Wenn Realität und Fantasie zu sehr verschwimmen - AdobeStock © GloWinChoiceManche Kinder sind so sehr in ihren Fantasiewelten so gefangen, dass sie zwischen der Realität und der Fantasie kaum mehr unterscheiden können – manchmal gar nicht. Wenn es in der Überschrift heißt: Wenn Realität und Fantasie „zu sehr“ verschwimmen, ist die Frage, wann ist das Verschwimmen als „zu sehr“ zu bewerten? Dafür gibt es keine absoluten Maßstäbe und keine objektiven Regelungen. Entscheidend ist, wenn Kinder darunter leiden und auch die Erwachsenen, die sie erziehen oder in Kita oder Schule begleiten, darunter zu leiden beginnen. Das ist immer subjektiv.

Bei vielen Kindern verschwimmen Realität und Fantasie. Wenn sie Filme sehen, Bücher lesen oder vorgelesen bekommen, wenn sie CDs hören oder anderes aus ihrer Fantasie zu sich nehmen oder selbst Fantasien entwickeln, dann ist das normal.

Kinder müssen sich die Welt erschließen. Sie können nie die Welt in allen Facetten verstehen. Also nehmen sie ihre Fantasie zur Hilfe und bauen sich ihre eigenen Realitäten, so fantastisch sie auch sein mögen. Und bei einigen kommt etwas Besonderes hinzu. Manchmal ist die Realität zu langweilig, manchmal aber, und das ist für das Thema, dass Realität und Fantasie „zu sehr“ verschwimmen entscheidend, manchmal ist die Realität unaushaltbar. Dann müssen sich Kinder in ihre Fantasie flüchten, um zu überleben. Sie sind dann oft einsam oder überfordert durch etwas, was in ihrer Umgebung passiert, oder gerade durch das, was nicht geschieht, also wenn sie ins Leere gehen oder wenn sie starke Spannungen fühlen, die nicht ausgesprochen werden.

Wenn Kinder und andere darunter leiden, dass Realitäten und Fantasien zu sehr verschwimmen, dann ist daran anzusetzen zu fragen:

  • Was könnte in der Realität fehlen?
  • Was könnte unaushaltbar sein?
  • Was könnte überfordern?

Es geht nicht darum, Realität und Fantasie fein säuberlich zu trennen, sondern die Quelle dieses Verschwimmens als Überforderung und Flucht zu verringern. Dann reguliert sich der Rest von allein.

von Udo Baer

Ein Beitrag aus unserer Praxis-Rubrik:

FamilieLeben – besser verstehen


Sind Eltern zufrieden und glücklich entwickeln sich ihre Kinder zu kleinen Persönlichkeiten mit einer großen Portion gesundem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Doch was brauchen Familien, damit Spannungen und Konflikte gar nicht erst aufkommen und wie gestalten sie ihre Beziehung und erhalten sie aufrecht? Was wäre nötig, damit Väter selbstbewusst die Vaterrolle annehmen, die Verteilung der Familienarbeit gerecht aufgeteilt ist und die Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Kindererziehung nicht ständig Thema sind. Kann Familie gelingen, wenn das geschlechtsspezifische Denken, Wahrnehmen und Verhalten im täglichen Umgang miteinander berücksichtigt wird?