Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen profitieren durch Steigerung ihres Intelligenzquotienten von intensiven Bildungsangeboten und Anregungen auch außerhalb der Familie. Ob diese Angebote allerdings vor oder nach dem dritten Lebensjahr begonnen werden, macht keinerlei Unterschied.
Die immer mehr in Mode kommende Intensiv-Förderung der Kinder bereits im Krippenalter in Kindertagesstätten hat wenig oder keine langfristig positive Wirkung. So das (Teil-)Ergebnis einer „Meta-Studie“ (Analyse zusammengeführter Daten aus mehreren früheren Studien) aus den USA.
Intelligenter durch Stillen, Sprechen, Anregen…
Je mehr „Intelligenz“ – was immer man darunter versteht – als wesentlicher „Produktionsfaktor“ für entwickelte Länder im weltweiten Konkurrenzkampf verstanden wird, je mehr der Leistungsdruck am Arbeitsmarkt immer größeren Druck auf die Eltern ausübt, ihren Kindern so früh wie möglich einen Wettbewerbsvorteil durch Bildung, oft missverstanden als Training, zu verschaffen, desto mehr interessiert die Frage, wie genau kindliche Intelligenz durch bewusste Eingriffe von außen gesteigert werden könnte.
Rezepte aller Art, nicht zuletzt auch von skrupellosen Geschäftemachern, sind im Umlauf. Regierungen investieren Milliarden und Wissenschaftler versuchen – mit mehr oder weniger geeigneten Methoden – herauszufinden, wie der kindlichen Intelligenz auf die Sprünge zu helfen wäre.
Was fördert die Intelligenz – und was nicht?
Das steigende Interesse hat eine Reihe von empirischen Studien produziert, die sich mit dem Zusammenhang der unterschiedlichsten Faktoren: von Ernährung über Umweltgifte und Erziehungsstile bis hin zu institutionellen Bildungsprogrammen auf der einen und der menschlichen Intelligenz-Entwicklung auf der anderen Seite beschäftigen.
Die Forscher an der News York University fassten jetzt die Daten der verlässlichsten Studien dieser Art in einer einzigen Datenbank („Database of Raising Intelligence“) mit fast 20.000 gesunden Kindern zusammen und versuchten so, der Antwort auf die Frage näher zu kommen: Was macht Kinder intelligenter – und was eben nicht?
Auf diese Weise konnten sie die zahllosen kursierenden „Rezepte“ für intelligentere Kids auf drei Faktoren einschränken, die mit einiger Wahrscheinlichkeit für die Intelligenz-Entwicklung von Kindern von Bedeutung sein könnten:
- Omega 3-Fett-Säuren (Fischöl) vor allem bei Kindern, die nicht gestillt werden,
- Bildungs- und Anregungsprogramme im Vorschulalter,
- Regelmäßiges Vorlesen, solange die Kinder noch nicht selber lesen können
Der Rest der Ernährungs- und Bildungstipps, soweit sie bisher überhaupt in solchen Studien untersucht wurden, schieden mehr oder weniger eindeutig aus.
Drei Dinge für Pluspunkte auf der Intelligenz-Skala
Die Omega-3-Fettsäuren wirken möglicherweise durch ihre Rolle beim Aufbau von Nervenzellen. Schon während der Schwangerschaft sollte daher auf eine ausreichende Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren geachtet werden. Defizite haben in der Regel Säuglinge, die nicht gestillt werden und denen folglich diese „essentiellen Fette“ künstlich zugeführt werden müssen.
Für andere Mikro-Nährstoffe wie Vitamine, Eisen, Zink etc. fanden die Forscher kein ausreichenden Belege für einen Zusammenhang mit der kindlichen Intelligenz.
Bei der frühkindlichen Bildung und der Rolle einer anregenden Umgebung machten die Wissenschaftler zwei wesentliche Einschränkungen:
- Nachgewiesen ist die stimulierende Wirkung solcher Maßnahmen bisher nur für Kinder aus prekären oder beengten sozialen Verhältnissen.
- Ein früher Beginn der Förderung, etwa schon im Krippenalter, hatte keinen positiveren Einfluss auf die Intelligenz-Entwicklung gegenüber Fördermaßnahmen im späteren Vorschulalter.
Groß dagegen scheint die Bedeutung frühen Sprechens und Vorlesens schon mit den Allerkleinsten. Allein regelmäßiges Vorlesen erhöhte in den untersuchten Gruppen den Intelligenzquotienten der Kinder später im Schulalter um ganze sechs Punkte. Nach dem vierten Lebensjahr allerdings scheint sich dieser Effekt nicht mehr einzustellen.
Mit Vorsicht genießen!
Trotz Meta-Datenbank und Meta-Analyse unterliegt eine Studie wie diese natürlich den üblichen Beschränkungen empirischer Studien. Wer, welche Fragen stellt und mit welchen Methoden welche Daten sammelt und auswertet bleibt immer Gegenstand kritischer Betrachtung. Und die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt in den meisten Fällen offen.
Dennoch sind die hier gefundenen und getesteten Zusammenhänge interessant und bedeutsam auch und gerade für die laufenden Auseinandersetzungen über die „richtige“ Betreuung vor allem der Kleinsten. Hier ist das Fazit dieser Meta-Studie einigermaßen eindeutig: Alle drei als positiv erkannte Faktoren für die kindliche Intelligenz-Entwicklung:
Stillen, Fördern/Anregen und intensives Sprechen/Vorlesen, stehen in direktem Zusammenhang mit einer engen Bindung zwischen Mutter (bei den beiden letzten Punkten kann das auch eine andere, verlässliche und ständig verfügbare Bindungspersonen sein) und dem Kleinkind – mindestens bis ins Kindergartenalter.
von Redaktion fürKinder
Quelle: Science Daily