Mik Jeannine , Teml-Jetter Sandra - Mama, nicht schreien

Jeannine Mik und Sandra Teml-Jetter
Mama, nicht schreien!
Liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen
Kösel- Verlag, München
ISBN 978-3-466-31113-2
224 Seiten
16,- Euro

Warum es gar nicht so einfach ist, starke Gefühle wirklich auszuhalten

Kinder brauchen Grenzen. Und Kinder bringen uns an Grenzen. Grenzen unserer Kraft, der Geduld und der Möglichkeit noch liebevoll zugewandt zu bleiben. Das klingt nämlich immer so schön, ist aber eine der größten Aufgaben, die an uns Eltern gestellt werden.

Dieses Buch erreichte mich zu einer Zeit, als ich selber beruflich eingespannt war und mein Kleiner seine Autonomie in vollen Zügen kennenlernen wollte. Es gibt Zeiten, in denen unsere Angespanntheit oder Erschöpfung sich schlecht mit unseren guten Vorsätzen in der Erziehung verträgt. Und dann doch Streit entsteht, bei dem wir hinterher denken: das hätte ich gerne besser gelöst.

Hilfestellung für manchmal ratlose Eltern

Und genau damit befassen sich Jeannine Mik und Sandra Teml-Jetter in ihrem neuen Buch: „Mama – nicht schreien.“ Wobei hier natürlich auch die Papas und andere Erziehungsbeteiligte angesprochen sind. Die beiden Autorinnen gehen der Wut und Angespanntheit auf den Grund und wollen neue Wege aufzeigen, wie wir lernen können, ruhig zu bleiben. Und auch erkennen können, warum wir in gewissen Momenten so reagieren. Obwohl das Buch sich mit ernsten Themen befasst und in die Tiefe geht, ist es kurzweilig geschrieben und spannend zu lesen.

Jeannine Mik ist Kommunikationstrainerin und Bloggerin. Sandra Teml- Jetter arbeitet als Einzel- und Paarcoach in ihrer eigenen Praxis. Beide haben länger nach ihrem richtigen Weg gesucht und viele Höhen und Tiefen ihrer Elternschaft erlebt. Den Weg der beiden und ihre Entwicklung kann man am Ende des Buches nachlesen. Es tut immer wieder gut, zu erleben, dass auch andere Mamas, Papas, Eltern zweifeln und manchmal ratlos sind. Und dass in jedem von uns Entwicklungspotential steckt.

Was macht uns eigentlich so wütend?

Im Buch findet sich zunächst ein Überblick: Welche Situationen machen mich eigentlich wütend? Und welche inneren Programme laufen bei mir ab, die diese Wut entstehen lassen. Die Autorinnen schreiben von sogenannten „Triggern“ die solche Schwierigkeiten entstehen lassen. Als Soforthilfe haben sie einen Notfallplan erstellt, der die erste Wut beruhigen kann. Gleichzeitig werden körperliche Prozesse erläutert, die bei Stress aktiviert sind. Interessant war es zu erfahren, wie kurz die Wut eigentlich hochkocht, bis wir wieder die Möglichkeit haben sie verschwinden zu lassen. Nachlesen lohnt sich. Auch verschiedene Entspannungsübungen werden erklärt und können ausprobiert werden.

Unsere kindlichen Gefühle bleiben ein Leben lang erhalten

Aber auch Angst kann uns leiten. Geprägt durch unsere eigenen Erfahrungen als Kind, reagieren wir mit alten Gefühlen, die in Stresssituationen ausgelöst werden. Wie fühlen wir uns unter Stress? Was passiert in unserem Körper? Und vor allem: Was tun? Die Autorinnen empfehlen verschiedenste Möglichkeiten, um dem Stress Herr zu werden, unsere Gefühlsvorgänge zu verstehen und ja, auch wieder mit uns selbst ins Reine zu kommen.
Sie beschreiben neue Wege im Umgang mit Stress. Unser eigenes Wohlbefinden trägt dazu bei, ebenso wie versteckte Ressourcen. Wo fühle ich mich wohl und wo bin ich belastet? Das kann auch bei unseren Beziehungen zu anderen Menschen eine Rolle spielen. Manche beflügeln uns und bringen ein gutes Gefühl. Andere können Kraft kosten. Die Möglichkeiten, sich darüber klar zu werden, sind im Buch ausführlich dargestellt.

Welchen Anteil hat die eigene Kindheit

Die letzten Kapitel beschäftigen sich mit unserer eigenen Geschichte und unseren Eltern. Sind wir so frei und losgelöst von ihnen, wie wir es gerne wären? Können wir, im Hinblick auf unser Erleben als Kind, erwachsen und frei handeln? Es gibt verschiedene Arten von Beziehungen, und nicht alle tun uns gut. Genauso gibt es verschieden Typen von Eltern, an die wir uns als Kind anpassen (müssen). Und dieses Erleben bleibt in uns erhalten. Als Erwachsene haben wir die Wahl, wie wir in Zukunft damit umgehen wollen.
Kinder bringen uns an Grenzen. Aber: Wir können unsere Grenzen erweitern. Wir können mit ihnen wachsen, wenn wir bereit sind uns darauf einzulassen. Niemand ist perfekt. Unser eigenes Erleben prägt uns in vielfacher Weise. In diesem Buch finden sich jede Menge Hilfestellungen, Anregungen und Beispiele. Wir sind nicht alleine mit unserem täglichen Erziehungs(er)leben. Ein lesenswertes Buch.

von Vanessa Welker

Jeannine Mik © Julia Spicker Photography

Über die Buchautorin: Jeannine Mik

ist als diplomierte Kommunikationstrainerin in der Erwachsenenbildung tätig und Gründerin des »Zentrums für bewusste Elternschaft« in Wien. Sie bloggt seit 2014 auf Mini and Me, einem der erfolgreichsten Eltern-Blogs in Deutschland und Österreich. – www.mini-and-me.com

Sandra Teml-Jetter © Julia Spicker Photography

Über die Buchautorin: Sandra Teml-Jetter

ist Einzel- und Paarcoach sowie Eltern- und Familienberaterin mit zahlreichen Weiterbildungen, u. a. bei Jesper Juul und David Schnarch. Sie arbeitet in ihrer eigenen Familienberatungspraxis »Wertschätzungszone« und tritt nachhaltig für den emotionalen Klimawandel in Familien ein. www.wertschaetzungszone.atwww.mini-and-me.com