Übergangsobjekte versüßen die Trennung - Foto iStock © Ольга Simankova

Freudestrahlend hielt die Kleine mir das Eselchen entgegen. „Schau, das Eselchen darf bei mir in den Ferien sein und ich muss gut auf es aufpassen, es immer pflegen und füttern. Nach den Ferien geht es dann zurück nach Hause.“ Das Zuhause des Eselchens sei bei der Tagesmama, erklärte mir die Mama des Kindes. Und diese Tagesmama habe der Kleinen eben dieses Eselchen mitgegeben, damit sie gut auf es aufpasse, bis sie sich wiedersehen würden.

Ich staunte nicht schlecht und freute mich darüber, dass jene Tagesmama einen Weg gesucht hatte, um mit dem Kind auch über die Ferien verbunden zu bleiben.

Übergangsobjekte versüßen die Trennung

Mehrere Wochen Sommerferien sind eine lange Zeit für ein kleines Mädchen. Und auch wenn die Tagesmama natürlich nicht die Hauptbindungsperson eines Kindes ist, macht es Sinn, dem Kind zu helfen, innerlich an ihr festzuhalten. Und genau das war die Aufgabe des Eselchens: Es sollte die Trennungszeit überbrücken. So hatte das Kind etwas, woran es sich festhalten konnte, bis der Sommer vorüber war, und es seine Tagesmama wiedersehen konnte.

Natürlich können auch wir als Eltern solche Eselchen als kleine Helfer einsetzen: Wann immer ein Kind über kurze oder auch längere Zeit von uns getrennt ist, können wir ihm etwas von uns mitgeben, woran es sich festhalten kann. Das muss natürlich nicht ein Eselchen sein, das kann irgendein Stofftier sein, aber auch Mamas Schal oder Papas Armband usw. Ich habe als Kind immer ein Taschentuch mit dem Parfüm meines Vaters besprayt und es unter mein Kopfkissen gelegt, bevor er auf Geschäftsreise ging.

Solche kleinen Hilfen machen das unsichtbare Band der (Ver)Bindung ein Stück weit sichtbar.

Übrigens kann so etwas auch größeren Kindern über eine Zeit der Trennung hinweghelfen. Mit einem Augenzwinkern überreicht, nimmt auch ein Teenie gerne einen Schlüsselanhänger oder eine liebevoll verpackte Überraschung mit ins Gepäck. Hier ist einfach ein bisschen spielerische Kreativität gefragt. Auch wir Erwachsenen bleiben ja gerne verbunden mit unseren Liebsten. Das Handy macht es uns ja heutzutage leicht, aber vielleicht würde uns hier ein bisschen Spiel auch guttun?

Ihre Angela Indermaur

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?