Lasst die Kinder spielen - Foto iStock © Melpomenem

Bilden! Fördern! Belehren! Schon Kleinkinder werden zu „Objekten“ pädagogischer Eingriffe durch wohlmeinende Mütter und ErzieherInnen. Dabei hat die Wissenschaft, von der Verhaltens- bis zur Gehirnforschung, längst entdeckt, was Pädagogik-Klassiker schon immer behauptet haben: Die Kleinsten entdecken und „begreifen“ die Welt am besten im freien Spiel.

Kinder positiv begleiten – nicht belehren

Eine neue Studie von Forschern der University of Missouri bestätigt einmal mehr diese Einsicht, die aktuell im Förder- und Fremdbetreuungswahn unterzugehen droht: Je weniger Mütter belehrend in das Spiel ihrer Kinder ein-greifen, desto mehr be-greifen die Kinder und – desto inniger ist ihr Verhältnis zur Mutter.

Die Wissenschaftler hatten in zahlreichen Video-Dokumentationen Mütter und ihre Kinder vom ersten bis zum fünften Lebensjahr beim Spielen beobachtet und die Ergebnisse systematisch ausgewertet. Dabei wurde deutlich: Je „direktiver“, steuernder und belehrender sich die Mütter verhielten, desto weniger Lust zum und am Spielen zeigten die Kinder und – desto negativer wurden die Gefühlsäußerungen der Kinder gegenüber ihren Müttern. Dieses Verhalten war am deutlichsten bei den Kleinsten, den Einjährigen, und wurde mit zunehmendem Alter weniger auffällig.

Einen Unterschied machte auch die „Wärme“, mit der sich die Mütter ihren Kindern zuwandten. Durch diese liebevolle Zuwendung wurden die negativen Folgen mütterlichen Eingreifens in das freie Spielen der Kinder und die „feindlichen“ Reaktionen der Kinder abgemildert.

„Wir wissen, dass Kinder Liebe brauchen und spüren müssen,“ so die Studienleiterin Prof. Jean Ispa. „Kinder fühlen die Bedeutung dessen, was ihre Mutter zu tun versucht. Sie erfassen daher auch, wenn die Mutter zwar dirigierend eingreift, aber insgesamt eine warm fühlende Person ist: `Meine Mutter tut das, weil sie für mich sorgt und das Beste für mich will`.  Wenn aber die Wärme fehlt, fühlt das Kind: `Meine Mutter will mich kontrollieren und dirigieren, und das mag ich nicht“.

Ergebnisse der modernen Hirnforschung unterstreichen diese Aussagen: Je „pädagogischer“, belehrender in das spielerische Lernen von Kleinkindern eingegriffen wird, desto geringer der Anteil des Gehirns, das in der Spielsituation aktiviert wird.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

Jean Ispa et al., Patterns of Maternal Directiveness by Ethnicity among Early Head Start Research Participants. Parenting: Science and Practice, 13:44-57, 2013

„Lasst die Kinder in Ruhe!“, Prof. Dr. Gerald Hüther

Was Kinder und Jugendliche wirklich und unbedingt brauchen: Spiel, bindungsbasiert – Kinder & Jugendliche von innen heraus verstehen, Angela Indermaur & Simona Zäh, Neufeld-Kursleiterinnen

Quelle: Sciene Daily