Ich traf neulich eine Kollegin mit ihrer Tochter in einer Buchhandlung. Bei dieser Gelegenheit erlebte ich den innigen Wunsch des Kindes neue Stifte zu bekommen. „Och, Stifte“, dachte ich, „ist ja eine Kleinigkeit“. Bis ich hörte, dass Mitschülerinnen und Mitschüler schon 30 Stifte hatten und weiter sammelten. Gegen eine Sammelleidenschaft ist eigentlich nichts einzuwenden, jedoch kann sie auch ausufern.
Kindern Wünsche zu erfüllen, ist für viele Eltern eine wunderschöne Sache. Gerade an Geburtstagen, Ostern oder Weihnachten stehen die Wünsche der Kinder massiv im Vordergrund. Nicht selten gehen dann deutlich mehr als nur die geplanten Euros über die Ladentheke.
Was bewirkt unsere Freizügigkeit? Sollen wir die Wünsche unserer Kinder erfüllen?
Wir leben in einer überfluteten Gesellschaft, in der Produkte und reizvolle Angebote an jeder Ecke lauern und schon kleinste Kinder tagtäglich damit konfrontiert werden. Hat man eventuell noch Einfluss auf die eigenen Kinder, die noch keine Einrichtung besuchen, wird es bei Kindern im Kindergarten und der Grundschule wie oben bei meiner Kollegin immer schwieriger, sie abzuschirmen.
Eltern unter Druck: Wenn Wünsche zum Konflikt werden
Viele Eltern verzweifeln regelrecht an den Wünschen ihrer Kinder und fühlen sich sehr allein: Wenn dann auch noch die Großeltern etwas finanzieren, was sie eigentlich doch hintanstellen wollten, entsteht eine noch schwierigere Situation. Der Konkurrenzdruck unter den Mitschülern und Mitschülerinnen ist enorm groß und die Sorge, dass das eigene Kind gemobbt wird, weil es nicht mithalten kann, ist oft groß.
Was tun, wenn Wünsche zu groß werden?
Vielen Eltern ist bewusst, dass sie sich hier zu sehr vom Konsumdruck leiten lassen. Aber ein Ausweg scheint nicht in Sicht. So wird geschenkt und gekauft, um das Kind glücklich zu sehen und sich nach außen hin als solvent zu zeigen. Denn es würde ja von Armut zeugen, wenn man nicht in der Lage wäre mitzuhalten. Genau das ist dann aber den Eltern nicht vergönnt, deren Kontostand eine solche Ausgabe nun mal nicht zulässt. Und schließlich entwickelt sich dann doch auch schnell ein Druck auf die Kinder.
In dieser Falle befinden sich viele Eltern und der Ausweg heißt:
Verständnis, Klarheit, Offenheit und sich mit anderen abstimmen.
Bei der Offenheit müssen Sie achtsam sein. Es tut keinem Kind gut, wenn die Eltern ihre Geldsorgen detailliert ausbreiten und damit diese Sorgen an die Kinder weitergeben. Also lamentieren Sie hier nicht, selbst wohlhabende Eltern lassen sich nicht immer jeden Wunsch aus den Rippen leiern. Es geht nun mal nicht, alles zu bekommen.
Gemeinsam stark: Lösungen mit anderen Eltern finden
Um sich mit anderen abzustimmen, leiern Sie am besten im Kindergarten oder auch in der Schule einen Elternstammtisch an oder bitten Sie das pädagogische Personal einen Elternabend zum Thema z. B. „Umgang mit übertriebenen Wünschen“ auszurichten. Oft gibt es auch von der VHS die Möglichkeit Referenten zu bekommen, die entweder von dieser bezahlt werden oder die der Förderkreis der Schule bezahlen kann. Hier ist es hilfreich den Elternbeirat anzusprechen.
Wünsche ernst nehmen: Warum Verständnis wichtig ist
Verständnis heißt, dass Sie die Wünsche nicht als Unsinn oder Blödsinn abtun. Dass Kinder das Gefühl haben, etwas zu brauchen, was Sie als unnötig ansehen, ist nicht ungewöhnlich. Kinder können ein Gefühl aufbauen, das sehr wohl sogar körperliche Schmerzen auslösen kann. Hören Sie sich die Wünsche an und lassen Sie sich die Dinge zeigen. Ihr Kind darf auch gerne eine Wunschliste malen oder schreiben. Die Eindrücke der Umwelt sind nun mal da und Ihr Kind muss erst lernen, Frustration auszuhalten. Das lernt es allerdings nicht, wenn alles erfüllt wird oder ihm seine Wünsche abgesprochen werden.
„Das wünscht du dir wirklich sehr stark. Das kann ich sehen.“ Nutzen Sie bitte solche Sätze nicht zur Manipulation. Fühlen Sie sich bitte wirklich in Ihr Kind ein. Ihr Kind darf seine Wut oder Trauer, etwas nicht zu bekommen, auch auf angemessene Art ausdrücken dürfen. Hier ist ihre Führung gefragt, denn es geht eben nicht, dabei anderen wehzutun oder Dinge zu zerstören. Ihre Klarheit hilft Ihrem Kind sich zu orientieren und lässt es nicht im Wirrwarr der Gefühle hängen.
Schritt für Schritt: So lernen Kinder, Wünsche zu priorisieren
Nun können Sie nach Lösungen suchen. Dazu malen oder schreiben die Kinder auf, auf was sie verzichten könnten oder ob es auch Alternativen gibt, die vielleicht günstiger wären.
Wenn Kinder in diesem Procedere geübt sind, weil sie es auch aus anderen Situationen kennen, dann werden hier schneller Lösungen gefunden.
Wichtig ist, hier keine Vorgaben zu machen, sondern im Anschluss auch die verrückten Möglichkeiten wirklich abzuwägen. Jetzt dürfen Sie sagen, was gar nicht geht, so ist der Hund vielleicht einfach nicht möglich, weil es der Hausbesitzer verbietet.
Kinder wachsen durch Herausforderungen
Das Leben wird immer wieder solche Situationen bereitstellen, in denen Sie gemeinsam nach Lösungen suchen müssen.
Ich empfehle Ihnen „So sag ich’s meinem Kind“ von Faber/Mazlish, dort wird die Lösungssuche für verschiedene Altersstufen genau beschrieben. Es gibt auch ein Workbook dazu, dass Sie in einer Elterngruppe gut nutzen können, um Ihr tägliches Leben mit Ihren Kindern zu stabilisieren.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme gemeinsame Zeit!
von Daniela Körner
Sind Eltern zufrieden und glücklich entwickeln sich ihre Kinder zu kleinen Persönlichkeiten mit einer großen Portion gesundem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Doch was brauchen Familien, damit Spannungen und Konflikte gar nicht erst aufkommen und wie gestalten sie ihre Beziehung und erhalten sie aufrecht? Was wäre nötig, damit Väter selbstbewusst die Vaterrolle annehmen, die Verteilung der Familienarbeit gerecht aufgeteilt ist und die Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Kindererziehung nicht ständig Thema sind. Kann Familie gelingen, wenn das geschlechtsspezifische Denken, Wahrnehmen und Verhalten im täglichen Umgang miteinander berücksichtigt wird?