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Elternschaft Module2023-05-04T17:16:02+02:00

Elternschaft

Elternschaft & Bindung – worum geht es dabei?

Eltern sind keine Zauberer. Sie machen sich viele Gedanken über die richtige Erziehung und übernehmen gemeinsam die Verantwortung. Das enorme Engagement beider Partner führt jedoch auch zu Spannungen, da die Belastungen im Familienleben sehr hoch sind. Warum kommt es immer wieder bei den alltäglichen familiären Aufgaben, zu Fragen der Haushaltsführung und zur Kindererziehung zu Auseinandersetzungen bzw. zu Missverständnissen? Erklärungen gibt unter anderem die Gehirnforschung.

Um die mütterliche und väterliche Sensibilität zu fördern und leidvolle Momente des Stresses zu vermeiden bzw. zu reduzieren, ist es hilfreich, sich den geschlechtsspezifischen Hintergrund von Frauen und Männern anzuschauen. Denn eine harmonische Elternschaft und die Art wie Mütter und Väter mit ihrem Kind umgehen, hat einen großen Einfluss darauf, wie sich das emotionale Gehirn und somit die Zufriedenheit des Kindes entwickelt.

Der Einfluss auf das Denken und Verhalten von Müttern und Vätern

Frauen haben eine höhere Empathiefähigkeit und eine umfassendere Wahrnehmungsfähigkeit, was sich durch die strukturellen und biochemischen Unterschiede im Vergleich zu den meisten Männern erklären lässt.

Weibliche Gehirnstruktur Die besondere Gehirnstruktur der meisten Frauen bewirkt durch mehr Verbindungen zwischen beiden Gehirnhälften, also der zeitgleichen Nutzbarkeit beider Hälften und der stärkeren Myelinisierung (Umwicklung) von Axonen (Fortsatz einer Nervenzelle), eine schnellere Wahrnehmung, eine bessere Übersicht über Problembereiche und eine geringere Vergesslichkeit.

Männliche Gehirnstruktur Bei den meisten Männern bewirken die etwas geringeren Verbindungen zwischen den Gehirnhälften, die dichteren Zellverbände in bestimmten Gehirnregionen, die geringere Masse an myelinisierten Axonen und die stärkere Asymmetrie des Gehirns, dass sie sich gut auf eine Sache fokussieren und gleichzeitig störende Außenreize ausblenden können.

Die durch die hohe Abgrenzungsfähigkeit und die im Vergleich zu Frauen geringere umfassende Wahrnehmung der Umwelt führt dazu, dass Männer manches nicht sehen, was für Frauen offensichtlich ist, und häufiger Dinge vergessen. Das führt zwangsläufig zu Konflikten in der Partnerschaft; denn dies wird von den Frauen aufgrund ihrer gut funktionierenden Interpretationsfähigkeit oft als Missachtung ihrer Person gedeutet.

Frauen merken das im Alltag an den Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit des Partners zu erhalten, wenn er mit etwas beschäftigt ist. Er bestätigt dann kurz den Wunsch der Frau, um in Ruhe bei seinen Gedanken bleiben zu können und weiß hinterher nichts von seiner Zusage.

Gut zu wissen: Der vorgeburtliche Testosteronspiegel bestimmt das Ausmaß des typischen Verhaltens von Männern und Frauen, so dass es unterschiedliche Ausprägungen des geschlechtsspezifischen Verhaltens gibt. Diese grundlegende Struktur des Gehirns von Männern und Frauen ist ebenso konstant wie das angeborene Temperament. Eine solche Struktur ermöglicht teilweise flexibleres Verhalten, doch die Funktionen können nicht willentlich beeinflusst werden. Sie kann nur zu einem gewissen Teil durch Umwelteinflüsse überlernt, jedoch nicht vollkommen aufgelöst werden.

