So wie eine tiefe Schnittwunde womöglich zu einer Narbe führen kann, können auch seelische Verletzungen bleibende Schäden nach sich ziehen. In der Psychologie spricht man dann von einem Trauma.
Der Mensch reagiert auf eine solche Situation mit Verdrängung. Er spaltet den verletzten Teil seines Ichs ab, „verkapselt“ ihn. Der abgespaltene Teil des Ichs aber ist in Wirklichkeit gar nicht vollständig von ihm abgetrennt. Die Verbindung ist nur so lange blockiert, bis ein externer Reiz wieder die alten Emotionen triggert, wodurch es letztlich zu einem erneuten Aufkeimen des Schmerzes kommt.
Prof. Dr. Franz Ruppert, Professor für Psychologie mit Schwerpunkt Psychotraumatologie, ist der Auffassung, dieser Weg der Verdrängung und der Bekämpfung seelischer Wunden, verhindere die mögliche Heilung. Stattdessen müssen die abgespaltenen Teile der Psyche wieder als das erkannt werden, was sie sind: Teile der eigenen Identität.
Auf seiner Webseite schreibt er:
Wer sich selbst nicht versteht, versteht auch die Welt nicht.
Eine gesunde Psyche kann unterscheiden zwischen
- Ich, Du und Wir,
- Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft,
- Wahrnehmungen und Projektionen,
- Innen und Außen,
- liebevollem Sein und unerfüllbaren Sehnsüchten,
- sinnlicher Lust und sexuelle Gier,
- Realitäten und Illusionen,
- Machbarem und Unerreichbarem,
- Leben, Überleben und Tod.
Sie ist in sich glücklich und wünscht anderen dieses Glück.
Eine traumatisierte Psyche wehrt sich gegen Selbsterkenntnis, indem sie sich auf das Außen fixiert, sich im Reden, im Aktionismus und im Kämpfen verliert. Sie betäubt sich selbst und fördert täglich ihr eigenes Unglück. (Zitat: Ende)
von Stiftung fürKinder