Jannes ist hoch unruhig 1 - Foto shutterstock © AlohaHawaiiDer zweijährige Jannes ist seit dem 1. Geburtstag bei der Tagesmutter. Seit einigen Monaten ist er hoch unruhig, mag nicht mit den anderen Kindern spielen und gerade jetzt zum Zeitpunkt der „Meins-Phase“ verhält er sich sehr auffällig. Er bunkert morgens gleich beim Ankommen so viele Autos, wie er greifen kann und schreit sich weg, wenn die anderen Kinder diese ihm wegnehmen wollen. In seiner Verzweiflung hat er sich an einem Tag auf die Autos gelegt, die er hamstern konnte und aus vollem Leib geschrien, wenn sich die anderen Kinder ihm genähert haben, um an die Autos ranzukommen.

Jannes hat in seinem ersten halben Jahr bei der Tagesmutter nicht gespielt, sondern den anderen nur zugeschaut. Die hohe Unruhe, die danach aufgetreten ist und das Verhalten mit den Spielautos weisen auf eine dauerhafte Stressbelastung des Kindes während der gesamten Betreuungszeit hin. Die Tagesmutter hat alles versucht, ihn zu beruhigen und das Spiel mit den anderen zu ermöglichen. Es hat alles nichts genutzt. An dem Punkt, wo er sich auf die Autos gelegt hat, hat sein Stresssystem total überdreht, so dass er nur noch schreien konnte.

In der Situation ist es notwendig, den Jungen in Ruhe zu lassen und die anderen Kinder zu entfernen, bis Jannes sich beruhigt hat. Da dies innerhalb einer Tagespflege nicht leistbar ist, ist eine Herausnahme aus der Tagesbetreuung und die Betreuung in der Familie die einzige Möglichkeit, Jannes vor weiteren Schäden zu bewahren.

Geht es den Kindern generell bei Tagesmüttern besser als in der Krippe?

Grundsätzlich ist die Betreuung durch eine Tagesmutter in der frühen Entwicklung eher verträglich für die Kinder, da es keine Betreuer-Wechsel gibt, die Gruppe nicht mehr als 5 Kinder hat und das Setting eher der familiären Umgebung entspricht. Doch die Trennung von der Mutter/den Eltern ist auch für viele der Tageskinder ein ebenso großes Problem wie bei der frühen Krippenbetreuung.

Ein Beitrag aus unserer Praxis-Rubrik:

KinderLeben – besser verstehen


Wenn die frühe Krippenbetreuung für Kinder eine zu hohe Belastung ist, zeigt sich dies in unterschiedlicher Weise an Verhaltensänderungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Mit diesen Beispielen aus der Praxis von Kindertherapeuten, Erzieherinnen, Müttern, Tagesmüttern und ErziehungsberaterInnen wird dargestellt, wie überforderte Krippenkinder reagieren. Damit soll Eltern deutlich gemacht werden, in welcher Form und warum sich die Kinder im Verhalten verändern.

Dr. Erika Butzmann, Entwicklungspsychologin, erklärt, welches Vorgehen der Eltern notwendig ist, um die Belastungen des Kindes aufzulösen oder zu reduzieren.