Timo Kleiner Bruder – großes Gefühlschaos - Foto iStock © ArtMarieDer 3-jährige Timo haut und piesackt seinen kleinen Bruder (8 Wochen alt) regelmäßig, wenn er nachmittags aus dem Kindergarten nach Hause kommt. Die Eltern merken, dass dieses Verhalten am Wochenende deutlich seltener vorkommt. Sie haben den Eindruck, dass Timo nach einem längeren Kindergartentag eine wesentlich geringere Frustrationstoleranz hat als nach einem kurzen Tag. Zum anderen betont Timo häufig, dass er auch gerne bei Mama bleiben möchte.

Der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen besteht vor allem darin, dass Erwachsene gelernt haben, ihre Gefühle nach außen hin zu verbergen, zu kontrollieren, möglicherweise auch zu verleugnen und nicht zuzulassen ihr Empfinden nicht mehr so offensiv auszutragen. Kleiner Kinder agieren (ohne Impulskontrolle) ganz geradeaus. Sie hauen dem kleinen Geschwisterkind auf den Kopf oder setzen sich auf die kleine Schwester drauf oder kommentieren ohne moralischen Anspruch: „Die brauchen wir hier nicht, die könnt ihr wieder weggeben."

Die Mutter holt Timo infolgedessen an einigen Tagen früher aus dem Kindergarten ab. Nachdem sich zu Hause alles eingespielt hat, darf Timo an einem Tag pro Woche zu Hause bleiben.

Ein Beitrag aus unserer Praxis-Rubrik:

KinderLeben – besser verstehen


Immer mehr Kinder verbringen lange Tage in Krippe und Kita – doch was passiert, wenn diese Betreuung zur Überforderung wird? Kinder zeigen Belastung nicht mit Worten, sondern durch ihr Verhalten: Unruhe, Rückzug, Wutanfälle oder Schlafprobleme sind nur einige der möglichen Reaktionen. Aus der Praxis von Kindertherapeut:innen, Erzieher:innen, Müttern, Tagesmüttern und Erziehungsberater:innen wird deutlich, wie Kinder auf zu frühe oder zu intensive Betreuung reagieren. Die Fallbeispiele zeigen: Wenn Kinder im Verhalten „auffällig" werden, ist das oft ein stiller Hilferuf.

Prof. Dr. Hannsjörg Bachmann und Dr. Eva-Mareile Bachmann greifen dieses Thema in ihrem Buch „Familien leben – Wie Kinder und Eltern gemeinsam wachsen" auf. Sie zeigen konkret, wie Eltern Belastungen erkennen und ihrem Kind wieder Sicherheit geben können. Den oben genannten Hilferuf von Thomas finden Sie auf den Seiten 256–257. Lesen Sie hier die Rezension zum Buch „Familien leben".