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Jenniffer Ehry-Gissel
Schatz, ich bin zu Hause!
Ebook 9,97 €

Jenniffer Ehry-Gissel ist Bloggerin und Vollzeitfamilienmanagerin. In ihrem Ebook „Schatz, ich bin zu Hause!“ will sie andere Mütter ebenfalls auf den Geschmack bringen. Aus gutem Grund und mit zielsicheren Argumenten.

Es ist ein Büchlein, wie man es sich heute nur wünschen kann, nicht nur thematisch (Anti-Mainstream), sondern auch technisch. Nebenbei: Mit nur 49 Seiten ist es auch für Lesemuffel gut zu bewältigen. Es ist übersichtlich strukturiert in fünf Kapitel, jedes für sich aufgelockert und individuell gestaltet. Die Generation Blog wird sich in Jenniffer Ehry-Gissels Ebook sofort heimisch fühlen, schließlich entstammt die Autorin selbst dieser Szene: „Ich habe mir mit meinem Block ‚Berufung Mami‘ eine gute Alternative geschaffen. So kann ich das tun, was ich zu tun liebe (Das Schreiben), und gleichzeitig in Vollzeit meinen Sohn betreuen.

Mich macht das glücklich. Und ich glaube, vielen Mamis da draußen geht es genauso. Aber sie scheinen sich zu verstecken. Es wird Zeit, dass wir aufstehen, rausgehen und uns zeigen. Voller Stolz!“

Mutterliebe – ein unbeschreibliches Glücksgefühl

Mit diesen wenigen Sätzen ist im Prinzip umrissen, worum es in diesem mutigen Büchlein geht. Die Autorin schlägt eine Bresche für Vollzeitmamis. Sie beschreibt dabei den Weg, den sie persönlich gegangen ist – und der bei vielen Mamis sicher ganz ähnlich ausschaut. Das Buch soll eine Entscheidungshilfe für zwiespältige Mütter sein. Denn vielfach ist es ja so gelaufen: Zunächst hatte man vor der Geburt des Kindes noch gedacht, danach schnell wieder arbeiten zu wollen. Man sucht schon die Krippe fürs Kind aus, aber dann passiert etwas, womit man nicht gerechnet hat: Das Kind ist da, und plötzlich will man es nicht mehr hergeben. Man hört auf sein Herz und seinen Bauch, und schon sieht die Welt ganz anders aus. Schon ist man lieber Vollzeitmami: „Dann kam Emil auf die Welt. Und alles war anders. Fremdbetreuung? Unvorstellbar! Für mich.“

Nun ist es in unserer wissenschaftsgläubigen Welt natürlich unmöglich, die Geschichte hier enden zu lassen. Frau darf gerade in diesem Fall nicht allein auf ihr Bauchgefühl und ihr Herz hören, sondern muss sich rechtfertigen für das, was sie tut. Kapitel Eins handelt daher von den Kinderbedürfnissen, der Trennungsproblematik, den Gefahren verfrühter Sozialisierung in der Krippe. Ein weiteres Kapitel fokussiert kurz, aber knackig auf die Thesen branchenbekannter Wissenschaftler, die sich der frühkindlichen Forschung widmen: Lieselotte Ahnert, Rainer Böhm, Jenet Jacob, Heinz Werner, John Bowlby, Gerald Hüther.

Frühe Trennung – das Strahlen fehlt

Auch die erfahrene Chemnitzer Psychotherapeutin und Elternberaterin Antje Kräuter hat die Autorin mit einer sehr treffenden Beobachtung zitiert, nämlich dass „man auf allen Krippenfotos niemals ein lachendes Kindergesicht und niemals strahlende Kinderaugen sieht“. Das liege ganz einfach daran, so Kräuter, dass auch die fremde Bezugsperson in der Krippe nicht strahlen könne, denn „Stolz“ auf das eigene Kind schwinge da eben nicht mit, allenfalls in Einzelfällen ein bisschen Stolz auf „das Lieblingskind“.

Kernelement des Buches ist allerdings Kapitel 3, ein Interview mit der Erzieherin und Bloggerin Kathrin Schüller. Ihre Erfahrungen aus dem täglichen Krippengeschäft wünscht man jedem Mitarbeiter im Familienministerium zur Pflichtlektüre. Von „Fließbandarbeit“ ist da die Rede, vom „Funktionieren“-Müssen, von der „Zweitrangigkeit“ der Kinderbedürfnisse, von der mangelnden Bindung zu den Erziehern. „Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass 85% aller Krippenkinder eine Bindungsauffälligkeit aufzeigen“, sagt Schüller. „Kann also auf das einzelne Kind eingegangen werden? Nein. Erzieherinnen arbeiten immer mit der kompletten Gruppe. Sie sehen das einzelne Kind nicht, denn sonst würde der Alltag nicht funktionieren.“

Kapitel 4 zählt sämtliche Betreuungsalternativen auf (Krippe, Tagesmutter, Nanny/Kinderfrau, Au Pair) samt Vor- und Nachteilen, und Kapitel 5 behauptet, es gebe „immer eine Lösung“  – in finanzieller Hinsicht. Ehry-Gissel nennt hier Landeserziehungsgeld (Bayern, Thüringen, Sachsen), Betreuungsgeld (Bayern), Arbeitslosengeld (41 Prozent der alleinerziehenden Mütter sind Hartz-IV-Empfängerinnen!), Wohngeld und Kindergeldzuschuss. Allerdings scheint fraglich, ob alleinerziehende Mütter sich tatsächlich freiwillig auf Hartz IV einlassen mögen, um ihre Kinder selbst betreuen zu können. Meist wird es Notwendigkeit sein, die sie zum Amt gehen lässt. Angesichts dieser demütigenden Perspektive muss das Bauchgefühl dann schon sehr, sehr laut sein, um den berechtigten Wunsch zu realisieren, sein Kind selbst betreuen zu dürfen.

Außer Haus und Zuhaus – immer voll dabei

Diesen Umstand kann man der Autorin natürlich nicht anlasten, schließlich engagiert sie sich auch ehrenamtlich im Vorstand des Verbands Familienarbeit e.V. für ein Elterngehalt. Ihr Ebook ist in jedem Fall eine sehr gute Einstiegshilfe und zeitgerechte Ansprache für junge verunsicherte Mütter, dem man nur recht viele Leserinnen und hoffentlich auch ein paar Leser wünschen kann!

von Birgitta vom Lehn 

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Unsere Buchautorin: Jenniffer Ehry-Gissel

war in ihrem „früheren Leben“ Reiseverkehrskauffrau und Flugbegleiterin. Zuletzt arbeitete sie als Teamleiterin in einem Dienstleistungsunternehmen. Die Geburt ihrer Söhne (*2015, *2018) hat ihr Leben verändert. Es war nicht immer klar, dass sie insgesamt sechs Jahre zu Hause bleiben werde, doch ihre Recherchen zum Thema „frühkindliche Betreuungssituation“ haben für sie keinen anderen Schluss zugelassen. 2015 startete sie ihren Blog „Berufung Mami“ und klärt über dieses so wichtige Thema auf – online, aber auch in Vorträgen vor Ort.

Kontaktjenn@berufungmami.de, Tel. +49(0)176 924 1 2154