zustand zu erreichen, tue ich vorab etwas „Unkomfortables“.
Bei einem zweiten Experiment sollten die Kinder einen Holz-Stab, der an einer Seite auf eine kleine Platte montiert war, in einen Holzklotz mit passendem Loch stecken. Der gleiche Bewegungsablauf wie beim Glas.
In der Gruppe der Achtjährigen verstand bei der Stab-Übung die überwältigende Mehrheit (94 Prozent) diese „Strategie“ sofort und imitierte sie schon beim ersten Versuch. Bei den Dreijährigen dagegen gelang das nur mageren 13 Prozent. Mit jeder Altersstufe verdoppelte sich der Anteil der Kinder, die schon beim ersten Versuch den „Komfort“-Ablauf nachvollziehen konnten. Bei der Übung mit dem Glas waren deutlich mehr der Dreijährigen in der Lage, die Bewegungen der Erwachsenen sofort nachzumachen.
Den Unterschied zwischen dem Stab- und dem Glas-Experiment erklären die Forscher damit, dass das Glas ein dem Kleinen vertrauter Gegenstand ist, der Stab auf der Platte dagegen nicht. „Vorausschauendes Planen der Bewegungen erfolgt also bei bekannten Gegenständen, mit denen die Kinder Erfahrungen im Alltag haben, deutlich früher“, erläutert Birgit Knudsen, eine der Studien-Autorinnen
In ähnlichen Versuchen mit Vorschülern hatte die Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Gisa Aschersleben bereits feststellen können, dass Kinder den Gebrauch von ihnen bekannten Werkzeugen genauer und korrekter imitieren, als bei solchen, die sie nicht kennen.
von Redaktion fürKinder