Wenn einer werdenden Mutter die Stimme fehlt, die Kraft unter der Geburt schwindet, dann bin ich da und stärke ihr den Rücken. Denn was gibt es Schöneres für eine Frau, als ihr Kind sicher und gesund zu gebären und sich im Nachhinein gut zu fühlen in der Gewissheit, dass sie mit allen Entscheidungen im Reinen ist?
Jede Geburt ist einzigartig und stellt für Mutter und Kind eine große Herausforderung dar. Ein erstes Zeichen wie ein leises Ziehen kündigt die Geburt an. Ihr folgt die Eröffnungsphase mit den Wehen – die kommen und gehen – eine Zeit zur Vorbereitung für Mutter und Kind auf die eigentliche Geburt. In dieser »Zeit des Wartens« kreisen die Gedanken und die Gefühle spielen verrückt. Manch eine Frau mag nicht mehr, will schneller voran als das Kind – Bindung und Entbindung suchen ihren Weg.
Als Doula begleite und unterstütze ich Schwangere und Paare emotional und erlebe viele beglückende Momente als »Vertraute auf Zeit» während der Schwangerschaft, Geburt und dem Wochenbett. Für mich ist diese Arbeit eine Berufung wie in Vorzeiten, wo gewöhnlich die Mutter, die Schwester oder eine geburtserfahrene Frau der Gebärenden und Wöchnerin beistand.
Was es bedeutet, einer Frau in dieser langwierigen Phase Kraft zu geben, anstatt es ihr so einfach wie möglich zu machen, beschreibt meine Kollegin, Mary Kalau, so: „Wenn jemand zweifelt oder die Situation reparieren möchte, wird einer Frau die Kraft genommen. Aber falls ihr jemand sagt: “ Du bist unglaublich. Ich glaube daran, dass du das schaffst. Du machst das so toll. Du bist so stark, stärker als alle, die ich je gesehen habe.“ Wenn du diese Worte hörst, bist du es auch. Du wirst zu einer Bärin, die ihr Junges zur Welt bringt. Die Frau wird mit sich selbst eins und sie gibt ihre Kraft nicht mehr her.“
Mitzuerleben wie viel Kraft eine Frau für ihr Muttersein und wie viel Kraft auch ihr Kind durch eine natürliche Geburt gewinnt, ist einer dieser beglückenden Momente für mich.
Die erste Stunde des Lebens – ein besonderer Moment
Viele Monate warten die Eltern darauf, ihr Baby im Arm zu halten, es zu betrachten, es zu liebkosen.
Nach einer Geburt ohne Schmerzmittel ist das Baby ganz wach und bereit, seine Eltern kennen zu lernen. Die vertraute Stimme seiner Mutter und ihre Berührungen wärmen und beruhigen es. Seine Augen sind weit geöffnet, es scheint, als wolle es das Gesicht seiner Mutter auswendig lernen.
Entdecken Sie die Arbeiten von Annemarie Lea – annemarielea.de
Fotografin für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in Frankfurt & deutschlandweit
Immer wieder überrascht mich das Neugeborene, wie kraftvoll es spontan nach der Geburt die Brust seiner Mutter sucht und findet. Belohnt wird das Baby nicht nur mit Nahrung, sondern auch mit dem ausgeschütteten »Hormon der Liebe«, Oxytocin. Beim Baby bewirkt die Oxytocinausschüttung, dass es eine innere Zufriedenheit erfährt und oft beim Stillen beruhigt einschläft. Auch die Mutter schüttet dieses Hormon aus und es fördert bei ihr die Stressresistenz, Gelassenheit und die Kraft, besser mit Schlafmangel umzugehen. Es trägt maßgeblich dazu bei, dass sich Mutter und Kind ineinander verlieben. Die Mutter erhält auf diese Weise sehr früh die Rückmeldung ihres Kindes: »Ich kann für mich sorgen, vertraue mir« und das Kind erfährt die Verlässlichkeit seiner Mutter, die ihm Kraft und Zuversicht gibt.
