Die Sehnsucht kleiner Kinder - Hanne K. Götze

Hanne K. Götze
Die Sehnsucht kleiner Kinder
Liebe und Geborgenheit in der Erziehung – Eine Ermutigung für Eltern
ARES Verlag
ISBN: 978-3990810149
150 Seiten
19,90 Euro

Liebe und Geborgenheit in der Erziehung, diese einfachen und doch so komplizierten Ansprüche an Eltern haben Hanne K. Götze so sehr beschäftigt, dass sie immer wieder darüber geschrieben und referiert hat. Nach Ihrem ersten Buch „Kinder brauchen Mütter“ hat sie nun mit „Die Sehnsucht kleiner Kinder“ ein weiteres Buch zu diesem Thema geschrieben, das von ihr als Ermutigung für Eltern vorgesehen war. Doch was passiert in einem Land wie dem unsrigen, wenn dieses Buch bei Krippenbefürwortern einen Reflex auslöst, der Frau Götze automatisch in die politisch rechte Ecke steckt? Nur weil sie wegen eines Verlages über die Grenze gehen musste? Mit Sicherheit haben diese Leute das Buch nicht gelesen!

Schritt für Schritt zur sicheren Bindung

Denn Frau Götze behandelt mit „Die Sehnsucht kleiner Kinder“ den Kern der Eltern-Kind-Beziehung und beschreibt die vielen kleinen einzelnen Schritte, die zu einer sicheren Bindung an die Eltern führen. Es ist genau das, was die Wissenschaft als notwendige ‚Feinfühligkeit‘ benennt, die Voraussetzung für eine sichere Bindung ist. Am Anfang dieser Entwicklung steht naturgemäß die Mutter, die mit ihren Fähigkeiten zum Stillen, Tragen, liebevoll Anschauen, zärtlich Berühren, Nestwärme geben und Da-sein, diese Voraussetzungen schafft. Wie das im Einzelnen gelingen kann, beschreibt Hanne Götze gleich zu Beginn ihres Buches und in der Folge, wie daraus Bindung entsteht und welche Bedeutung diese für alle späteren Fähigkeiten des Kindes hat. Sie bezieht sich hier, wie auch in allen weiteren Ausführungen auf wissenschaftliche Aussagen und Studien (z.B. auf die Hirnforschung).

Wie sich auf der Basis einer sicheren Bindung Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit entwickeln, zeigt sie an vielen Szenen aus dem Alltag mit Kleinkindern. Diese für die spätere psychische Stabilität des Kindes wichtigen Fähigkeiten entstehen auch aus dem bindungsorientierten Umgang mit kindlichem Fehlverhalten. Dazu beschreibt Frau Götze, wie Eltern liebevoll Grenzen setzen können, ohne den kleinen Trotzkopf zu verstören.

Mutter oder Vater – ist das egal?

Zum Thema Eltern-Kind-Bindung stellt Frau Götze die Frage, ob die Bindung zu Mutter und Vater die gleiche Qualität hat. Dazu zeigt sie an mehreren alltäglichen Gegebenheiten auf, wie unterschiedlich sich Kinder an Mama und Papa orientieren. Sie geht dann der besonderen Bedeutung der Mutter und der besonderen Bedeutung des Vaters für die unterschiedlichen Entwicklungsbedürfnisse des Kindes  nach und widerspricht damit öffentlichen Verlautbarungen, die von einer gleichen Bedeutung ausgehen. Sie vermittelt damit klar, welch einzigartigen Persönlichkeiten Mama und Papa sind, die nicht beliebig ausgetauscht werden können. Sie werden individuell von ihrem gemeinsamen Kind gebraucht; denn jeder hat seinen speziellen Part und intensive Zeitspannen im Leben ihres Kindes.

Was geschieht bei einer zu frühen Trennung mit der Sehnsucht des kleinen Kindes?

In logischer Konsequenz aus dem ersten Teil des Buches behandelt sie im zweiten Teil die Probleme der kleinen Kinder mit einer zu frühen Trennung von der primären Bindungsperson. Sehr einfühlsam beschreibt sie, wie die Kleinstkinder z. T. verzweifelt versuchen, mit der für sie beängstigenden Situation des Alleingelassenseins umzugehen. Welche möglichen Folgen anhaltende Stresserlebnisse durch eine zu frühe Krippenbetreuung für die psychische Entwicklung vieler Kinder haben kann, werden anhand vieler Studien dargestellt. Sie begründet damit ihre Forderungen an die Politik, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Bindung des Kindes an seine Eltern sich mit ausreichender Zeit festigen kann. Mit diesen Forderungen geht sie konform mit einer großen Anzahl von Kindheitsexperten, die ebenfalls seit Jahren versuchen, für die existentiellen Bedürfnisse der Kleinkinder die notwendige gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Hanne K. Götze sieht viele Beispiele für kinderfeindliche Tendenzen in unserer Gesellschaft, denn ihre ostdeutsche Biografie hat ihren Blick für familienfeindliche Entwicklungen geschärft.

Wie der Familienalltag mit kleinen Kindern gelingen kann

Der von Götze beschriebene bindungsorientierte Umgang mit dem kleinen Kind von Beginn an erleichtert die spätere Erziehung um ein Vielfaches. Trotzdem kann es zu Überforderungsgefühlen bei den Eltern in den ersten zwei bis drei Jahren kommen, denn das ständige Kümmern lässt wenig Zeit für die eigenen Bedürfnisse. Wie dieser Alltag mit kleinen Kindern gelingen kann und welche Vorteile die Bewältigung durch und für die Mütter hat, ist Thema der letzten beiden Kapitel.

Eine Stellungnahme von namhaften Experten für die frühe Entwicklung unter dem Titel „Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft“ schließt dieses Buch ab.

Was Eltern tun können, um die Zukunft der Gesellschaft positiv zu beeinflussen, hat Hanne K. Götze mit ihrem Buch gezeigt. Diesem Buch sind viele, viele Leserinnen und Leser zu wünschen, damit wieder mehr Kinder die besten Chancen für eine gute Entwicklung haben.

von Erika Butzmann

Buchautor Hanne K Götze

Über die Buchautorin: Hanne K. Götze, † Sommer 2020

Mutter von vier Kindern, Diplombibliothekarin. Sie war auf den Gebieten der Mütter- und Familienberatung tätig und publizierte in verschiedenen überregionalen Elternzeitschriften. In der DDR geboren und aufgewachsen, kannte sie die Auswirkungen der Krippenbetreuung für Kleinkinder aus eigener Erfahrung.