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Hanne K. Götze
Kinder brauchen MütterDie Risiken der Krippenbetreuung – Was Kinder wirklich stark macht
Verlag: Ares
ISBN: 978-3902475947
277 Seiten
19,90 Euro

Ab 2013 sollen Kinder ab ihrem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz haben. Ob sie dieses Recht in Anspruch nehmen wollen, danach kann man sie schlecht fragen. Hanne K. Götzes Buch „Kinder brauchen Mütter“ könnte eine Antwort sein. Die Autorin, gelernte Diplom-Bibliothekarin und seit vielen Jahren als Stillberaterin und in Familienverbänden aktive Vollzeitmutter von vier Kindern, hat darin persönliche Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengetragen, die zeigen, was Kindern unter drei Jahren gut tut, ja, mehr noch: was sie brauchen.

Häufigste Kritik an dem Buch: Die negativen Beispiele aus ehemaligen DDR-Krippen könnten auf die heutigen Verhältnisse in bundesdeutschen Krippen nicht angewandt werden. Das mag sein, doch wird im Buch auch auf die Ergebnisse der aktuellen Bindungsforschung verwiesen, die zeigen, dass selbst bei qualitativ hochwertiger Betreuung Risiken für die körperliche und seelische Gesundheit von Kindern bestehen und dass in Deutschland lediglich zwei Prozent der Krippeneinrichtungen als qualitativ hochwertig (Betreuungsschlüssel von maximal drei Kindern pro Erzieher/in) eingestuft werden können. Ohnehin wird bei der Lektüre des Buches auch über diese Beispiele hinaus klar: Abgesehen von extremen Ausnahmefällen ist ein Kind unter drei Jahren am besten bei seiner Mutter aufgehoben.

In neun Kapiteln zeigt Götze, die Grundbedürfnisse und Sehnsüchte von Kleinkindern. Sie macht bewusst, wie sehr unser Verständnis von Mutterschaft und das Leben als Mutter von gesellschaftlichen Leitbildern unterminiert wird, wobei Ideologien und wirtschaftliche Interessen über die natürlichen Bedürfnisse von Mutter und Kind gestellt, ja diese Bedürfnisse sogar als nicht miteinander vereinbar beschrieben werden. Dabei ist die Autorin sich auch der finanziellen und beruflichen Faktoren bewusst, die bei der Entscheidung für eine Betreuung zu Hause eine Rolle spielen: Im letzten Kapitel unter der Überschrift „Wie sollten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aussehen?“ fordert sie Steuergerechtigkeit und Erziehungsgehalt, appelliert an die Verantwortung der Medien in ihrer Berichterstattung über Familien, macht Vorschläge zur Verbesserung der Elternkompetenz sowie der praktischen und seelischen Begleitung von Familien und verweist auf die Notwendigkeit einer Wiedereingliederung von Vollzeitmüttern in den Beruf.

Ein liebesvolles und konstruktives Plädoyer, das sich bewegend liest und zu politischem und gesellschaftlichem Engagement motiviert.

von Ulrike Brandhorst

Buchautor Hanne K Götze

Über die Buchautorin: Hanne K. Götze

ist Diplombibliothekarin und auf den Gebieten der Mütter- und Familienberatung tätig. Sie publiziert in verschiedenen überregionalen Elternzeitschriften und ist Mutter von vier Kindern. In der DDR geboren und aufgewachsen, kennt sie die Auswirkungen der Krippenbetreuung für Kleinkinder aus eigener Erfahrung.