Kleinkinder lesen in Gesichter - Foto Anke Thomass © fotoliaSchon bald nach der Geburt lernen Kinder, Gesichter zu erkennen, vor allem natürlich das Gesicht der Mutter, und reagieren darauf.

Wenig später – und sehr viel früher, als man noch vor wenigen Jahren annahm –  sind sie in der Lage den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers zu deuten („freundlich“, „ärgerlich“, „traurig“ etc.) und daraus Schlüsse für ihr Verhalten zu ziehen.

Kleinkinder erkennen früh wesentliche Charakterzüge

Schon mit drei Jahren machen sich Kinder durch das „Studium“ der Gesichter bereits ein Bild vom Charakter der Menschen, die ihnen begegnen. Ist dieser Mensch vertrauenswürdig oder nicht, sollte man sich auf ihn einlassen oder lieber ablehnend reagieren. Und die verschiedenen Kinder reagieren in gleicher Weise auf die Gesichter.

Von Erwachsenen ist dieses Verhalten bekannt. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Menschen diese Fähikgeit im Laufe des Lebens durch Erfahrung lernen. Davon kann ja aber bei einem Dreijährigen nicht die Rede sein.

„Man sollte meinen, dass die Fähigkeit, aus dem Gesicht Schlüsse über Charaktereigenschaften zu ziehen, erst im Laufe des Lebens aufgrund von Erfahrungen gelernt wird. Wenn aber bereits kleine Kinder zu den gleichen Schlüssen kommen wie Erwachsene, liegt der Schluss nahe, dass dies eine grundlegende soziiale, kognitive Fähigkeit ist, die sich schon in früher Kindheit ausbildet.“ So der Leiterin eines Forscherteams an der renommierten Harvard University, Prof. Emily Cogsdill.

In einem Experiment hatten die Forscher 99 Erwachsenen und 141 Kindern im Alter zsichen drei und zehn Jahren Bildern mit Gesichtern gezeigt, die in ihren Gesichtszügen erkennbar einen von drei verschiedenen Charakterzügen ausdrückten: Vertrauenswürdigkeit, Dominanz/Stärke, Kompetenz (klug oder dumm).

Vor allem bei der Vertrauenswürdigkeit waren die Übereinstimmungen in den Bewertungen durch die Kinder und die Erwachsenen verblüffend groß. Dabei waren die Dreijährigen in ihren Einschätzungen nur geringfügig weniger „treffsicher“ im Vergleich zu den Urteilen der Erwachsenen als die Siebenjährigen.

Entscheidend bei diesem Experiment: Ob die Urteile über den Charakter der gezeigten Gesichter richtig oder falsch waren, ob also hinter den „vertrauenswürdigen Gesichtern“ tatsächlich vertrauenswürdige Personen standen, war nicht das Thema. Vielmehr ging es darum zu zeigen, dass schon Kinder – und sogar Kleinkinder – Gesichter in der gleichen Weise und mit dem gleichen Ergebnis „interpretieren“ wie die Erwachsenen.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

E. J. Cogsdill et al., Inferring Character From Faces: A Developmental Study, Psychological Science, 25. Februar 2014

Quelle: Science Daily