„Viel wertvoller als jedes Förderprogramm ist die Interaktion zwischen Eltern und Kind.“ Darüber sind sich die beiden Experten einig: Professor Armin Krenz vom Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel und Astrid Kaiser, Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Oldenburg im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd.
„Durch sichere Bindungserlebnisse in einem attraktiven Umfeld erhält es automatisch Entwicklungsanreize, die jedes künstliche Kursangebot überflüssig werden lassen.“
Leider werde die Förderung durch Bindung heutzutage häufig unterschätzt. Viele Eltern versuchten daher, ihren Nachwuchs mit Hilfe von Spezialkursen wie Babyschwimmen, musikalische Früherziehung oder Fremdsprachenunterricht besonders gut auf die Herausforderungen des späteren Lebens vorzubereiten.
Doch beide Experten sind sich einig, dass diese Förderversuche überflüssig sind. „Kleinkinder können nicht gebildet werden”, betont Krenz. Bildung sei vielmehr ein aktiver Lernvorgang, bei dem sich das Kind von sich aus den Dingen zuwendet, die es spannend und bedeutsam findet. „Durch sichere Bindungserlebnisse in einem attraktiven Umfeld erhält es automatisch Entwicklungsanreize, die jedes künstliche Kursangebot überflüssig werden lassen.”
Wenn Kinder Eltern nachahmen …
Ein Beispiel dafür, wie die Zauberkraft der Eltern-Kind-Beziehung wirkt und wie Eltern die Entwicklung ihres Kindes positiv unterstützen können, lieferte die Aston Universität im Dezember 2021. In einer Studie mit Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren fanden die Wissenschaftler heraus, dass Kinder, die Erwachsene mit positivem Gesichtsausdruck beim Essen eines grünen Gemüses beobachteten, mehr als die doppelte Menge dieses Gemüses probierten und verzehrten. Katie Edwards, Doktorandin an der Aston University, sagte:
Eine Erklärung für die positive Wirkung positiver Gesichtsausdrücke beim Essen könnte darin liegen, dass die Vermittlung von Freude am Essen dem Betrachter Informationen über die Sicherheit und Schmackhaftigkeit des Essens gibt.
Kinder ahmen ihre Eltern von Geburt an nach. Laut Experten können sie nicht anders. Diese Veranlagung bietet Kindern eine gute Möglichkeit ganz nebenbei auf spielerische Art und Weise ohne gezielte Erziehungsmaßnahmen und weitschweifige Erklärungen von ihren Eltern zu lernen, etwa auch unbeliebtes Gemüse mal zu probieren und mehr davon zu essen.
von Redaktion fürKinder
Erstveröffentlichung 12.2012, überarbeitet 12.2021
Quelle: Aachener Nachrichten
Links zum Thema
Alltagspraktiken von Eltern durch die Wissenschaft – empirisch und methodisch abgesichert. „Adults with positive facial expressions while eating vegetables help kids consume more than double the amount of vegetables“, 14.12.2021, Ashton University
Bindung ist wie die Luft zum Atmen
Die Bindungsbedürfnisse von kleinen Kindern
Broschüre „Bindung vor Bildung“