Kinderarmut - Mutter vieler Übel - Foto katyspichal © fotoliaDer – von der FDP leicht kastrierte – Armutsbericht der Regierung ist verabschiedet. Gleichzeitig liegen Vergleichsdaten der EU vor.

Armuts- und Reichtumsbericht

Ergebnis: Von allen Bevölkerungsgruppe sind die Kinder am stärksten von – relativer – Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Darunter wiederum vor allem Kinder Alleinerziehender, Kinder in kinderreichen Familien und Migrantenkinder. Und daran hat sich auch nicht viel geändert in den vergangenen Jahren.

Darüber hinaus ist Armut „erblich“: Kinder armer Eltern bleiben auch als Erwachsene überwiegend „arm“, schaffen in der Mehrheit also nicht den Aufstieg aus der sozialen Schicht ihrer Eltern. Die Bildung der Eltern macht den größten Unterschied beim Armutsrisiko der Kinder.

Wenn Du arm bist, wirst Du eher – arm!
Aber auch häufiger physisch und psychisch krank, arbeitslos, ungebildet …

Armut und soziale Ausgrenzung im Kindesalter aber ist der Risikofaktor, der sich am konstantesten quer durch alle empirischen Untersuchungen zieht –  für mißlingende Persönlichkeitsentwicklung, Depressions- und Aggressionsneigung, Verhaltensstörungen, Empathieverlust und mangelnde Bindungsfähigkeit, oder die geringere Kraft zur Bewältigung von Hindernissen im Leben bis hin zu mangelnden Bildungs- und Aufstiegschancen. Kinderarmut erhöht zudem viele Gesundheitsrisiken bis ins Erwachsenenalter.

Stärker als bei den Einkommen haben seit der Jahrtausendwende die Unterschiede in der Verteilung der Vermögen zugenommen. Inzwischen besitzen die ärmeren 50 Prozent der deutschen Bevolkerung nur noch weniger als 1 Prozent der vorhandenen Vermögen. Diese Kluft hat sich in den vergangenen 15 Jahren ständig ausgeweitet.

Zusammen signalisiert die Entwicklung der Einkommens- und der Vermögensverteilung eine fatale Verschlechterung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gerade für Kinder, in einer Phase, in der äußere Zwänge und Verweigerungen besonders tiefe Spuren hinterlassen.

„Politische Maßnahmen zur Beseitigung der Armut müssen …sowohl bei den Familien als auch bei den Kindern und Jugendlichen direkt ansetzen“, fordert der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen, Dr. Klaus Zeh.

Ist die flächendeckende Fremdbetreuung schon der Kleinsten der Königsweg zur Beseitigung des Problems?

Anders der „Armutsbericht“: Trotz langer Aufzählung unterschiedlicher Maßnahmen – die meisten davon ohnehin nicht in der Kompetenz der Bundesregierung – bleibt auch in diesem Bericht das herausragende Mittel gegen die Ungleichheit der Lebenschancen von Kindern die flächendeckende Versorgung mit Krippenplätzen und organisierte Förderung für möglichst alle Kinder spätestens nach dem ersten Lebensjahr.

Auch in diesem Report findet sich weder eine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsphasen von Kindern und ihren Bedürfnissen, noch eine Abwägung der optimalen „Arbeitsteilung“ zwischen Familie und Staat, von einigen Sätzen als deklamatorische Pflichtübung einmal abgesehen.

Kein Platz auch für Erwägungen über die Bilanz aus Problemen, die auf diese Weise gelöst und Problemen, die auf diese Weise geschaffen werden. Zwar gibt es auch darüber wissenschaftliche Untersuchungen, ihre Einbeziehung in die Statistik, „die ich nicht selbst gefälscht habe“ (Chruchill),  bleibt halt Ermessenssache der Autoren, hier also der Regierung.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

Stellungnahme des Deutschen Kinderhilfswerks zum Bericht

„An overview of child well-being in rich countries“, Internationale Vergleiche von Kinderarmut und „Kindeswohl“ in den verschiedenen Dimensionen, UNESCO:
Deutschland landet hier in fast allen „Hitlisten“ im (unteren) Mittelfeld

Kinderarmut und Lebenschancen“