Kleine Helden - dicke Freunde - Angelika Bartram, Jan-Uwe-Rogge

Angelika Bartram, Jan-Uwe-Rogge
Kleine Helden – dicke Freunde
Geschichten, die stark machen
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-499-21444-8
160 Seiten
6,95 Euro
Altersempfehlung: 4 – 10 Jahre

Freundschaft begleitet uns ein Leben lang. Das Buch „Kleine Helden – dicke Freunde“ greift die Thematik mit all seinen Facetten auf. Bereits in den ersten beiden Lebensjahren spielen und kommunizieren Kinder am liebsten mit vertrauten Personen. Dabei steht der Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung im Vordergrund. Im zweiten Lebensjahr spielen sie eher mit anderen Kindern nebeneinander her und teilen gelegentlich Spielzeug während jeder mit dem eigenen Tun beschäftigt ist. (Anmerkung Redaktion: siehe auch „Wie bald braucht mein Baby Freunde„)

Mit zunehmendem Kindesalter wird die soziale Gruppe immer wichtiger. Bis sie schließlich im Jugendalter unersetzlich wird. Dennoch wissen wir alle, dass Freundschaft auch schwierige Wege gehen kann. Konflikte, Dynamiken und Ausgrenzung können Teil eines Freundschaftsprozesses sein. Angelika Bartram und Jan-Uwe Rogge haben dazu gemeinsam ein Buch geschrieben. Die kurzen Geschichten, eignen sich sehr gut für Kinder zum Vorlesen und als Ausgangsbasis für einen Gedankenaustausch über bereits bestehende Freundschaften und ihre Befindlichkeiten.

Angelika Bartram ist aus Theater, Hörfunk und Fernsehen bekannt und Gründerin des phantastischen Erzähltheaters. Jan-Uwe Rogge ist Autor sowie Familien- und Kommunikationsberater, leitet Seminare für Eltern und Pädagogen und gilt als Experte in Erziehungsfragen. „Kleine Helden – dicke Freunde“ ist der dritte Band der „Kleine Helden“- Reihe für Kinder ab 4 Jahren, welche die Autoren gemeinsam verfasst haben. Die dort entstandenen, liebevoll geschriebenen Geschichten können Kindern Mut, Inspiration und Unterstützung mit auf den Weg in die Welt der Kinderfreundschaften geben.

Freundschaft findet sich überall – auch wenn man es nicht erwartet

Das vorliegende Buch handelt von Leila, der Sultanstochter und Leon, dem Sohn des Kameltreibers. Leila macht sich auf die Suche nach ihrem entlaufenen Zwerghasen „Ali Babba“ und trifft dabei auf Leon. Beide haben das Thema Freundschaft bisher auf ihre ganz eigene Weise gelöst. Leila nennt Ali Babba ihren besten Freund, während Leons Freunde unsichtbarer Natur sind. Und genau darüber geraten beide in Streit. Doch zum Glück kommt Jau-Jau, der große Geschichtenerzähler vorbei. Und er hat jede Menge Geschichten über Freundschaft zu erzählen.

In 16 fantasievollen Geschichten erzählt Jau-Jau, wie sich Freunde finden und wie vielfältig Beziehungen sein können. So lernen sich auf einem Flohmarkt der alte Plüschteddy Ted und der ausrangierte Roboter Robbi kennen. Aus anfänglichem Streit wird schnell Zuneigung. Sehr schön sind auch die vier Jahreszeiten im Streit um den Sommer. Oder die kleine Luisa, die nach der Trennung der Eltern eine Zeitlang von ihrem unsichtbaren Freund begleitet wird. Wie sich die Freundschaften schlussendlich finden und entwickeln, das kann der Leser für sich selbst und mit seinen Kindern im Buch nachlesen.

