Elternsein und wie die Qualität der Paarbeziehung wirkt- iStock © Yuri

Als Erwachsene sind wir in der Lage, besonders in der Paarbeziehung über die Fehler des Anderen hinwegzusehen und dennoch lohnt es sich genauer hinzuschauen, um beim täglichen Miteinander von Müttern und Vätern Konflikte zu vermeiden.

Die Unterschiede in der Gehirnstruktur von Frauen und Männern fesselte die Forschung von jeher.
Warum erweckt die aktuelle öffentliche Diskussion dann den Eindruck, dass man sich bei dem Thema auf vermintes Terrain begibt, wie die Rezensentin zur jüngsten Veröffentlichung der Entwicklungsbiologin Carole K. Hooven (FAZ vom 16.06.22) feststellte. Auch für die Erziehungswissenschaftlerin und Autorin des Buchs „Neue Väter brauchen neue Mütter“, Margrit Stamm, sind die in der Tarzan-Studie festgestellten Unterschiede nicht auf „Hormone“ zurückzuführen, sondern sozialisationsbedingt.

Konfliktfrei miteinander umgehen – von Anfang an

Dabei geht es um die Berücksichtigung der Unterschiede im Denken, Wahrnehmen und Verhalten, um ein besseres Verständnis füreinander zu ermöglichen in der überaus stressanfälligen frühen Familienzeit.

Die Akzeptanz dieser Unterschiede würde neben der Konfliktreduzierung die ganze Bandbreite der unterschiedlichen Fähigkeiten von Männern und Frauen der Familie zu Gute kommen lassen. Das Vorbildlernen der Kinder erhielte eine breitere Basis und die Eltern könnten entspannter miteinander umgehen. So wären nicht immer gleich die vermeintlichen Unfähigkeiten des anderen im Fokus, sondern eher die beiderseitigen verschiedenen Fähigkeiten. Das erfordert natürlich ein Umdenken, da wir von Kindesbeinen an auf die Fehler des anderen programmiert sind. Bei Kindern hat das noch einen entwicklungsfördernden Sinn, weil sie auch über die Fehler der Anderen angemessenes Verhalten lernen.

Väter wie Mütter könnten dann die Aufgaben übernehmen, die ihnen am einfachsten von der Hand gehen. Ein solches Vorgehen verhindert Reibungsverluste im stressanfälligen Familienalltag.

Das Lernen an den verschiedenen Vorbildern könnte dann die Vorlieben eines jeden Kindes zum Vorschein bringen, die natürlich auch von der stärkeren Bindung zu einem Elternteil beeinflusst sind. Mädchen, die sich mehr für die männlichen Aktivitäten interessieren und Jungen, die diese Interessen nicht teilen, könnten sich entsprechend orientieren. Dann müssten keine Bildungsprogramme in den Kitas laufen, um Kinder von ihrem sexuellen Selbstverständnis abzubringen. Es besteht dabei auch keine Gefahr, dass sich die geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen verfestigen. Im Gegenteil: Da ein Handeln nach den eigenen Vorlieben zur Entspannung führt, ergibt sich daraus die Motivation, den anderen in einem möglichen Rahmen zu unterstützen.

von Erika Butzmann

Anmerkung der Redaktion fürKinder: Wie die unterschiedliche Gehirnstruktur von Frauen und Männern das Denken und Verhalten beeinflusst, erfahren Sie in unserem Elternkurs „Bindung entdecken“ in den Bausteinen: Elternliebe und Elternschaft.

Ein Beitrag aus unserer Praxis-Rubrik:

FamilienLeben – besser verstehen


Sind Eltern zufrieden und glücklich entwickeln sich ihre Kinder zu kleinen Persönlichkeiten mit einer großen Portion gesundem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Doch was brauchen Familien, damit Spannungen und Konflikte gar nicht erst aufkommen und wie gestalten sie ihre Beziehung und erhalten sie aufrecht? Was wäre nötig, damit Väter selbstbewusst die Vaterrolle annehmen, die Verteilung der Familienarbeit gerecht aufgeteilt ist und die Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Kindererziehung nicht ständig Thema sind. Kann Familie gelingen, wenn das geschlechtsspezifische Denken, Wahrnehmen und Verhalten im täglichen Umgang miteinander berücksichtigt wird?