Gesprächsfenster sind wunderbare Beziehungsmomente - iStock © ronstikGesprächsfenster sind Momente, in denen die Beziehung zu unseren Kindern vertieft werden kann. Momente oder Erlebnisse, wo Kinder sich geliebt, angenommen und zugehörig fühlen und die sie als positive Erinnerungspakete abspeichern können.

Solche Erinnerungen entstehen meistens dann, wenn unsere Kinder unsere ungeteilte Aufmerksamkeit haben. Wenn sie uns mitnehmen können, in ihre Welt oder wir sie an unseren Themen teilhaben lassen, oder einfach, wenn ein gutes Gespräch oder ein Miteinander stattfindet.

Dies kann beim gemeinsamen Gärtnern genauso wie beim Brot backen sein. Auf einer Autofahrt, im Zug oder beim Gassi gehen … Eigentlich ist es fast egal, was wir dabei tun, solange die Aufmerksamkeit voll auf die andere Person, bzw. das Gespräch gerichtet ist.

Wir wissen alle, dass genau das heute oft in Gefahr ist. Wie oft schon habe ich mitten in einem Gespräch meine Aufmerksamkeit auf das surrende Handy gerichtet, und weg war der gute Moment, um in Beziehung zu gehen.

Wie Bedachtsamkeit hilft, um eine tiefere Verbindung in Beziehungen zu erzielen

Und ja, es ist unglaublich praktisch, wenn die Kinder beim Autofahren, im Zug oder auch beim „Warten“ im Restaurant schön still sind, weil sie einen Bildschirm in der Hand halten … Und ich würde mich auch hüten zu sagen, dass das nicht auch sein darf. Aber vielleicht müsste es ja nicht immer sein? Vielleicht könnte man solche „langweiligen“ Zeiten ja auch einfach mal zusammen aushalten und schauen, was passiert?

An so eine Gelegenheit kann ich mich gut erinnern: Wir waren in den Ferien auswärts essen und es dauerte mal wieder ziemlich lange, bis das Essen kam. Die Kinder hatten die Spielecke schon ausgekundschaftet und als „zu kindisch“ deklariert. So saßen wir am Tisch und irgendwie kam das Gespräch auf die damalige DDR und das geteilte Berlin. Vor allem die größeren beiden zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen. Wir Eltern erzählten, was wir wussten und welche Verbindung über meine Verwandtschaft zur Berliner Geschichte besteht. Und an jenem Abend beschlossen wir, bald einmal nach Berlin zu reisen, um all das sehen und das heutige Berlin erleben zu können.

Wie gut, dass an jenem Abend die Handys in den Taschen blieben! Denn aus der Berlin-Reise wurde für uns alle ein wunderbares Erinnerungspaket. 😊

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In unserer Kolumne geht die zert. Neufeld-Kursleiterin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?