Vom Spielen der Väter mit ihren Kindern - Foto iStock © Vasyl DolmatovDas Spiel der Väter mit ihren Kindern hat sowohl eine besondere als auch weitreichende Bedeutung für die frühkindliche Entwicklung. Wichtige Fähigkeiten für ihr gesamtes späteres Leben erwerben Kinder spielend (!) schon in den allerersten Jahren. Dazu gehören die Kontrolle der Gefühle und der emotionalen Reaktionen auf ihre Umwelt – eine entscheidende Voraussetzung für das spätere Lernen etwa in der Schule. Das Spielen der Väter mit ihren Kindern von Beginn an leistet dazu einen bisher oft unterschätzten Beitrag.

Spielen ist Lernen.

Dieser Satz ist schon seit langem im Bewusstsein der Eltern und auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Dabei wird für die ersten Jahre des Kindes der Mutter die entscheidende Rolle zugewiesen. Dass aber auch der spielerische Umgang mit den Vätern von Anfang an von Bedeutung ist und die frühe Entwicklung auch schon der Babys und Kleinkinder wesentlich mitprägt, wird dagegen kaum anerkannt. Erst in jüngerer Zeit haben sich zunehmend wissenschaftliche Studien mit der Väterrolle und insbesondere mit dem spielerischen Umgang der Väter mit ihren Kindern beschäftigt. Jetzt fasst eine Studie von der Universität Cambridge die Resultate dieser Forschungen in einem Übersichtsbeitrag zusammen.

Prof. Ramchandani, federführender Autor der Studie, resümiert: „Unsere Untersuchung hat praktisch alle Quellen zu diesem Thema, die wir finden konnten, zusammengezogen und Lehren daraus gezogen.“

Einige der Schlussfolgerungen:

Väter widmen einen überraschend großen Teil ihrer Zeit dem Spiel mit ihren Kindern. Die überwiegende Mehrzahl der Väter tut das jeden Tag – auch mit den Allerjüngsten.

Das Spiel der Väter mit den Kindern hat einen anderen Charakter, ist physischer, „sportlicher“ und rauher als das Spiel der Mütter.

Die Häufigkeit des Spielens nimmt bei den Vätern zunächst über die gesamte Baby- und Kleinkind-Zeit zu und geht etwa mit Erreichen des Schulalters wieder leicht zurück.

Sämtliche Studien fanden einen nachweisbaren Einfluss des väterlichen Spiels auf die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung der Kinder. Kinder mit besonders viel und intensiver Spielzeit mit ihren Vätern zeigten später weit weniger Symptome von Hyperaktivität, psychischen oder Verhaltensproblemen, hatten ihre Aggressionen besser unter Kontrolle und waren seltener in Prügeleien verwickelt bei Auseinandersetzungen in der Schule.

Die Forscher führen diese Effekte auf den Väter-typischen Charakter der Spiele mit den Kindern zurück, betonen aber auch die Bedeutung des mütterlichen Spiels. Erst die Kombination der unterschiedlichen Ausdrucksformen im Spiel von Vätern und Müttern geben den Kindern die Chance, die wichtigsten Fähigkeiten zu lernen und zu entwickeln, die sie für ein erfolgreiches Leben später benötigen.

Die Forderung an die Politik, die sich aus diesem Resultaten ihrer Studie ergeben, formulieren die Autoren so: „Auf der politischen Ebene bedeutet das, dass Strukturen geschaffen werden müssen, die den Vätern, ebenso wie den Müttern, Zeit und Räume für das Spielen mit ihren Kindern in diesen kritischen frühen Jahren zur Verfügung stellen. Bei der Betreuung der Kinder durch ihre Väter sehen wir bereits so etwas wie einen Kulturwandel. Aber das ist erst der Anfang und dieser muss sehr viel weiter gehen.“

von Redaktion fürKinder

Links zum Thema

„Father-child play: A systematic review of its frequency, characteristics and potential impact on children’s development“, Annabel Amodia-Bidakowska, Ciara Laverty, Paul G. Ramchandani, PEDAL Research Center, Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Cambridge, UK und der Lego Stiftung, Dänemark, Developmental Review, 2020; 57: 100924 DOI: 10.1016/j.dr.2020.100924

Vaterliebe – eine unterschätzte Rolle

Vaterlos und depressiv

Familien brauchen gute Väterlichkeit, Dr. phil. Matthias Stiehler, Erziehungswissenschaftler, Psychologischer Berater