Traumstunde - Foto iStock © LumiNolaDie Tage sind kurz und oft [mindestens hier am Bodensee] nebelgrau, die Pandemie und steigende Fallzahlen macht die Tristesse gerade auch nicht besser … Da kommt wohl in manch einem der Wunsch auf, für eine Weile dem grauen Alltag zu entfliehen. Bei unserem Sohn äußert sich das dann jeweils dadurch, dass er uns per whatsapp Ferien-Vorschläge schickt. Ibiza, Kreta oder vielleicht gar Malediven? Umgesetzt wurde noch kaum etwas davon, aber es macht ihm trotzdem Spaß im Internet die besten Angebote zu suchen und so zu tun, als ob wir nächstens verreisen würden.

Eine weitere, deutlich kostengünstigere Variante, dem Alltag zu enfliehen, haben wir als Familie über viele Jahre gepflegt: Wir reisten sozusagen in unserem Wohnzimmer mit Nils Holgerson durch Schweden, besuchten unterwegs den Bauer Petterson mit seinem Kater Findus und haben hin und wieder auch bei Pippi Langstrumpf oder in Bullerbü Halt gemacht. Als die Kinder etwas älter waren, entdeckten wir das Inselleben mit Robinson oder verfolgten äußerst gespannt die Abenteuer vom Schlunz in Deutschland.

„Vorlesen“ klingt so normal und unspektakulär. Macht ja jeder … wirklich?

Die Winterzeit-Abende, an denen ich [der Papa manchmal auch, aber der schlief immer ein dabei … ;)] den Kindern unzählige Bücher vorgelesen habe, gehören heute zu ihren liebsten Kindheits-Erinnerungen. Selbstverständlich konnten sie irgendwann selber lesen und das haben sie auch getan und tun es bis heute sehr gerne. Aber abends, nach dem Abendessen, musste vorgelesen werden. Und dabei ging es ja nicht ums Lesen können oder nicht können.

Beim Vorlesen geht es um so viel mehr: Man genießt die Nähe zueinander, die ungeteilte Aufmerksamkeit, das Zusammensein, die Geborgenheit. Und man taucht zusammen ab, in eine andere Welt.

Das schafft die wunderbare Möglichkeit, einen Moment abzuschalten, den Alltag, die Sorgen und Nöte zu vergessen und sich genauso unbeschwert zu fühlen wie Findus, wenn er mit Petterson zusammen im fernen Schweden Plätzchen backt.

Natürlich kann man den gleichen Effekt auch durch das Filme- oder Serienschauen erreichen. Nur weckt man damit in den Kindern nicht die Liebe zu Büchern und zum Lesen und deshalb empfehle ich, den Bildschirm gezielt und zurückhaltend einzusetzen bzw. erst ab einem gewissen Alter und wenn man schon ein gutes Fundament mit Büchern aufgebaut hat.

Bei uns war die Ferienzeit im Wohnwagen immer die Serienzeit. Über mehrere Jahre hinweg haben wir die 8 Staffeln von „unsere kleine Farm“ geschaut und mit Laura Ingalls und ihren Geschwistern mitgefiebert. Dabei entstanden viele wertvolle Gespräche über wichtige Themen des Lebens. Ein solches Gespräch blieb mir in guter Erinnerung. Mehr dazu beim nächsten Mal!

Bis dahin wünsche ich ihnen einige wunderschöne Abende mit spannenden, lustigen, fröhlichen oder auch traurigen Geschichten!

Ihre Angela Indermaur

Anmerkung der Redaktion fürKinder: Jede Kinderseele braucht Bücher, die sie ganz tief drinnen berühren. Stöbern Sie gern in unseren Rezensionen und Leseempfehlungen.

Ein Beitrag aus unserer Kolumne:

Menschen(s)kinder


Uns beschäftigen aktuell öffentlich diskutierte Themen rund um den Erziehungsalltag genauso wie das gesunde Aufwachsen der Kinder und die notwendigen Bedingungen für die optimale Entwicklung ihrer je besonderen Persönlichkeit. In einer regelmäßig erscheinenden 14-tägigen Kolumne geht unsere Kolumnistin Angela Indermaur Fragen zur kindlichen Entwicklung, des Aufwachsens und Lernens nach. Was brauchen Kinder wirklich? Wo bleibt der Freiraum für spontanes Lernen und Selbsterkundung? Müssen Kinder ständig umsorgt, angeleitet und gefordert werden? Schadet Fürsorglichkeit und Geborgenheit unseren älteren Kindern? Welche Aufgabe haben heute Eltern? Wie gelingt der Aufbau einer intensiven Eltern-Kind-Bindung? Gibt man sein Frausein mit dem Muttersein auf und was ist mit den Vätern?