Max haut und beißt, Franz versteckt sich - Foto iStock © Juanmonino

Der 2-jährige Max haut und beißt die Mutter, wenn sie ihn abholen will, geht aber mit, wenn der Vater ihn abholt. Dies erklärt sich daraus, dass die Bindung an den Vater als nächst wichtige Bindungsperson über Spiel und Spaß verläuft und durch eine weitgehende Abwesenheit des Vaters nicht so stark eingeschränkt wird. Dem Vater nehmen die Kinder es auch nicht so übel, wenn sie sich verlassen fühlen. Das wird unbewusst den Müttern als primäre Bindungsperson angelastet. Die primäre Bindungsperson als Ersatz für die Mutter ist bei Max die Tagesmutter.

Der 3-jährige Franz, stürzt morgens sofort ins Haus der Tagesmutter, freut sich da zu sein und verweigert die Verabschiedung von den Eltern. Wenn er abgeholt wird, versteckt er sich.

Sich wehren, sich verstecken, schreien und weinen beim Abholen, sind Anzeichen für eine stärkere Bindung an die Tagesmutter als an die Eltern. Das kommt bei den Kindern vor, die mit einem Jahr oder früher ganztags von der Tagesmutter betreut wurden. Diese Kinder wollen nicht zu Hause bleiben, weder zu Hause essen noch schlafen.

Bei Max und Franz hilft nur eine längere Unterbrechung der Betreuung bei der Tagesmutter, damit die Kinder die Chance haben, sich an die Eltern zu binden. Denn Bindung braucht neben dem feinfühligen Umgang mit dem Kind immer Kontinuität, da die Kinder vor dem Ich-Erkennen keine Erinnerungsfähigkeit haben. Sie können also nicht über die Erinnerung an die Eltern Bindungsgefühle entwickeln oder aufrechterhalten. Das können erst Kinder, die älter als drei Jahre sind.

Ein Beitrag aus unserer Praxis-Rubrik:

KinderLeben – besser verstehen


Wenn die frühe Krippenbetreuung für Kinder eine zu hohe Belastung ist, zeigt sich dies in unterschiedlicher Weise an Verhaltensänderungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Mit diesen Beispielen aus der Praxis von Kindertherapeuten, Erzieherinnen, Müttern, Tagesmüttern und ErziehungsberaterInnen wird dargestellt, wie überforderte Krippenkinder reagieren. Damit soll Eltern deutlich gemacht werden, in welcher Form und warum sich die Kinder im Verhalten verändern.

Dr. Erika Butzmann, Entwicklungspsychologin, erklärt, welches Vorgehen der Eltern notwendig ist, um die Belastungen des Kindes aufzulösen oder zu reduzieren.