Dr. med. Herbert Renz-Polster, Nora Imlau
Schlaf gut, Baby!
Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten
GRÄFE UND UNZER Verlag
ISBN: 978-3833845987
208 Seiten
19,99 Euro

Gesunder und ausreichender Schlaf der Kinder von Geburt an ist sicher eines der drängendsten Problemthemen von Eltern und Großeltern, eine tägliche – und nächtliche – Herausforderung. Kein Wunder also, dass dazu eine Fülle von Ratgeber-Literatur unterschiedlichster Qualität im Buchmarkt angeboten wird. Schlaf gut, Baby! der bekannten AutorInnen Herbert Renz-Polster, Kinderarzt und Wissenschaftler, und Nora Imlau, Journalistin und Stillberaterin, ist zweifellos eines der Besten in seiner Kombination von wissenschaftlicher Begründung und alltagspraktischer Beratung.

Schlaf gut, Baby! Ein Plädoyer für Geborgenheit, Schutz, Nahrung und Wärme – auch nachts.

Die Autoren beleuchten den kindlichen Schlaf anhand diverser wissenschaftlicher Studien. Sie gehen auf aktuelle Fragestellungen der Eltern ein und geben sinnvolle, stimmige Tipps aus ihren eigenen Erfahrungen sowie denen anderer Eltern. Dabei werden die verschiedenen Altersgruppen vom Baby bis zum Kindergartenkind in ihren Phasen unterschieden.

Der Weg ins Traumland

Es werden achtsame Wege aufgezeigt, wie Babys und Kinder und vor allem auch Eltern zu einem ruhigen Schlaf finden. Dabei geht es zunächst darum, seine Erwartungen an das eigene Kind zu reflektieren und anzupassen. Eine zentrale Frage ist dabei, ab wann kann ich ernsthaft davon ausgehen, dass mein Kind durchschläft und was verstehe ich überhaupt unter dem Begriff ‚Durchschlafen‘? Hinzu kommt ‚Schlaf ist kein Erziehungsfeld‘, S.145, sondern für die Autoren ein weiterer Bestandteil im Alltag des Kindes, in welchem es ernst genommen und begleitet wird und vor allem mitentscheiden darf.

Mit Gepäck durch die Nacht – eine individuelle Reise

Die eine Lösung gibt es nicht. Zunächst ist jedes Kind einzigartig. Die Kleinen brauchen unterschiedlich viel Schlaf, haben unterschiedliche Stillgewohnheiten und verarbeiten ihren Tag auf ihre Weise. Jedes Schlafumfeld ist anders. Es gibt das Familienbett oder die Alleinschläfer. Es gibt gestillte und nicht gestillte Kinder. Es gibt Einzel- und Geschwisterkinder – jede Familie ist anders. Einige haben eine ständige Routine, andere gestalten den Tag flexibel. Einige Eltern stehen morgens gerne früh auf, andere eher später. Einige Kinder gehen in die Kita, andere sind den Tag über bei ihren Eltern. Die verschiedensten Konstellationen in der Familie wirken sich auch auf den Schlaf aus. Wir können von unserem Baby und unseren Kindern also nicht das gleiche erwarten wie vom Kind der Freunde und Bekannten.

Auf den Punkt gebracht!

Um seinen Blickwinkel auf ein schreiendes Baby zu ändern, hilft es vielleicht sich in die Situation eines „älteren Geschwisterkindes [zu versetzen.] Wir kennen kein normales Kind, das nicht selbst in Not käme, wenn es sein Geschwisterchen ohne Beistand weinen hört […] die Qual überträgt sich auf die Geschwister“, S. 94. Für erschöpfte Eltern und wenn die Reise durch die Nacht partout nicht klappen will, liefern Renz-Polster und Imlau einen ‚Notfall-Schlaf-Plan‘ vgl.S. 154, und zeigen Möglichkeiten auf, wie wir „Am Tag für gute Nächte sorgen‘, vgl.S. 158 und sie bieten Ansätze wie wir unsere ‚Gewohnheiten verändern‘ können, vgl. S. 162.

Eine Begegnung mit Ängsten, Mythen – und uns selbst

Keine Schlaftrainings mit weinenden Babys oder Kindern! Das war bei zwei bedürfnisorientierten Autoren zu erwarten.

Kinderschlaf jenseits von jeglichem Schlaftraining und Methoden, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse, fernab von starren Regeln und für eine entwicklungsgerechte, individuelle Wahrnehmung des Kindes. Für Eltern, werdende Eltern oder auch Großeltern, die sich auf diesen umfassenden Blick in den kindlichen Schlaf einlassen mögen, ist das Buch eine Bereicherung für sich selbst und die ganze Familie.

Schlaf gut, Baby! ist in mehreren kleinen Kapiteln unterteilt, so dass es auch bei wenig Zeit und bei gezielter Antwortsuche abschnittsweise gelesen werden kann. Liebevolle schwarz-weiß Fotos von Eltern und Kindern untermalen thematisch und ergänzen das Thema auf harmonischer Weise.

Als Mutter und Stillberaterin empfehle ich Schlaf gut, Baby! von Geburt Ihres Kindes, besser schon während der Schwangerschaft zu lesen, damit viele Erwartungen realistisch betrachtet werden können und vielleicht auch schon die passende Antwort auf den Spruch parat ist, den wohl alle Eltern irgendwann einmal hören: „Und, schläft Euer Baby schon durch?“.

von Cora Dechow

Anmerkung der fürKinder-Redaktion: Sehr gut passt hierzu auch der Artikel von Herbert Renz-Polster Einschlafstillen darf man das?

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Über den Buchautor: Dr. med. Herbert Renz-Polster

Jahrgang 1960, verheiratet und Vater von vier Kindern. Medizinstudium in Gießen, München und Tübingen, Facharztausbildung als Kinderarzt und Forschungstätigkeit in den USA, Forschungspreis für Arbeiten im Bereich der Epidemiologie allergischer Erkrankungen. Seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mannheimer Institut für Public Health (MIPH ) der Universität Heidelberg mit Forschungsschwerpunkt Gesundheitsförderung im Kindesalter. Autor mehrerer Sachbücher und Elternratgeber zum Thema kindliche Entwicklung und Gesundheit www.kinder-verstehen.de

Über die Buchautorin: Nora Imlau

Mutter zweier Kinder, Journalistin, Stillberaterin. Sie schreibt u.a. für die Zeitschrift »Eltern« darüber, wie Familien die Bedürfnisse der Großen und der Kleinen auf liebevolle Weise unter einen Hut kriegen können. Darüber hinaus begleitet sie Mütter und Väter, die Fragen zum Stillen, Schlafen und Schreien ihres Babys haben. Autorin mehrerer Bücher, darunter »Das Geheimnis zufriedener Babys« www.nora-imlau.de