Wenn Mama und Papa über wichtige Themen ins Gespräch kommen, kann der Haussegen leicht schiefhängen. Eine Annäherung in den Ansichten wird eher möglich, wenn die geschlechtsspezifischen Sichtweisen bei Konflikten und im Hinblick auf die Erziehung in den Blick genommen werden. Denn hier laufen diese Prozesse unbewusst ab, was eine Regelung in der Situation verhindert. Erst mit dem Bewusstwerden lassen sich Lösungen finden, die beide zufrieden stellen können.
Die gegenläufigen Fähigkeiten von Männern und Frauen
Frauen haben aufgrund der umfassenderen Wahrnehmungsfähigkeit alle Themen für ein Zweiergespräch im Kopf, die aktuellen und die aus der Vergangenheit. Häufig geht es um die Unzufriedenheit mit der Beteiligung der Männer bei der Hausarbeit. Den Vätern fehlen diese Gespräche eher nicht, denn „kaum ein Mann möchte mehr im Haushalt tun“.[1] Sie entziehen sich diesen Gesprächen. Ein Vater hat während eines Bildungsurlaubs bei der Behandlung des Streitverhaltens in der Partnerschaft [2] seine Gründe dafür so beschrieben:
„Ich vermeide diese Gespräche, weil ich weiß, dass ich irgendwann nicht mehr folgen kann, besonders wenn meine Partnerin Dinge sagt, an die ich mich einfach nicht erinnern kann.“
Dieser Vater hat Erfahrung mit der hohen Interpretationsfähigkeit seiner Partnerin, der er nicht folgen kann. So kennen viele Männer die für sie ausufernden Gesprächsthemen der Frauen und wollen sich denen nicht aussetzen. Andererseits neigen Männer dazu, in Gesprächen nur die offensichtlichen Fakten zu benennen, aber den Zusammenhang zu vernachlässigen, in dem bestimmte Dinge stehen oder betrachtet werden müssen. Die meisten Frauen brauchen jedoch auch darüber Informationen, um die berichteten Fakten einordnen zu können. Wenn sich Männer und Frauen dieser gegenläufigen Fähigkeiten bewusst wären, könnte eine neue Gesprächskultur entstehen.
Gefühle ordnen – dank lösungsorientierter Gespräche
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Sichtweisen aufgrund der Unterschiede in der Gehirnstruktur bedarf es bei Zweiergesprächen einer bestimmten Ordnung, unter der solche Gespräche stattfinden können.
Mütter müssten vor dem Gespräch ihre Argumente nach Klarheit überprüfen und besonders danach schauen, um was es ihnen genau geht, damit keine alten Geschichten den Gesprächsverlauf stören. Dabei könnten sie sich vorher darüber klar werden, dass sie eher zu Interpretationen neigen. Väter täten gut daran während des Gesprächs immer gleich mitzuteilen, wenn sie nicht mehr folgen können und notfalls die Fakten anmahnen, ohne dass sich die Mütter kritisiert fühlen. Väter müssten sich klar darüber werden, dass sie spontan eher den Kontext vernachlässigen und sich bemühen, mehr Informationen zu einer Gegebenheit zu liefern. Mütter sollten bei Bedarf den Kontext gleich einfordern. Daraus könnte sich ein belebendes Wechselspiel im Gespräch ergeben, das negative Gefühle reduziert und Lösungen wahrscheinlicher macht. Darüber hinaus sollten schwierige Themen nicht beim Dinner im Restaurant besprochen werden. Erfolgreiche Gespräch lassen sich eher beim Spaziergang führen; denn wenn beide sich nicht anschauen müssen, sondern in die gleiche Richtung schauen, kommen hilfreiche Gedanken und Lösungsvorschläge eher in den Sinn. Zudem fördert die Bewegung beim Laufen das Nachdenken.
von Erika Butzmann
Literaturverzeichnis
Sind Eltern zufrieden und glücklich entwickeln sich ihre Kinder zu kleinen Persönlichkeiten mit einer großen Portion gesundem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Doch was brauchen Familien, damit Spannungen und Konflikte gar nicht erst aufkommen und wie gestalten sie ihre Beziehung und erhalten sie aufrecht? Was wäre nötig, damit Väter selbstbewusst die Vaterrolle annehmen, die Verteilung der Familienarbeit gerecht aufgeteilt ist und die Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Kindererziehung nicht ständig Thema sind. Kann Familie gelingen, wenn das geschlechtsspezifische Denken, Wahrnehmen und Verhalten im täglichen Umgang miteinander berücksichtigt wird?