Rezension Das Schatzbuch des Lachens - Charmaine Liebertz

Charmaine Liebertz
Das Schatzbuch des Lachens:
Grundlagen, Methoden und Spiele für eine Erziehung mit Herz und Humor
Verlag: Burckhardthaus-Laetare
ISBN: ‎ 978-3-944-54827-2
208 Seiten
19,95 Euro

Lachen ist ein soziales Bindemittel

Bevor ich auf den Inhalt des Buches eingehe, möchte ich mit einigen einleitenden Worten beginnen. Vor Jahren stieß ich im Internet auf einen Vortrag von Charmaine Liebertz, der mich sofort fesselte. Ihre Art Bildung mit Humor zu verknüpfen, war so ansteckend, dass sie mich sehr schnell in ihren Bann zog. Sie verstand es und betonte, dass Humor nicht nur eine Bereicherung, sondern auch ein verbindendes Element ist: „Lachen und Humor sind Bindemittel“. Ich vermute, dass ihre Herkunft aus Köln im Wesentlichen dazu beigetragen hat, denn das Lachen und der Humor wurden ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt. Sie hat diese Gabe erkannt und lebt sie auf eine Weise, die uns alle mit ihrem Lachen ansteckt. Sie sagt: „Lachen und Lächeln ist der kürzeste Weg vom Ich zum Du.“ Lassen Sie sich diesen Satz einmal auf der Zunge zergehen – mit geschlossenen Augen. So einfach und doch so kraftvoll ist Bindung. Und genau diese

Bindung bildet das Fundament ganzheitlichen Lernens.

Ich lade Sie ein, einen Blick auf ihre Website zu werfen, und sich von all dem, was Charmaine Liebertz uns in die Welt schenkt, inspirieren zu lassen, damit die Welt ein friedvoller Ort der Verbindung wird.

Worum geht es in „Das Schatzbuch des Lachens“?

Falls Sie denken, das Buch bestehe vorwiegend aus Witzen, kann ich Sie beruhigen. Auch ich habe mich gefragt, was ich auf 206 Seiten über das Thema Lachen erfahren könnte.

Das Buch beginnt mit einem Vorwort und widmet sich in acht Kapiteln folgenden Themen:

  1. Die Evolution des Lachens
  2. Die Wissenschafts- und Kulturgeschichte des Lachens
  3. Die Vielfalt des Lachens
  4. Die Verwandten des Lachens
  5. Die Pädagogik des Lachens
  6. Der große Praxisteil (47 Seiten)
  7. Die kleine Schmunzeltruhe
  8. Wer zuletzt lacht!

Bevor Sie in die Kapitel einsteigen, weist die Autorin darauf hin: „Ich meine es also sehr ernst mit dem Lachen in der Pädagogik und zwar ganz im Sinne des dänischen Physikers, Niels Bohr:

„Es gibt Dinge, die so ernst sind, dass einem nichts anderes übrigbleibt, als über sie zu lachen.“

Humor als Bindungsmittel

Die Kapitel werden durch passende Bilder und Symbole ergänzt. In regelmäßigen Abständen werden Sie Witze für Jung und Alt, augenzwinkernde Bemerkungen, aber auch Wissenswertes und Hinweise finden. Ich würde sagen, dass dieses Buch ähnlich aufgebaut ist wie ihre Vorträge. Sie verbindet Wissen mit Humor, sodass es einen an das Buch bindet. Ich empfehle zudem, vorher einen Vortrag im Internet anzuhören – so klingt ihre Stimme beim Lesen im Ohr und verstärkt die Freude an ihrem Werk.


Darüber lachen Kindergartenkinder 🙂

Ein Känguruh hüpft durch den Wald. Immer wieder muss es sich am Bauch kratzen.
Plötzlich hat es genug. Es zieht sein Baby am Schlafittchen aus dem Beutel und sagt:
„Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst in deinem Zimmer keinen Zwieback essen!“


Die Wissenschaft des Lachens

Besonders faszinierend fand ich die Erkenntnisse aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen. Wussten Sie, was Gelotologie ist? Ich wusste es zunächst nicht. Gelotologie ist die wissenschaftliche Erforschung des Lachens und seiner körperlichen sowie psychischen Auswirkungen.

Diese Disziplin untersucht unter anderem die physiologischen Effekte des Lachens auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem und die Muskulatur. Richtiges, lautes Lachen bringt den Kreislauf in Schwung – Puls und Energieverbrauch steigen um etwa 10 bis 20 % im Vergleich zum Ruhezustand. Mit anderen Worten: Wenn Sie täglich 10 bis 15 Minuten herzhaft lachen, verbrennen Sie nebenbei ein paar Extra-Kalorien – etwa 2 bis 10 kcal. Also, Lachen lohnt sich auch für den Stoffwechsel! Psychologisch gesehen trägt Lachen zur Reduktion von Stresshormonen wie Cortisol bei und verbessert die Stimmung durch die Freisetzung von Endorphinen.

Lachen ist zudem essenziell für unsere Sprache[5], da Lächeln die erste Ausdrucksform eines Menschen ist – weltweit. Babys lachen bereits 400-mal am Tag, während Erwachsene es auf durchschnittlich nur 15-mal bringen.

Unterstützt wird das Lachen auch durch das Augenweiß des Menschen. Der Mensch hat das größte Augenweiß und dies ist die wichtigste Ausdrucksform, um das Lachen einzufangen. Gestik und Mimik unterstreichen zusätzlich den Ausdruck. Wird eines unterbunden erzeugt das erstmal eine Störung in der Kontaktaufnahme. Sichtbar wird dies bei dem „Still Face“ Experiment von Ed Tronick. Werfen Sie einen Blick auf die Reaktion des Kindes und wie schnell das Kind in seinem Bedürfnis nach Bindung erschüttert werden kann.