Die neurobiologischen Unterschiede zwischen Frauen und Männer beeinflussen den Bindungsaufbau

Durch die zeitgleiche Verarbeitung von Signalen aus beiden Gehirnhälften gelingt Frauen das Hineinversetzen in die Sichtweise und Befindlichkeit des anderen besser. Das heißt die Freisetzung von Oxytocin in Gegenwart des Kindes erhöht das mütterliche Mitempfinden. Bei Vätern ist dies durch ihre typische Gehirnstruktur und eine u. U. aktuelle Testosteronfreisetzung weniger gut möglich. Über die Gefühlsansteckung merken dies die kleinen Kinder sofort, so dass sie sich bei problematischen Befindlichkeiten vorwiegend an die Mutter wenden.

Durch die intensivere Wahrnehmung haben Frauen neben den positiven auch die negativen Aspekte gleich im Blick – auch die der eigenen Person. Das Selbstwertgefühl ist dann einfach weniger stabil als das der meisten Männer, die diese Innensicht weniger betreiben (SZ Wissen 14/2007, S. 33). Frauen sind deshalb auch kritischer im Hinblick auf die äußere Erscheinung – auch die ihres Kindes.

Bei den meisten Frauen ist Testosteron in viel geringerem Ausmaß ebenfalls wirksam […]. Wie jedoch Mütter und Väter in fürsorgenden oder Stress-Situationen reagieren, zeigt sich in bildgebenden Verfahren. Mit Hilfe von Gehirnscans werden die unterschiedlichen Aktivitäten bei Müttern und Vätern sichtbar, die auf jeweils individuelle Fähigkeiten schließen lassen.

Das Gehirn einer Mutter zeigt Aktivitätsspitzen im alten Kern des Gehirns, dem limbischen Bereich, wo Zuneigung, Pflege und Risikoerkennung angesiedelt sind.

Das Gehirn eines Vaters zeigt Aktivitätsspitzen im Neokortex, dass unsere höheren sozialen kognitiven Funktionen reguliert.

Die unterschiedliche Empathiefähigkeit sollten sich beide Elternteile bewusst machen, da diese den Unterschied der Bindungsstile widerspiegelt.

Dass die meisten Väter störende Außenreize ausblenden können, macht sich auch bemerkbar, wenn Väter ihre Kinder in der Krippe oder den Kindergarten eingewöhnen.

Väter fokussieren die Fakten und die höhere Freisetzung von Testosteron in herausfordernden und unsicheren Situationen verringert u. U. ihre Empathiefähigkeit. Sie können sich dann besser darauf einstellen, dass „das Kind da durch muss“ und signalisieren dies dem Kind auch unbewusst. Die unvermeidlichen Zweifel der meisten Mütter beim Weinen des Kindes bewirken aufgrund der Interpretationsfähigkeit und der höheren Empathiefähigkeit, dass sie mit dem Kind leiden, was sich über die Gefühlsansteckung auf das Kind überträgt.

Die Erkenntnisse der Neurobiologie – ein Zugewinn für Mütter und Väter

Zu dieser besseren Abgrenzungsfähigkeit gegenüber störenden Einflüssen gehört auch die größere Spielfreude der Väter, weil sie sich gut auf die Spielsituation einlassen können. Sein Spielangebot unterstützt den Spiel- und Lernantrieb des Kindes. In der Folge lässt sich das Kind auch zunehmend von ihm versorgen.

Väterliche Fürsorge beruht zwar auf Pflege und Sicherheit, aber auch auf Vertrauen, mutig in die Welt hinauszugehen und sie zu erforschen, sich Risiken und Herausforderungen zu stellen und die geistige und körperliche Widerstandsfähigkeit aufzubauen, um mit diesen beiden unvermeidlichen Aspekten des Lebens fertig zu werden – immer in der Gewissheit, dass man jederzeit zu Papa zurückkehren kann, um ihn zu umarmen.

Mütterlicher Trost Mütter haben durch ihre besondere Gehirnstruktur ständig eine Liste mit unerledigten Arbeiten im Kopf; das verhindert häufig ein unbefangenes Spielen mit den Kindern, weil die Kinder über die Gefühlsansteckung die gedankliche Abwesenheit der Mütter bemerken. In solchen Situationen werden Kinder leicht unruhig und ungehalten, weil die Mutter die kindlichen Aktionen und Bedürfnisse aus dem Blick verliert. Das passiert auch, wenn Eltern durch das Smartphone in besonderer Weise absorbiert „aufgesaugt“ werden, wie die Smart.Baby Studie zeigt. Bezeichnend dabei war, dass die Mütter die Kinder nach dem Still-Face-Experiment stärker trösteten als nach der zeitgleichen Unterbrechung durch ihre Smartphonenutzung. Diese sahen die Mütter als nicht für so schlimm an, obwohl die Stressbelastung für das Kind ebenso hoch war.

