Stefan ist vier. Bei jedem noch so kleinen Stress schlägt er, oft wahllos, manchmal auch anscheinend gezielt. Ohne Erklärung, ohne Ankündigung, ohne Entschuldigung. Er sucht Nähe – und wenn er sie erhält, schlägt er.
Lisa ist drei und spielt nicht. Wenn andere Kinder spielen oder wenn ihr Spielangebote gemacht werden, sitzt sie nur stumm und mit großen, fragenden Augen da, als würde sie nicht verstehen, was man von ihr wolle. Wenn man sie in den Arm nehmen möchte, kratzt sie oder lässt es unbeteiligt und ohne jede Reaktion mit sich geschehen, als wäre sie eine Puppe.
Entwürdigendes und unberechenbares Verhalten durch erwachsene Bindungspersonen verunsichert und verwirrt Kinder. Sie können sich nicht auf eine sichere Basis verlassen und zeigen die damit verbundene Not oft ohne Worte. Aus der Praxis von Kindertherapeut:innen, Erzieher:innen, Müttern, Tagesmüttern und Erziehungsberater:innen wird deutlich, wie Kinder reagieren. Die Fallbeispiele zeigen: Wenn Kinder im Verhalten „auffällig" werden, ist das oft ein stiller Hilferuf.
Dr. phil. Udo Baer (Gesundheitswissenschaften), Diplom-Pädagoge, erläutert was Kinder mit Bindungsstörungen brauchen und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die Belastungen der Kinder zu lindern oder zu beseitigen. Der oben genannte Hilferuf von Stefan und Lisa wurde im August 2016 , Semnos I Pädagogisches Institut Berlin (PIB) veröffentlicht.