Eine Doula unterstützt die Selbstbestimmtheit einer Frau
Meine Arbeit als Doula ermöglicht es mir, ganz nah die zukünftige Familie rund um die bevorstehende Veränderung zu begleiten und nach und nach wächst ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen uns heran. Im Laufe der Schwangerschaft und durch die gemeinsame Vorbereitung auf die Geburt erfahre und erspüre ich die Herzenswünsche der Familie und wir besprechen mögliche verschiedene Geburtsabläufe, formulieren den bevorzugten Weg und erarbeiten einen Plan B. Am Ende kann so eine sehr intime Geburtswunschliste entstehen, welche die werdende Mutter bzw. das Paar mit der Hebamme besprechen kann. Diese Gesprächsgrundlage spiegelt die Bedürfnisse der Schwangeren und des werdenden Vaters wider und beinhaltet etwa den Ablauf der Geburt, Methoden zur Schmerzlinderung und individueller Geburtshypnose, Atem- und Massagetechniken und das erste Stillen.
Dadurch, dass eine Doula die Mutter wie auch den Vater im Geburtsprozess nach ihren Vorstellungen unterstützt, entsteht eine Atmosphäre des Wohlfühlens und gemeinsame Vorfreude auf das Kind. Bei etwaigen Komplikationen wie zum Beispiel einem Kaiserschnitt ermöglicht der Plan B, sich mental getragen zu fühlen, so dass weder Mutter noch Kind sich alleine fühlen, da vorher vereinbart wurde, wer bei der Mutter und wer beim Kind sein soll.
Trotz einer sehr guten Vorbereitung auf die Geburt und einem bedachten Geburtsplan können sich Bedürfnisse je nach aufkommender Situation wandeln. Eine Doula respektiert dies und unterstützt flexibel etwa auch den Wunsch einer Frau »einen Moment allein sein zu wollen« jederzeit.
Während der Geburt selbst ist die Hebamme oder der Arzt für die medizinische Betreuung zuständig, während eine Doula immer den Blick darauf hat, dass die Selbstbestimmtheit der Frau gewahrt bleibt. Gleichzeitig ist ihr das Wohlergehen und die Gesundheit der Frau und ihrer Familie bewusst.
Mehrere Studien haben positive Auswirkungen aufgezeigt, die im Zusammenhang mit der Begleitung einer Doula während der Geburt stehen:
- Verkürzung der Wehenzeit
- Schmerz- und Entspannungsmittel sowie Periduralanästhesien (PDA) wurden seltener eingesetzt
- Weniger Komplikationen
- Geringerer Einsatz von wehenfördernden Mitteln
- Weniger Zangen- und Vakuumgeburten
- Weniger Kaiserschnitte
- Babys waren wacher und tranken besser an der Brust
- Stärkung der Paarbeziehung
Eine breite Palette, die für eine Doula sprechen
Frauen wählen eine Doula als Geburtsbegleitung, weil sie bereits ein nicht zufriedenstellendes Geburtserlebnis hatten oder der Partner bzw. die Partnerin an ihrer Seite fehlt. Aber auch zukünftige Väter möchten Ihre Partnerin und sich selbst optimal in Sicherheit wissen und nehmen Kontakt zu einer Doula auf. Auch suchen Paare bewusst nach einer weiteren Vertrauensperson, um für die bevorstehende familiäre Veränderung bestmöglich vorbereitet zu sein. So kann eine Doula auch ganz praktisch die Familien unterstützen, wenn Familienangehörige fehlen.
Ganz persönliche Gründe sprechen für eine Doula:
- Unsicherheit wegen vorausgegangener Geburtserfahrungen
- Schwierige Erfahrungen /Trauma bei vorangegangener Geburt
- Frau ist alleine oder Partner kommt nicht mit
- Entlastung des Partners
- Paar kommt aus anderem Kulturkreis
- als Übersetzerin (Sprache, Kultur)
- möchte jemand Vertrautes dabei haben
- möchte sicher sein, dass immer jemand da ist (kontinuierliche Begleitung)
- schwierige Lebenssituation
- Doula war bei einer früheren Geburt bereits dabei
von Kathrin Burri
Links zum Thema
Stillen: Passt das zu mir? 7 Min., Quelle: Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 2022
Breast Crawl – Auf dem Weg zur Brust, Dr. Marshall H. Klaus, Neonatologe; Phyllis Klaus, MFT, CSW, Psychotherapeutin, www.bondingandbirth.org
Geburt: In Begleitung einer Doula – Aus einer Begleitung einer Familie, welche nach einem sekundären Kaiserschnitt – die Geburt begann spontan, aber im Verlaufe des Geburtsverlaufes musste ein Kaiserschnitt gemacht werden – eine natürlich Geburt anstrebte, ist dieser berührende Dokumentarfilm entstanden.