Gut zu wissen: Mütterlicherseits war es vor allem die frühe Bindungsbeziehung, die das spätere innere Modell von Bindung des Kindes vorhersagen konnte. Väterlicherseits wurde die spätere Bindungsfähigkeit durch die im Spiel gezeigte Feinfühligkeit des Vaters bestimmt. Diese Spiel-Feinfühligkeit des Vaters steht in einem engeren Zusammenhang mit der späteren Entwicklung des Kindes als die Sicherheit der frühen Vater-Kind-Beziehung.

Das Band zwischen Mutter und Kind und Vater

Mama und Baby beziehen ihr Glücksgefühl aus der Fürsorge.
Papa und Baby erhalten neurobiologische Belohnungsspitzen, wenn sie zusammen spielen.

Diese beiden elterlichen Bindungsarten haben sich unterschiedlich entwickelt, um sicherzustellen, dass das Kind, insbesondere in den ersten beiden wichtigen Lebensjahren, in denen sich das Gehirn schnell entwickelt, ein ganzheitliches Entwicklungsumfeld erlebt. Wir wissen, dass das Gehirn eines Kindes sich so entwickelt hat, dass es eine Belohnung in Form von neurobiologischen Spitzenwerten erfährt, wenn das Kind mit seinem bevorzugten Spiel- oder Lieblingspartner interagiert.

Eltern, die sich der neurobiologischen Befunde bewusst sind, festigen das emotionale Band zwischen ihnen und ihrem Kind. Eine schützende Fürsorge hilft Kindern mit negativen Gefühlen umzugehen, eine feinfühlige Beziehung hilft die Umgebung ohne Angst zu erkunden und im Erwachsenenalter furchtloser in fremden Situationen zu sein. Und auch Mütter und Väter sind zufriedener und entspannter, wenn ihr Kind „auf Wolke sieben schwebt“.

Kinder neigen dazu, Papa zum Spielen aufzusuchen und zu Mama zu laufen, um eine tröstende Umarmung zu bekommen.
Anna Machin in The Power of Attachment

Eine zugewandte Erziehung – vom sicheren Hafen hinaus in die Welt

Väter trauen aufgrund ihrer besonderen Gehirnstruktur ihren Kindern mehr zu als Mütter. Sie tolerieren geringfügige Gefahren für die Kinder. Sie fordern mehr Unabhängigkeit von ihren Kindern und beharren in Konfliktfällen mit dem Kind mehr auf die Durchsetzung von Verhaltensregeln. Sie übertragen den Kindern mehr Verantwortung.

Väter verwenden weniger leicht verständliche Anweisungen. Dieses Weniger an den Erwartungen und Fähigkeiten des Kindes angepasste väterliche Verhalten gibt Anstöße für die Weiterentwicklung des Kindes. Die eher an den eigenen Vorstellungen, an konkreten Handlungen und äußeren Zielen ausgerichtete Interaktion des Vaters mit dem Kind fördert die Selbstkontrolle des Kindes, die Fähigkeiten zur Bewältigung von Aufgaben und die Orientierung an Zielen.

Väter fördern damit die Entwicklung der Selbständigkeit und Individualität des Kindes. Die notwendige positive emotionale Basis zur Selbständigkeitsentwicklung wird stärker durch die Mütter geschaffen.

Sind die Kinder im Jugendalter, zeigt sich der positive Einfluss des Vaters dadurch, dass er ein gutes Modell für die zunehmende emotionale und räumliche Distanzierung und die stärkere Außenorientierung der Jugendlichen wird. Er bleibt konstanter Ansprechpartner für schulische und berufliche Fragen und gesellschaftspolitische Aspekte.

