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André Stern
Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben
Elisabeth Sandmann Verlag
ISBN: 978-3945543238
144 Seiten
19,95 Euro

„Es wird keinen Frieden auf Erden geben, solange wir nicht im Frieden sind mit der Kindheit!“

André Stern bezeichnet sich gerne heute noch als ein Kind, was nie aufgehört hat zu spielen. Er ist 45 Jahre alt und hat nie eine Schule besucht. Näheres zu seinen Erfahrungen kann man in seinem Buch: „….und ich war nie in der Schule“ erfahren.

In diesem, seinem neusten Buch, „Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben“, widmet er sich dem Thema des inneren Kindes, was unser Leben mehr beeinflusst, als uns oft bewusst ist.

„Der Blick, der auf uns geworfen wurde, als wir Kinder waren, bestimmt immer noch mit welchen Augen wir uns heute selbst sehen.“ (Zitat: S.133)

Aus seiner Erfahrung heraus, nimmt er Bezug nicht nur auf sich, sondern veranschaulich mit zahlreichen Beispielen, wie das Zusammenleben mit seinen Kindern, seine Familie heute prägt und bereichert. Auch sein Vater, Arno Stern, Gründer des Malortes, kommt zu Wort und spiegelt sehr eindrucksvoll, wie wertvoll die achtsame Beziehung und Bindung zu Kindern ist und wie wichtig und nährend diese, auch unsere eigene, Kindheit wieder spürbar werden lässt.

André Stern gelingt es sehr schön in diesem Buch, den Leser einzuladen auf die andere Seite des Spiegels zu gehen und die Welt aus der Sicht des Kindes zu begreifen und wahrzunehmen. Kinder sind nicht geboren um sich den Erwachsenen unterzuordnen, sondern als vollwertigen Menschen zu erleben, sich der Welt zu öffnen, um dort eigene Erfahrungen machen zu können, ohne Stress, Macht und Konkurrenzkampf. Andrés liebevolle Sicht auf seine Kinder wird sehr spürbar und kann die Sehnsucht nach tiefer Verbundenheit wecken.

Große Bedeutung lässt er dem „Spielen“ zukommen, was man aus seiner Sicht heute nicht vom „Lernen“ trennen kann. Gastbeiträge von Prof. Dr. Gerald Hüther, Sabine Kriechbaum, Teresa Meckel, Sir Ken Robinson, Katharina Saalfrank, Thomas Sattelberger und Erwin Wagenhofer unterstreichen aus ihren Fachbereichen André Sterns Erkenntnisse.

Auch Friedrich Fröbel (1782 – 1852), der Gründer des Kindergartens, maß  zu seiner Zeit ebenfalls dem freien Spiel eine große Bedeutung zu: »Der Geist wird durch Selbstoffenbarung genährt. Im Spiel versichert sich das Kind seines Könnens, entdeckt die Möglichkeiten seines Willens und Denkens durch spontane Anwendung. Bei der Arbeit erfüllt es eine von jemand anderen vorgeschriebene Aufgabe und entdeckt weder eigene Schwächen, noch eigene Neigungen. Beim Spiel entdeckt es seine ureigene Kraft.« (Nach Friedrich Fröbel: »The Education of Man«. New York: A. Lovell & Company. 1885)

Das freie Spielen hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Raum und Zeit verloren. Die Kinder müssen sich mehr und mehr der Taktung der Erwachsenenwelt unterordnen und verlieren dadurch den Bezug zu sich selbst und die Bindungen zu den Eltern/Bezugspersonen. Sie verlieren ihre Freiheit, aber auch gleichzeitig die Verbundenheit. Dass es auch anders laufen kann, wenn wir offen sind für die Bedürfnisse unserer Kinder und gleichzeitig auch zu unseren eigenen Grundbedürfnissen zurückfinden, die durch den Wandel der Zeit ebenso vernachlässigt worden sind, zeigt André in vielen alltäglichen Situationen auf. Es gilt die Kinder anzunehmen, so wie sie sind und sie nicht dazu zu bringen, erst jemand zu werden.

„Du musst dich nicht verändern, du musst dich nicht abmühen, um mir zu gefallen, ich habe dich lieb, weil du so bist, wie du bist. So wie du bist, bist du perfekt.“ (Zitat: S. 133)

Auch die Hirnforschung kann heute belegen, dass Kinder sich durch das Freispiel die ureigenen Potenziale erarbeiten, ohne Anleitung von außen, wenn man ihnen ausreichend Raum, Zeit und Vertrauen in ihr Sein und Tun schenkt. Wir dürfen wieder mehr auf unsere Instinkte vertrauen und daran wachsen. Herzenswärme und die Ernsthaftigkeit der Kinder sind Geschenke an unsere eigenen inneren Kinder. Wenn wir das annehmen, wertschätzen und lieben können, dann kommen wir dem Frieden auf Erden wieder ein Stückchen näher.

Dieses Buch empfehle ich allen Menschen, die im Hamsterrad sitzen und eine große Sehnsucht nach ihren Grundbedürfnissen spüren. Aber auch Eltern, Großeltern und pädagogisches Personal werden in diesem Buch reich beschenkt und eingeladen einen Sichtwechsel vorzunehmen, der durchaus Veränderungen in der eigenen Haltung mit sich bringt, wenn man mutig genug ist, sich dieser Herausforderung zu stellen.

Menschen, denen Familie Stern schon näher vertraut ist, durch andere Beiträge, werden in diesem Buch sicher auch auf bereits Bekanntes treffen, aber wer lässt sich nicht gerne noch ein weiteres Mal beschenken!

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

von Jennifer Hein

über den Buchautor: André Stern

1971 in Paris geboren und aufgewachsen, Sohn des Forschers und Malort-Gründers Arno Stern, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er ist Musiker, Komponist, Gitarrenbaumeister, Journalist und Autor, unter anderem des Bestsellers „… und ich war nie in der Schule“ sowie, gemeinsam mit Arno Stern, des Buches „Mein Vater, mein Freund“. Er ist einer der Protagonisten in „Alphabet“, dem neuen Film von Erwin Wagenhofer, und Co-Autor des gleichnamigen Buches.

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