Abschied ist Teil von Freundschaft und Leben

Wo Freundschaften zum Leben erwachen, kann auch irgendwann ein Abschied bevorstehen. Freundschaften können auseinander gehen, zerbrechen oder durch Umzüge beendet werden. Und wenn ein geliebter Mensch stirbt, sind Kinder plötzlich mit dem Thema des endgültigen Abschieds, dem Tod konfrontiert. Die Autoren platzieren das Thema in kleinen, berührenden Geschichten. Beispielsweise verliert Mumbo, der kleine Elefant, seine Mama. Und bei „Tschüs, Räuber Plotzmotz“ nehmen Kindergartenkinder Abschied von einem Freund. Kinder und Eltern bietet das Buch die Gelegenheit sich gemeinsam behutsam an die Thematik Tod heranzutasten.

Der erste Impuls von Eltern ist oft, Kinder vor dem Verlust von Freundschaften oder einem nahestehenden Todesfall zu beschützen, indem sie nicht darüber sprechen. Doch Abschied und Trauer gehören zum Leben dazu und brauchen ihren Raum, um die eigenen Gefühle zu sortieren.

Offenheit im Umgang hilft schon den Kleinsten bei der Verarbeitung. Wenn die geliebten Großeltern sterben, ist es manchmal schwer die richtigen Worte zu finden und das Geschehen für Kinder begreifbar zu machen. Da kann schon eine kurze Geschichte aus dem Buch helfen, mit den Kindern darüber ins Gespräch zu kommen, z. B. „Jan und Trinchen“.

Freundschaft ist ein Prozess, der uns viel lernen lässt

Im Vorwort des Buches wird der Freundschaftsprozess als das beschrieben, was er ist:

„Freundschaften sind kein Ort von Glückseligkeit, von vollendeter Harmonie (…) Man muss sich manchmal unterordnen, muss sich zusammenraufen, muss nachgeben, muss Kompromisse schließen.“ [S. 8-9].

Und genau an und mit diesen Aufgaben können Kinder wachsen und lernen. Eltern möchten oftmals ihre Kinder behüten vor den traurigen oder wütenden Gefühlen, die dabei aufkommen, wenn Freundschaften schwierig werden oder sind und sie leiden mit ihnen. Dennoch ist es für die Eltern-Kind-Beziehung und die bevorstehende Ablösungsphase von den Eltern hilfreich, Kindern Vertrauen zu schenken, ihnen Rückhalt und den nötigen Freiraum „im Freundschaften schließen“ zu geben.

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Den beiden Autoren ist es gelungen, eine Sammlung kleiner Geschichten zu erstellen, die Kindern Zugang zur Bandbreite von Freundschaft ermöglichen. Mit der gemeinsamen Abendlektüre vor dem Schlafengehen können die Kinder ihre Fantasie anregen, neue Ideen im Umgang mit Freunden finden und mit Mama und Papa über ihre Gefühle und Vorkommnisse sprechen. Schön wird auch im Vor- und Nachwort beschrieben, welchen großen Beitrag die Freunde zur Entwicklung unserer Kinder leisten und warum wir uns entspannen dürfen, auch wenn uns nicht alle Freunde passend erscheinen. Kinder sind so unterschiedlich wie die Freundschaften, die sie schließen. Wer also Lust hat, das Thema mit seinen Kindern spielerisch zu entdecken, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

von Vanessa Welker

Angelika Bartram© Simon Vogel

Über die Buchautorin: Angelika Bartram

Mit witzig-phantastischer Unterhaltung hat sie sich in Theater, Hörfunk und Fernsehen einen Namen gemacht. Sie ist Begründerin des phantastischen Erlebnistheaters, arbeitete für die Sesamstraße und schrieb zusammen mit Jan-Uwe Rogge diverse Titel, die alle bei rotfuchs erschienen sind. Außerdem entwickelte die Kölner Autorin das phantastische Erzähltheater. www.angelika-bartram.de

Buchautor Dr. Jan Uwe Rogge

Über den Buchautor: Dr. Jan-Uwe Rogge

Autor zahlreicher Bücher für Erziehung, Kinder, Eltern, Familien – vom Säugling über Schulkinder bis zur Pubertät. Sein Motto: Erziehung kann Spaß machen! www.jan-uwe-rogge.de