Vaterliebe - Foto Tyler Olson © fotoliaDie Rolle der Mutterliebe für die gesunde Entwicklung der Kinder bis ins Erwachsenenalter wird ständig – zu Recht – bemüht in der Diskussion um frühkindliche Entwicklung und Erziehung. Dass aber die liebevolle Zuwendung des Vaters eine zentrale Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes haben kann, wird in jüngster Zeit durch immer neue Studien belegt.

In einer Meta-Studie (Analyse von 36 empirischen Studien weltweit) mit insgesamt weit über 10.000 Teilnehmern kommen Forscher der Unversität von Connecticut, USA, zu dem Ergebnis, dass Vaterliebe unter bestimmten Umständen sogar einen größeren Einfluss auf Charakter und Verhalten der Kinder, der Heranwachsenden und schließlich auch der Erwachsenen haben kann als die Liebe der Mutter.

Väter sind oft eher ein Randthema

Vor allem Vernachlässigung und Zurückweisung der (jungen) Kinder durch die Eltern sind quer durch alle Kulturen die wohl prägendste Erfahrung bei der Entwicklung der Persönlichkeit. Prof. Ronald Rohner, einer der Autoren der Studie: „Kinder reagieren überall in genau der gleichen Weise auf die Erfahrung von Zurückweisung durch die Eltern oder andere zentrale Bindungspersonen – völlig unabhängig von Rasse, Kultur oder Geschlecht.“

Zurückweisung in der Kindheit führt zu Angst und Unsicherheit, zu abweisendem oder aggressivem Verhalten anderen gegenüber. Solche Kinder haben es als Erwachsene sehr schwer, sichere und vertrauensvolle Bindung an einen Partner einzugehen.

Psychologische und neuro-wissenschaftliche Untersuchungen der letzten 10 Jahre hätten gezeigt, so Prof. Rohner, dass die Zurückweisung in den gleichen Stellen des Gehirns auf ähnliche Weise registriert und verarbeitet wird. Mit dem Unterschied, dass die elterliche Zurückweisung ein in der Erinnerung immer wiederkehrende Schmerz sei.

Die Bedeutung des Vaters sei dabei immer dann größer als die der Mutter, wenn der Vater vom Kind als dominierender Partner angesehen werde, was häufig der Fall sei. Die Verantwortung der Väter für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder werde in der Gesellschaft nicht angemessen wahrgenommen.

„Das Starren auf die Rolle der Mutter bei der Versorgung und Erziehung der Kinder führt zu einer völlig unangemessenen Haltung unserer Gesellschaft den Müttern gegenüber, die oft allein verantworltich gemacht werden für die Verhaltensauffälligkeiten und Störungen der Kinder, obwohl in Wirklichkeit Väter sehr häufig einen größeren Einfluss bei solchen Fehlentwicklungen ausüben.“

Wissenschaftler aus 13 Ländern versuchen derzeit in dem „Father Acceptance Rejection Project“ die Rolle der Väter für die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder zu durchleuchten.

Väter zuständig für „Durchhaltewillen“

Eine Aufwertung der Vaterrolle unterstützt auch die laufende Forschung an der Brigham Young University, New York.

Danach sind Vorbild und Erziehungsstil der Väter prägend für die Ausbildung bestimmter Charaktermerkmale und Fähigkeiten. Die Fähigkeit, eine begonnene Sache zu Ende zu bringen, gegen Widerstände durchzuhalten und ein Projekt „durchzuziehen“ gehört dazu. Den Erziehungsstil, der diese Charaktereigenschaften beim Kind begünstigt, nennen die Autoren den „autoritativen“, nicht zu verwechseln mit dem „autoritären“ Erziehungsstil.

Die wesentlichen Merkmale dieses autoritativen Stils sind, laut Studie:

  • Die Kinder erfahren Wärme, Zuwendung und Liebe von ihren Vätern.
  • Verantwortlichkeit und die Begründung von Regeln wird betont.
  • Den Kindern wird ein angemessener Freiraum für eigene Entscheidungen eingeräumt.

In der Studie zeigten 52 Prozent der Väter die wesentlichen Merkmale dieses Erziehungsstils. Ihre Kinder waren in der Folge deutlich häufiger in der Lage, eine Aufgabe auch unter Belastung bis zum Ende durchzuführen und waren dadurch erfolgreicher in der Schule und kamen weniger häufig mit dem Gesetz in Konflikt.

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

A. Khaleque, R. P. Rohner, Transnational Relations Between Perceived Parental Acceptance and Personality Dispositions of Children and Adults: A Meta-Analytic Review, Personality and Social Psychology Review , 2011; 16 (2)