Pestilenz

Hans Peter Scheier
Pestilenz!
Roman über das Leben und Wirken von Johann Heinrich Pestalozzi
Syngeneia Verlag
188 Seiten
25,00 CHF (zuzüglich Porto/Verpackung)

Bezugsquelle: Hans Peter Scheier

Der Roman „Pestilenz“ beschreibt das Leben von Johann Heinrich Pestalozzi (1746 bis 1827), einer herausragenden Pädagogenpersönlichkeit. Viele sehen in ihm den Begründer der Sozialpädagogik, der, inspiriert von Jean Jacques Rousseau, sein ganzes Leben der Erziehung von Kindern und Jugendlichen aus schwierigsten Lebenslagen widmete. Im Gegensatz zu Rousseau hat er seine Ideen mit aller Radikalität und Konsequenz in die Praxis umgesetzt, so dass er selbst ein Leben in Armut geführt hat. Er ist Vorbild und Leitfigur für sozialpädagogisches Denken und Leben.

Ein Leben in Elend und Wirken in bescheidenen Verhältnissen

Er unterbricht sein Studium, entwickelt eine Leidenschaft für moderne Landwirtschaft und sieht darin eine Möglichkeit, den Armen zu helfen. Sie sollten lernen, bescheiden zu leben und sich selbst zu versorgen. Seine Zielgruppe sind die „vergessenen Kinder.“ Auf dem Landgut Neuhof versucht er seine Ideen zu verwirklichen, scheitert aber an Missernten, Hagelschlag und Preissteigerungen. Das Stanser Waisenhaus kann er nur fünf Monate betreiben, dann muss er es verlassen, weil es nun als Kriegslazarett gebraucht wird. Im Burgdorfer Schloss betreibt er eine Schule und Erziehungsanstalt mit neuen unterrichtlichen Methoden, probiert aus, experimentiert, sucht nach wirksamem Lernen und Lehren. Dann, auf Schloss Münchenbuchsee, scheitert er bei dem Versuch, mit Fellenberg einen Mann zu gewinnen, der große organisatorische und finanzielle Erfahrung hat. In Yverdon (Iferten) gründet er eine neue Anstalt. Bis zu 150 Kinder und Jugendliche aus vielen Nationen werden unterrichtet und erzogen. Pestalozzi wird berühmt in Europa, mehrere Ehrungen konnte er entgegennehmen. Doch auch in Iferten kippt die Stimmung durch viele Streitigkeiten zwischen den Lehrern, und auch die Zielgruppe von Kindern mit wohlhabenden Eltern befriedigt Pestalozzi nicht. In Clindy gründet er erneut eine Armenanstalt. Er stirbt verarmt und enttäuscht vom Leben.

Pestilenz ist der veraltete Begriff für Pest. Lebenslang scheitert Pestalozzi ökonomisch, das ist die eine Seite der Pestilenz. Die andere Seite der Pestilenz sind die armen und kranken Menschen, denen er sich widmet. Vielen, aber nicht allen, kann er helfen. Manche nutzen ihn aus – ein leichtes Spiel, denn Pestalozzi, der seine Häuser immer als große Familie sieht, liebt seine ihm Angetrauten und glaubt immer an das Gute. Als Schriftsteller hält er sein pädagogisches Verständnis fest und verdient etwas Geld, das er sofort wieder investiert.

Was Hans Peter Scheier aus diesem bewegten Leben macht, ist erstaunlich. Er schreibt einen intensiven Roman, der von Beginn an fesselt und der viel mehr zum Verständnis von Pestalozzi beiträgt als viele Fachbücher. Eigentlich sollte dieser Roman zur Pflichtlektüre für Sozialpädagog:innen werden. Er schildert die Zeit, das Elend, die Nöte und die Sorgen, die Grausamkeit, die Verarmung, die Krankheiten, die Person Pestalozzi, die Streitigkeiten. Pestalozzi, sieht sich am Ende seines Lebens als Gescheiterten, Gekränkten und Erfolglosen. Es gibt Bücher, die man, einmal angefangen mit der Lektüre, nicht mehr aus der Hand legen will. „Pestilenz“ ist ein solches Buch.

von Prof. Dr. Werner Michl

Erstveröffentlichung in der Zeitschrift e&l Heft 1-2022

Hans Peter Scheier © privat

Über den Buchautor: Hans Peter Scheier

ist Filmschaffender, Autor und Fotograf. Er hat Dokumentarfilme über das Aufwachsen von Kindern und die Frage nach echter menschlicher Bildung sowie einige Kinderkurzspielfilme gedreht. Sein neuster Roman »Pestilenz!« über das Leben von Heinrich Pestalozzi ist im Eigenverlag erschienen. Website: www.hpscheier.ch