Lachen und Bindung

Lachen hilft uns, mit unseren Kindern und anderen Menschen in Kontakt zu treten. Babys signalisieren mit Lächeln: „Ich bin offen für Kontakt.“ Interessant fand ich die Erkenntnis, dass Botox-Behandlungen die Mimik einschränken und damit auch die Empathie verringern können. Kinder brauchen jedoch unsere Gesichtsausdrücke als Spiegel, um Emotionen zu erkennen und einzuordnen.

So zitiert Charmaine Liebertz den Forscher Rainer Krause: „Bis zum Alter von sechs Monaten gibt es unter normalen Umständen bis zu dreißigtausend solcher Lächelbegegnungen … Es sind dies keine Affektanstrengungen, sondern echte Dialoge …

Mit jeder der dreißigtausend Lächelbegegnungen wächst ein Stück Wissen, dass das entstehende Selbst die Quelle der mütterlichen Freude ist. Das Kind weiß nun, dass es für die anderen ein Geschenk ist.

Und Charmaine Liebertz weiß: „Ein Lächeln wiegt das Baby in Sicherheit und löst sogleich beim entzückten Betrachter Verantwortungsgefühl aus. Mit etwa 12 Wochen hat es so viel Freude am Lächeln, dass es dieses auch Fremden schenkt, die es anstrahlen. Nun freut es sich über jede Kleinigkeit, es gluckst und kichert bei jedem kleinsten Spaß.“


Mäuschen aus dem Häuschen

Kommt ein Mäuschen aus dem Häuschen,
schaut nach rechts,
schaut nach links
dann ging‘s.

Zunge raus
Zunge zeigt nach rechts
Zunge zeigt nach links
Zunge kreist über Unter- und Oberlippe

Weitere Spielanregungen und Lieder finden Sie in unserer Rubrik: Mitmachen/Kinderseite
Spielen und Singen verbindet Groß und Klein.


Das ältere Kind reagiert auch auf bestimmte Reize wie beispielsweise die Stimme, Mimik oder Berührung. Zwischen zwei und drei Jahren lieben Kinder das „Kuckuck-Spiel“, weil es das Grundbedürfnis nach „gesehen werden“ stillt.

Kinder, die viel zu Lachen haben, gelingt es später leichter im Leben mit Herausforderungen umzugehen.

Lachen in der Medizin

Lachen wird heute auch in der Medizin groß geschrieben, weil es das Immunsystem stärkt. So bringen Klinikclowns Humor in Krankenhäuser, um Heilungsprozesse zu unterstützen. Ein empfehlenswerter Film zu diesem Thema ist „Patch Adams“, ein Arzt, der das Lachen und den Humor in die Medizin brachte.

Die Pädagogik des Lachens

Charmaine Liebertz misst der Pädagogik des Lachens große Bedeutung bei. So sagt sie: „Lachen und Lernen bilden ein Traumpaar!“ und „In der Pädagogik, in der gelacht wird, ist immer auch eine Bindungspädagogik.“ Hierzu lädt sie Eltern, Erzieher und Lehrer ein, Humor bewusst in den Alltag mit Kindern einzubauen. Wird die Beziehung zu den Erwachsenen liebevoll mit Humor gefüttert, macht Lernen so viel mehr Spaß. Dafür sorgt die Ausschüttung der Hormone wie das Glücks-, Belohnungs-, Wohlfühl-, Bindungs- und Stresshormon.

Zahlreiche Forschungen zeigen, dass humorvolles Lernen das Selbstbewusstsein stärkt, Lern- und Schulängste abbaut, Interessen und Konzentration sowie nachhaltige neuronale Verknüpfungen fördert.

Um dieses Wissen zu verbreiten, gründete Charmaine Liebertz das Institut „Ganzheitlich Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Humor“. Ein Blick auf ihre Website lohnt sich: www.ganzheitlichlernen.de.

Der Praxisteil: Eine wahre Schatztruhe

Der Praxisteil des Buches birgt einen großen Schatz. Hier finden Sie zahlreiche Spiele für jedes Alter, lustige Geschichten, Gedichte, Rätsel und Reime, Lachyoga-Übungen sowie Lachtipps für den Alltag.

Ein besonderes Highlight ist das „Kölsche Grundgesetz“, das aus der Heimat von Charmaine Liebertz stammt und mit viel Humor die Lebensweise der Rheinländer widerspiegelt.

Ich wünsche allen Lesern viel Freude bei Lesen und Anwenden der Spiele. Öffnen Sie Ihre Herzen für die Beziehung zu unseren Kindern mit Lachen und Humor und lassen Sie sich berühren vom Bindungszauber, der entsteht und durch unsere Herzen fließt und den Samen der Liebe zueinander im furchtbaren Boden gedeihen lässt.

Danke, Charmaine Liebertz, für dieses wertvolle Werk!

von Jennifer Hein

Foto © Charmaine Liebertz

Über die Buchautorin: Dr. Charmaine Liebertz

geb. 1954 in Köln, Lehrerin für die Sek.I; arbeitete 10 Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Köln im Bereich Heilpädagogik; war 3 Jahre redaktionelle Mitarbeiterin bei der Deutschen Welle, Redaktion Bildung und Kultur. Seit 1996 leitet sie die Gesellschaft für ganzheitliches Lernen e.V. und hält europaweit Seminare für Erzieher, Lehrer und Eltern. Sie ist Autorin zahlreicher pädagogischer Fachbücher. – www.ganzheitlichlernen.de