Der positive Einfluss des Vaters auf das Kind ist jedoch abhängig von den Kindheitserfahrungen in der Herkunftsfamilie des Vaters. Je unverträglicher diese waren, desto weniger kann er das Kind in seiner Entwicklung positiv unterstützen.

Aus der Neurobiologie

Der Neurowissenschaftler Norbert Herschkowitz formuliert die Auswirkungen auf das Denken, Wahrnehmen und Verhalten so: „Soziokulturelle Einflüsse sind allgegenwärtig und haben Einfluss auf unser Verhalten. Doch biologische Unterschiede zwischen den Gehirnen von Männern und Frauen sind ebenfalls eine Tatsache, und diese Unterschiede sind strukturell, physiologisch und biochemisch. Sie haben Einfluss auf Wahrnehmung, Denken, Erinnerungsbilder und die Verarbeitung von emotionalen Reaktionen und Stress“. Herschkowitz, N. (2008, S.44) Das Gehirn. Freiburg: Herder

Der Neurobiologe Gerhard Roth beschreibt detailliert die Einzelheiten geschlechtsspezifischer Unterschiede im Rahmen seiner Ausführungen über die neurobiologischen Grundlagen von Fühlen, Denken und Handeln. Roth, G. (2001). Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Frankfurt: Suhrkamp

Bindung entdecken - Video Karolien Notebaert„Das Gehirn produziert ca. 70 000 Gedanken und Bilder täglich. Nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht ist das Gehirn sehr aktiv.“  Dr. Karolien Notebaert, Neurowissenschaftlerin, erklärt und zeigt in einem 15 Minuten-Video wie unser Gehirn arbeitet und sich anhand einer einfachen Übung entspannen kann.

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit zu einer unserer Sinne wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen aktivieren, beruhigen sich unsere Gedanken, da das Gehirn nicht in der Lage ist, beispielsweise gleichzeitig zu spüren und zu denken.

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Der Baustein „Elternschaft“ ist in Zusammenarbeit mit Dr. phil. Erika Butzmann, Erziehungswissenschaftlerin, Promotion zur sozial-kognitiven Entwicklung im Kindesalter, entstanden.

[1] Stamm, M.: Neue Väter brauchen neue Mütter – Warum Familie nur gemeinsam gelingen kann, München: Piper, 2018, S. 109 f, S. 55.

[2] Bischof-Köhler, D.: Von Natur aus anders – Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede, Stuttgart: Kohlhammer, 2002, S. 200, S. 379.

[3] Haier, R.J., et. al.: The neuroanatomy of general intelligence – sex matters, NeuroImage, 25, 2005, S. 320-327.

[4] Hausmann, M.: Eine Frage der Symmterie, Gehirn&Geist 6, 2003, S. 56-61.

[5] Herschkowitz, N.: Das Gehirn, Freiburg: Herder, 2008, S. 44.

[6] Roth, G.: Fühlen, Denken, Handeln – Wie das Gehirn unser Verhalten steuert, Frankfurt: Suhrkamp, 2001.

[7] Machin, A.: Papa werden, München: Antje Kunstmann, 2020, Rezension.

[8] Strüber, N.: Die erste Bindung – Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen, Stuttgart: Klett-Cotta, 2016, S. 217).

[9] Bischof-Köhler, D.: Spiegelbild und Empathie – Die Anfänge der sozialen Kognition, Bern: Huber, 1989.

[10] Rizzolatti, G., Sinigaglia, C.: (2008). Empathie und Spiegelneuronen. Die biologische Basis des Mitgefühls. Frankfurt: Suhrkamp.

[11] Butzmann, E. :Elternkompetenzen stärken. Bausteine für Elternkurse. München: Reinhardt, 2011, S. 19.

[12] Grossmann, K., Grossmann, K.E., Fremmer-Bombik, E., Kindler, H., Scheuerer-Englisch, H. & Zimmermann, P.: The uniqueness of the child-father attachment relationship – Fathers‘ sensitive and challenging play as the pivotal variable in a 16-year longitudinal study, Social Development, 11, 2002, S. 307-331.

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